Silber
getroffen hatte. Es war doch ein tödlicher Treffer gewesen.
„Du bist schon tot“, sagte Frost. „Wenn ich dich nicht umbringe, wird es einer aus der Schlägertruppe tun. Die einzige Möglichkeit, dass ich dich
nicht
töte, besteht darin, dass du mir einen Namen nennst. Also, für wen arbeitest du?“
Der Mann knirschte mit den Zähnen.
Frost hob seine Waffe und zielte damit genau zwischen die Augen des Mannes, die zunehmend glasiger wurden.
Frost war fast sicher, dass der Mann nicht nachgeben und stur und stumm sterben würde. Ihm musste klar sein, dass er bereits im Sterben lag. Sein Blick war verschwommen, als er zu Frost aufblickte. „Mabus“, sagte er.
Frost schoss ihm die Kugel zwischen die Augen.
Er hatte einen Namen. Mabus.
Frost steckte die Browning ins Holster und ging hinüber zum Tor. An der Wand daneben war ein großer roter Knopf. Er drückte ihn. Zahnräder erwachten knirschend zum Leben, und das Tor begann sich langsam zu heben; das Metall quietschte laut, als es sich drehen musste.
Lichtstrahlen strömten unter dem Tor hindurch in das Lagerhaus und warfen Schatten über den Betonboden. Die Kälte der hereinbrechenden Morgendämmerung kroch herein. Frost trug das Mädchen ins Freie. Die Sonne ging rot über der Stadt auf der anderen Seite des Flusses auf. Das helle Licht stammte von den Frontscheinwerfern von sechs Autos, die auf der anderen Seite des Zaunes standen. Er hörte Stimmen, die etwas riefen, aber er konnte die Worte nicht verstehen. Er konnte gerade so die Umrisse der Männer erkennen, die hinter den Scheinwerfern standen. Einer von ihnen trat nach vorn, so dass er von hinten angestrahlt wurde, als er sich dem Tor mit dem schwerem Vorhängeschloss näherte.
Frost bedeutete den Frauen und Mädchen, weiterzugehen.
Zuerst zögerten sie; sie fühlten sich verloren, jetzt, da sie draußen waren. Die Erwachsenen schienen besonders misstrauisch zu sein, sie näherten sich vorsichtig dem Licht, als ob sie fürchteten, dass es ihnen jemand plötzlich wieder wegnehmen und sie zurück in das Höllenloch treiben könnte. Als sie erkannten, dass die Scheinwerfer zu Streifenwagen der Polizei gehörten, rannten sie auf den Zaun zu. Frost war nicht ganz so glücklich, die Jungs in Blau zu sehen.
Er dachte kurz darüber nach, das Mädchen abzusetzen und dann zu versuchen, zurück in die Schatten zu verschwinden. Es bestand die Chance, dass er sein Jackett, die Lederjacke und dann die Ducati fand – doch er musste nur auf den hell ausgeleuchteten Boden unter seinen Füßen blicken, um zu wissen, dass es eine dumme Idee war, sich jetzt aus dem Staub machen zu wollen. Stattdessen ergab er sich seinem Schicksal und ging langsam auf das Tor zu.
Als er dort ankam, hatten die Uniformierten bereits die Kette des Schlosses durchtrennt und angefangen, sich um die ersten Frauen und Kinder dort zu kümmern.
„Ich kann sie Ihnen abnehmen, Sir“, sagte eine Polizistin und streckte die Hände nach dem Mädchen aus. Sie hatte ein hübsches Lächeln, aber ein strenges Gesicht. Frost reichte ihr die kleine Vicky, er wuschelte ihr durch die Haare, als sie sich aus seinem Griff löste. Ein weiterer Polizist gesellte sich zu ihnen, und Frost konnte fast die Götter im Himmel lachen hören. Es handelte sich um den kleinen mürrischen der beiden Beamten, mit denen er nach dem Verlassen des Hauses von Familie James in der Halsey Road gesprochen hatte.
Der Mann ging direkt auf ihn zu, und als Frost sich abwenden wollte, sagte er: „Na sowas. Interessant, Sie hier zu treffen“, und schüttelte langsam den Kopf, als ob nun tatsächlich der Sankt-Nimmerleinstag angebrochen wäre. „Das ist doch mal ein Zufall, finden Sie nicht? Ich habe langsam das Gefühl, dass ich Sie öfter sehe als meine eigene Mutter. Erst sind Sie vor einem Haus, in dem ein Mord geschehen ist, während draußen die Hölle losbricht. Seien wir ehrlich, das allein ist schon eine gehobene Augenbraue wert. Und jetzt sind Sie hier und retten all diese Frauen und Kinder wie irgend so ein Superheld. Es fehlt eigentlich nur das brennende Haus, um das Bild abzurunden. Warum sagen Sie mir nicht einfach, wer zum Teufel Sie sind, Mister Superheld?“
Frost sah den Polizisten an. Es dauerte zwei Sekunden, bis er den Mann einschätzen konnte. Er hatte das Kleiner-Mann-Syndrom. Er war verbittert, wütend und auf der Suche nach einem Schuldigen. „Frost“, sagte er. Er machte sich nicht die Mühe zu lügen. „Ronan Frost.“
„Sollte ich Sie
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