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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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Gerichtssitzungen ab, wenn sich die Einheimischen untereinander nicht einig werden konnten. In manchen Dörfern wurden kleine Abteilungen von Soldaten zur Sicherung der Handelswege zurückgelassen. Caius beneidete die Legionäre nicht, zumal mit keinem Wort erwähnt wurde, wie lange sie in dem fremden Land bleiben sollten.
    Am Morgen des dritten Tages tauchten in der Ferne die ersten Hügel auf. Zweimal noch überquerten sie kleinere Flüsse an seichten Stellen, die einheimische Führer ihnen gezeigt hatten. Dann stieg das Gelände an. Bewaldete Berge schoben sich im Näherkommen zur Seite, gaben Täler frei und falteten die Landschaft in immer neuen Lagen aus dunkelgrünem Teppichwerk übereinander. Es wurde kühler. Ein paarmal begegneten sie Männern mit Packpferden.
    Am Nachmittag des vierten Tages, als sie sich gerade mit dem Abstieg von einer steilen Anhöhe abmühten, kam am Fuß des gegenüberliegenden Berges eine Siedlung in Sicht, die sich von den üblichen Gehöften des Flachlandes unterschied. Die Häuser waren kleiner und standen dichter beieinander. Im Näherkommen entdeckte Caius, dessen Blick von der immer gleichen Landschaft abgestumpft war, in unregelmäßigen Abständen zwischen dem Gestrüpp des teilweise abgeholzten Hanges dunkle Höhlen, in denen Menschen verschwanden und wieder hervorkamen. Rauchfahnen stiegen zwischen den Bäumen in den Himmel.
    Während Caius noch darüber nachdachte, was das für eine Siedlung sein mochte, erblickte er die Gestalt von Varus am Rand des schmalen und von Lichtungen unterbrochenen Waldweges, über den die Kolonne dahinzog. Er war aus dem Zug ausgeschert. Allein.
    Als Caius zusammen mit Lucius zu ihm aufgeschlossen hatte, lächelte der Statthalter ihnen erwartungsfrohentgegen. »Wir sind bei der Mine angekommen«, sagte er feierlich. »Lucius Flavius Verucla – hier wird dein Erbe vermehrt.«
    Lucius grinste. »Um ehrlich zu sein, hoffe ich, dass ich es nicht so bald antreten muss.«
    Der Statthalter grinste zurück. »Dann tu deinem Vater den Gefallen und sorg dafür, dass er es noch zu Lebzeiten verprassen kann.«
    Â»Ich gebe mein Bestes«, sagte Lucius.
    Sie ritten eine Weile schweigend nebeneinanderher, während sich hinter ihnen die Transportkarren ächzend über Baumwurzeln mühten. Nachdem sie die letzte Senke durchquert hatten, stieg das Gelände wieder an, und vor ihnen tauchte eine Siedlung auf, hinter der ein Dutzend Stollen in den Berg getrieben war. Vor den ersten Häusern stiegen sie ab. Die Gebäude waren in römischer Fachwerktechnik errichtet und beherbergten die Arbeiter, die sich in den Stollen zu schaffen machten.
    Während Varus die Reihe der Legionäre mit einem Wink nach links zu einer größeren freien Fläche abschwenken ließ, ging Lucius zielstrebig auf einen Mann in einer schmutzigen Tunika zu, der gerade aus dem größten der Häuser herausgetreten war.
    Solange Lucius mit dem Mann sprach, besah Caius sich das Treiben. Die Arbeiter waren ausnahmslos Sklaven, zumeist mit schwarzem Haar und südländischer Gesichtsfarbe, die man zur Erschließung und Bestellung der Mine hierher geschickt hatte. Zwischen den Gebäuden lagenHolzstapel herum. Geräusche erfüllten die Luft: Einige der Männer sägten Baumstämme klein, andere hackten die Stücke zu Scheiten und schichteten sie auf. Nicht weit von den Stolleneingängen waren Brennöfen in den Boden eingelassen, deren verziegelte Schlote zum Himmel aufragten und mit hohem Druck Rauch ausspien – die Rauchfahnen, die sie schon vom gegenüberliegenden Hang aus gesehen hatten. Aus dem Berg drang undeutlich der helle Klang von Metall. Sklaven erschienen mit Handkarren, auf denen sich dunkle und teilweise silbrig glänzende Gesteinsbrocken häuften, die sie vor den Brennöfen in hölzerne Kästen kippten. Wieder andere verschwanden in den schräg in den Boden getriebenen Rampen, die zum unteren Teil der Öfen führten, reichten die Kästen mit dem Erz nach unten, zogen eiserne Pfannen hervor oder kippten Schlacke in Gruben. Alles in allem waren an die siebzig Männer hier beschäftigt. Ihre ausdruckslosen Gesichter waren von Ruß geschwärzt und ihre Kleidung starr vor Schmutz.
    Lucius hatte seine Besprechung vorläufig beendet und kam zurück. Er war ganz in seinem Element und darüber hinaus froh endlich

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