Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
Vom Netzwerk:
Stockwerke unter ihm, konnte er zwei Männer sehen, die auf Holzkisten saßen. Sie schienen sich eine Zigarette zu teilen.
    Die Browning war präzise genug, um ihm aus dieser Entfernung einen sicheren Schuss zu ermöglichen, aber das wollte er nicht in die Tat umsetzen. In den nächsten Minuten war das Wichtigste, sich lautlos zu bewegen. Er huschte wie ein Geist über den Steg und suchte die Treppe, die zur nächsten Ebene hinunterführte. Er sah, dass sie sich in der gegenüberliegenden Ecke befand, was bedeutete, dass er sich über die gesamte Länge des Lagerhauses geduckt bewegen musste. Unterwegs warf er immer wieder einen Blick nach unten. Keiner der Männer blickte nach oben.
    Frost nahm die Stufen nach unten, er drückte sich mit den Schultern an die Wand, während er die rechtwinkligen Kehren der Treppe hinablief. Er ging nicht ganz bis unten. Er wollte erst so viel wie möglich darüber herausfinden, womit er es hier zu tun hatte, also schlich er sich auf den Steg im zweiten Stock hinaus. Wie weiter oben führte auch dieser Steg um den kompletten Innenraum des Lagerhauses. Durch die Gitter konnte er bis zum Boden hinabsehen. Umgekehrt bedeutete das, dass jeder, der nach oben blickte, auch ihn sehen konnte; auf diesen Handel ließ er sich jedoch gerne ein. Das Verhalten der beiden Männer, die er vom fünften Stock aus beobachtet hatte, verriet ihm alles, was er über diese Leute und ihre Vorgehensweise wissen musste. Sie hatten ihre Geiseln seit einer Woche bewacht, ohne dass es zu nennenswerten Zwischenfällen gekommen wäre. Sie waren nachlässig geworden.
    Er ging weiter auf den Metallsteg hinaus. Zwei weitere Männer tauchten auf und gesellten sich zu den beiden auf den Packkisten. Es waren ziemlich große Kerle. Einer von ihnen hatte eine Heckler&Koch MP5 lässig über die Schulter gehängt. Frost beobachtete aufmerksam, wie der Mann sich bewegte. Seine Körperhaltung drückte ein lockeres Selbstvertrauen aus, als er sich zu den anderen setzte. Er nahm ein Päckchen Zigaretten aus seiner Hemdtasche und zündete sich eine davon an. Frost wartete und beobachtete. Er versuchte, die Zahlen durchzurechnen. Wenn Annie acht Männer gesehen hatte, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie sich in zwei Schichten von jeweils vier Mann abwechselten. Er erkannte in keinem von ihnen den Nachtwächter – das hieß, dass es noch mindestens einen Mann draußen gab, dessen Position er nicht genau kannte.
    Es war unmöglich, sie alle auf einmal auszuschalten. Er würde sie einzeln erledigen müssen.
    Der Kerl mit der MP5 trat seine halb gerauchte Zigarette mit dem Stiefel aus.
    Es wäre ein Leichtes gewesen, weiter auf den Steg hinauszugehen, zwei schnelle Schüsse abzugeben, damit zwei der Wächter auszuschalten, und sich dann auf den Weg nach unten zu machen. Sie würden nicht wissen, was sie erwischt hatte, und in der folgenden Panik hätte er Zeit, sich um den Rest von ihnen zu kümmern. Allerdings wusste er nicht, wann der Schichtwechsel stattfand und die Ablösung erschien, wie viele Männer sich wirklich im Lagerhaus aufhielten, und ob der Lärm der Schüsse bis zu dem Nachtwächter draußen dringen würde. Das waren Variablen, die er nicht beeinflussen konnte. Wenn man in diese Rechnung noch die automatischen Waffen aufnahm, wurde das Risiko zu groß, dass etwas schief gehen konnte. Die Situation wurde schwerer kontrollierbar. Es war vorbei, wenn nur einer der Entführer in den Raum mit den Geiseln ging und dort um sich zu schießen begann.
    Sein Instinkt riet ihm dazu, die Regeln zu diktieren.
    Das bedeutete, er musste schnell und hart zuschlagen und dabei nach Möglichkeit unentdeckt bleiben.
    Er kroch den Steg entlang, in dem Wissen, dass schon die kleinste Bewegung jederzeit die Aufmerksamkeit von einem der Kidnapper erregen konnte. Er hielt sich so dicht an der Wand wie möglich. Es dauerte eine ganze Minute, bis er sich in Position befand. Frost kauerte sich auf den Boden. Er hatte einen perfekten Überblick über die Todeszone unter ihm. Die Browning lag schwer in seiner Hand, hungrig. Manchmal kam es ihm so vor, als ob er diese Waffe schon sein ganzes Leben tragen würde. Eine parasitische Beziehung verband ihn mit ihr. Sie hatte ihm schon mehr als einmal das Leben gerettet, aber manchmal hatte er das Gefühl, dass sie nach Blut dürstete. Jetzt war einer dieser Momente. Er atmete tief und zwang seine Brust, sich regelmäßig zu heben und zu senken.
    Frost hob die Browning und nahm den Mann mit der MP5

Weitere Kostenlose Bücher