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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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auf, und als Varus, der sich durch die Drohgebärden nicht im Mindesten beeindrucken ließ, seinen Liktoren befahl, die beiden Soldaten zu übernehmen, sah es für kurze Zeit so aus, als ob es zuHandgreiflichkeiten kommen würde. Während Germanen und Römer sich anschrien, ohne sich zu verstehen, blickte der Statthalter zu seinen Soldaten herüber, die auf den Befehl zum Eingreifen warteten. Die Germanen bemerkten es und zögerten. Diesen Moment nutzten die Liktoren, entrissen den Germanen mit entschlossenem Griff die beiden Gefangenen und zerrten sie zu sich herüber. Augenscheinlich trauten sich die Germanen nicht, mit Gewaltanwendung darauf zu reagieren, und so beruhigten sie sich wieder etwas, nicht ohne finstere Verwünschungen auszustoßen.
    In der Zwischenzeit war in der Menge ein hochgewachsener, massiger Germane erschienen, der sich einen Weg durch seine Leute bahnte, bis er vor dem Statthalter stand. Varus war bemüht, die Wogen zu glätten, während die Prätorianer rechts und links von ihm, die Hand am Schwertgriff, nervös um sich blickten und die Liktoren die Gefangenen in die Mitte nahmen. Wieder wurde mithilfe des Dolmetschers debattiert. Schließlich schien eine Einigung zustande zu kommen: Der Hüne nickte einmal kurz, sagte noch etwas zu dem Dolmetscher und wandte sich dann grußlos zum Gehen. Er gab seinen Leuten ein Zeichen, und sie folgten ihm mit feindseligen Mienen zum Waldrand. Caius atmete auf.
    Als die letzten Gestalten zwischen den Bäumen verschwunden waren, bedeutete Varus den Liktoren die beiden Legionäre loszubinden. Sie standen vor ihm und rieben sich die Handgelenke. Die Erleichterung darüber, dassVarus sie nicht den Germanen überlassen hatte, stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Angst hatten sie trotzdem.
    Die angestaute Wut des Statthalters brach nun aus ihm heraus. Er baute sich vor den Soldaten auf und schlug ihnen mehrmals und mit voller Wucht mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie ertrugen es, ohne auch nur zu zucken. »Habt ihr euer bisschen Verstand verloren?«, brüllte Varus. »Wir verhandeln wochenlang mit diesen Barbaren, sitzen in ihren zugigen Hütten, trinken ihren sauren Wein und versichern ihnen, dass wir ihre Bräuche respektieren, und ihr versaut alles!« Die beiden sagten nichts. »Alles!«, schrie der Statthalter und schlug noch einmal zu. Er wies mit dem Daumen hinter sich. »Das versoffene Pack hat gerade verstanden, dass ein Bündnis mit uns von Vorteil ist, und dann kommen zwei Idioten wie ihr und plündern den Opferteich! Nichts Besseres fällt euch ein? Ist das die erste Centurie?« Schließlich beruhigte er sich einigermaßen. Mit zusammengepressten Lippen blickte er zur Seite, als könnte er den Anblick nicht mehr ertragen. Schließlich straffte er sich. »Geht mir aus den Augen!«, herrschte er die Legionäre an. »Ich werde mir für euch was überlegen.« Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand in seiner Unterkunft.
    Später traf Caius den Statthalter wieder, als dieser gerade dabei war, sein Pferd an einem Wassertrog zu tränken.
    Â»Schwachköpfe wie die beiden bringen die Stämme gegen uns auf«, sagte Varus. »Sie glauben, sie können sichhier benehmen, wie sie wollen. Am einfachsten wäre es gewesen, ich hätte sie diesen Marsern überlassen.«
    Â»Warum hast du es nicht getan?«, fragte Caius.
    Varus blickte ihn an, als hätte er gerade die dümmste Frage aller Zeiten gehört. »Weil
ich
die Justiz in dieser Provinz bin.«
    Â»Sie werden nach Rache verlangen«, wandte Caius ein.
    Â»Die meisten ihrer Anführer haben einen Sinn fürs Praktische«, erwiderte Varus. »Wenn sie der Ansicht sind, dass das Bündnis mit uns ihnen nützt, lassen sie sich von solchen Vorfällen nicht beirren.«
    Â»Wenn sie schon selbst nicht nach Rache verlangen, dann vielleicht ihre Götter«, setzte Caius nach.
    Varus schnaubte verächtlich. »Die Götter«, sagte er und lachte bitter. »Die Götter leben im sorgenfreien Ruhestand.«

23
    Lucius war mit einem seiner Vorarbeiter zu einem nahe gelegenen Dorf geritten, um über die Lieferung von Lebensmitteln an die Minenarbeiter zu verhandeln, sodass Caius ihm erst am Nachmittag berichten konnte, was er in der Nacht beobachtet hatte und wie es am Morgen fast zu einer handfesten Auseinandersetzung mit den Marsern gekommen

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