Silberband 001 - Die Dritte Macht
es
sich um ein ganz ›gewöhnliches‹ Transportfeld zur Bewegung materiell stabiler Körper gehandelt.
Das wäre auf Arkon so üblich.
Sie hatte die Worte sorgfältig gewählt, nur hatte sie nicht die Ironie verbergen können. Für
sie waren die Menschen nach wie vor unterentwickelte Kreaturen, mit denen man nur aufgrund der
schwierigen Lage zusammenarbeiten durfte.
Sie standen in einem kleinen Vorraum und warteten auf Doc Manoli. Er hatte genügend
Bildmaterial erhalten, um sich vorstellen zu können, wie es im Körper eines Arkoniden aussah. Auf
alle Fälle, dessen war Rhodan sicher, hatte Manoli ein ganz ungewöhnliches medizinisches Problem
zu bewältigen. Es mußten zahllose Schwierigkeiten überwunden werden. Von keinem Arzt der Welt
konnte erwartet werden, daß er mit einem fremden Organismus auf Anhieb fertig wurde. Das war ein
Studiengebiet für sich, ganz abgesehen von den Gefahren, die bei einer Behandlung eintreten
konnten.
Es war ein risikoreiches Spiel mit dem Leben des Fremden. Kein Mensch konnte sagen, wie er auf
irdische Medikamente reagieren würde.
Dr. Manoli war aber ein Mann, auf dessen Urteil man sich verlassen konnte. Wenn keine
sofortige Hilfe möglich war, dann mußten eben die besten Mediziner der Erde eingesetzt werden.
Rhodan war entschlossen, notfalls die gesamte pharmazeutische Industrie der Welt auf Hochtouren
zu bringen. Dieser Fremde mußte gerettet werden, egal wie!
Doc Manoli war seit zehn Stunden verschwunden. Niemand konnte ihm helfen, denn sie waren keine
Mediziner. Thora wurde unruhig. Sie schien zu ahnen, daß sie vor einem Wendepunkt ihres Lebens
stand. Ihre verworrenen Vorstellungen über die Entwicklungsfähigkeiten der Menschen trugen nicht
zu ihrer Beruhigung bei.
Rhodan beobachtete sie mit Sorge. Sie gab sich alle Mühe, ihre innere Not hinter ätzendem
Spott und gnädiger Herablassung zu verbergen. Dabei fühlte sie, daß sie von dem großen Mann mit
den intelligenten Augen durchschaut wurde.
Für Thora wäre alles einfach gewesen, wenn die fremden Intelligenzen nicht genauso ausgesehen
hätten wie die Angehörigen ihres eigenen Volkes. Das deprimierte sie unbewußt und brachte sie in
eine seelische Notlage. Mit nichtmenschlich aussehenden Geschöpfen wäre sie ohne weiteres fertig
geworden. Sie spürte Rhodans Willen, anerkannt zu werden und als echte Intelligenz zu gelten. Er
nahm das Recht in Anspruch, sich mit ihr, der Arkonidin, vergleichen zu dürfen. Noch niemals
zuvor war man ihr derart fordernd begegnet. Sie war an das Kuschen gewohnt, an die
selbstverständliche Anerkennung ihrer Macht. All das schien diesen Mann überhaupt nicht zu
berühren. Er hatte sie mit seinem gelassenen Verhalten bis zur Weißglut gereizt. Thora war außer
sich.
Sie richtete sich auf, als Rhodan auf sie zu kam. Ihr wütender Blick wurde mit einem
freundlichen Nicken beantwortet. Spürte er ihre Abneigung nicht? Er schien ihre Haltung zu
ignorieren.
»Ich habe wieder eine klare Frage, Madam«, sagte Rhodan. »Besser ausgedrückt, ich beschäftige
mich mit einer gewissen Problematik. Kennt man auf Ihrer Welt Zahlungsmittel, also Geld oder
Tauschgegenstände, die man zum Erwerb anderer Dinge anbieten kann?«
»Bei einem galaktischen Handelsverkehr zwischen mehr als zehntausend bewohnten Planeten läßt
sich das kaum umgehen«, erklärte sie spöttisch.
»Sehr schön«, meinte er ungerührt. »Ich werde Crest nun doch zur Erde bringen müssen. Wir
haben an Bord meiner winzigen Rakete weder die nötigen Medikamente noch die erforderlichen
Untersuchungsgeräte. Unter Umständen ist eine Operation erforderlich. Was haben Sie als
Zahlungsmittel anzubieten? Wie steht es mit wertvollen Grundstoffen, künstlichen Elementen oder
sonstigen Dingen?«
»Ich habe normale Tauschgüter für Entwicklungswelten der C- und D-Stufe an Bord. Es handelt
sich um Werkzeugmaschinen mit eigener Energieversorgung, Vollrobot-Steuerung und Laufgarantie für
etwa achtzig Jahre Ihrer Zeitrechnung. Es sind Maschinen für alle Wirtschaftszweige. Dazu kann
ich mikromechanische Güter anbieten, wie tragbare Elementtaster, Bodenreformer,
Schwere-Neutralisatoren für den Einpersonen-Flugbetrieb und …«
»Hören Sie auf, ich werde wahnsinnig«, stöhnte Flipper.
»Das ist doch verrückt! Sie stellen die Erde auf den Kopf. Man wird sich wegen Ihrer
Wundermaschinen die Schädel einschlagen.«
»Das ist Ihre Sache. Ich habe nur ungefährliche Dinge für primitive
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