Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile

Vom Netzwerk:

Siedler im Westjordanland und im Gazastreifen bekannt geworden war.
    Die PLO hatte die Bombe in seinem Wagen installiert, aber sie hatten nicht damit gerechnet, dass seine Frau an diesem Tag das Auto fuhr. Nicht, dass ihnen das viel ausgemacht hätte. Dassah Schnurs Tod hatte jedoch zur Folge gehabt, dass Gavrel Schnur zum Reklamehelden seiner Partei geworden war. In den Tagen direkt nach ihrer Ermordung war er auf das Podium getreten und hatte die Palästinenser der Feigheit bezichtigt. Er hatte den Mördern seiner Frau Rache geschworen. Seine Parole hatte gelautet, dass die Palästinenser gottlose Terroristen seien, denen das Töten schon im Blut lag, und dass er nicht eher ruhen würde, bis sie aus Judäa, Samarien und dem Gazastreifen vertrieben wären. Und nun saß dieser Mann vor ihr, als der Hüter der Staatssicherheit. Es war schon fast zynisch.
    „Ich habe das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein, Gavrel“, sagte sie und genoss das kleine Lächeln, das er ihr zuwarf. Sie waren wie zwei Spieler auf gegenüberliegenden Seiten des Kartentisches, und sie hielten ihre Karten dicht vor der Brust.
    „Sehr gut, meine Liebe. Sie enttäuschen mich nicht. Sagen Sie, was hat mich verraten?“ Er leckte sich wieder über die Lippen.
    „Ich habe mich an das Auto erinnert“, sagte sie.
    „Selbstverständlich, selbstverständlich. Jeder erinnert sich an meine große Tragödie. Nur wenige Menschen erinnern sich an die großen Triumphe meines Lebens, aber das nehme ich ihnen nicht übel. Manchmal kann ich mich selbst kaum daran erinnern. Aber Dassah, Dassah werde ich nie vergessen. Selbst nach all diesen Jahren warte ich immer noch darauf, dass sie vom Einkaufen nach Hause zurückkommt. Das ist meine große Tragödie. Aber Sie sind bestimmt nicht hierher gekommen, um sich mit mir über meine verstorbene Frau zu unterhalten, nicht wahr?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er verlagerte das Gewicht in seinem Stuhl, das Holz und das Leder knarrten protestierend.
    Wenn sie sich richtig erinnerte, hatte Gavrel Schnur sich persönlich an die Verfolgung der Mörder seiner Frau gemacht. Sie konnte es sich nur schwer vorstellen, wie sie ihn so aus dem Stuhl quellen sah, aber er hatte offenbar den Bombenleger, den Chemiker, der die Bombe gebaut hatte, und den Mann, der sie in Auftrag gegeben hatte, gejagt und getötet. Schnur hatte nach Art des Aman gearbeitet. Er hatte beobachtet, Informationen gesammelt und Pläne geschmiedet, bis in einer langen Nacht in Tel Aviv alle Personen, die auch nur entfernt mit dem Tod seiner Frau zu tun hatten, Opfer von scheinbar unzusammenhängenden Unfällen und Gewaltverbrechen wurden. Die Zufälle häuften sich jedoch, und bis zum Morgengrauen wusste jedermann, dass Gavrel Schnur Vergeltung geübt hatte. Das hatte seinen Platz im politischen Spektrum der Stadt mehr als alles andere untermauert.
    „Sicher hat Uzzi unser Interesse an Ihren Untersuchungen bereits erwähnt. Es ist äußerst merkwürdig, dass nach all den Jahren plötzlich jemand nach meinem alten Freund Akim fragt. Ich hatte geglaubt, dass die Welt ihn vergessen hätte, wie so vieles andere auch. Und auf einmal taucht sein Name wieder auf. Sie können sich sicherlich vorstellen, warum das in unserem Büro für gehörige Aufregung gesorgt hat. Wir haben, wie es sich versteht, unsere Hausaufgaben gemacht. Sie sind eine junge Dame mit außerordentlich guten Beziehungen, Miss Nyrén. Sie haben Freunde in den viel gerühmten ‚hohen Stellen‘.“
    Orla nickte. Sie sagte nicht viel. Sie wollte sich erst anhören, was die Kröte zu sagen hatte. In dieser Welt, das wusste sie, war Wissen eine harte Währung. Die Redewendung, dass Wissen Macht war, war für die heiligen Hallen der Spionagearbeit erdacht worden. Wissen wurde nur gegen anderes Wissen ausgetauscht. Sie musste entscheiden, wie viel von ihrem Wissen sie preisgeben wollte, und abwägen, was sie dafür erhalten würde. Sie stieg mit dem niedrigsten Einsatz ein, indem sie wiederholte, was sie Sokol auf dem Friedhof erzählt hatte. Sie umriss die Versicherungsausschüttungen von Humanity Capital, die Nummernkonten bei Hottinger & Compagnie mit den unregelmäßigen Aus- und Einzahlungen, die von einem Toten vorgenommen wurden, und zeigte ihm zum Abschluss die beiden verschiedenen Akim Caspis auf den Fotos, die sie in ihrem Koffer hatte. Als sie fertig war, sagte sie: „Sokol hat gesagt, ich müsste etwas über die Dreizehn Schreie erfahren. Ich glaube, jetzt wäre ein ausgezeichneter