Silberband 003 - Der Unsterbliche
Imperialisten eine Lehre erteilen.
Wo bleibt Chrekt-Orn?«
»Er wartet auf dem Landefeld.«
»Gut, gehen wir.«
Es war alles nach Art der Topsider bestens vorbereitet worden. Eine Tribüne erhob sich direkt
vor den angetretenen Mannschaften, eingerahmt von Bildaufnahmegeräten und Übertragungsanlagen.
Rok-Gor war sehr daran interessiert, daß der Despot – über achthundert Lichtjahre
entfernt – Zeuge seines geplanten Auftritts wurde. Der Herrscher sollte sehen, wie gut seine
Entscheidung gewesen war, ihn, Rok-Gor, zum Oberbefehlshaber der Expeditionsstreitkräfte zu
machen. Die endgültige Beförderung zum Raumadmiral konnte nur noch eine Frage der Zeit sein. Daß
sie gleichzeitig für den unglücklichen Chrekt-Orn Tod oder Verbannung bedeutete, berührte ihn
nicht.
Chrekt-Orn hingegen sah der Ankunft des Kommissars verständlicherweise mit sehr gemischten
Gefühlen entgegen.
Der Oberbefehlshaber nutzte die verbliebene Zeit, die Truppen zu inspizieren.
Überlichtschnelle Patrouillenschiffe kontrollierten den Raum um Ferrol und sorgten dafür, daß
keine unliebsamen Überraschungen eintraten. Wenigstens glaubten die Topsider, die Überwachung
könnte sie davor bewahren.
In der Geheimkammer bei dem Transmitter ließ sich Bully laufend von Sengu über die
Vorkommnisse berichten. Der Späher erblickte die Szene so, als weile er mitten unter den
Echsen.
»Jetzt beendet er das feierliche Abschreiten der Truppen – ein eingebildetes Etwas,
dieser neue Kommandant. Dabei kann er selbst nichts dafür, daß er den Posten erhalten hat. Wäre
Chrekt nicht durch uns auf den Kronleuchter gesetzt worden – jetzt nähert sich das
Kurierschiff. Ein riesiger Kasten – nach topsidischen Maßstäben. Natürlich auch eine Spindel
mit dicker Mitte. Es landet. Die Strahlgewehre werden präsentiert. Die Luke öffnet sich. Heraus
kommt eine Echse. Lieber Himmel, so eine bunte Uniform habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht
gesehen! John, jetzt müssen Sie einsetzen. Ich kann nicht hören, was gesagt wird. Sie verstehen
ihre Gedanken ja.«
John Marshall übersetzte.
Rok-Gor hatte seine Leute präsentieren lassen und trat nun dem Kommissar entgegen, der mit
seinem Gefolge direkt vom Schiff aus die Tribüne betreten hatte, auf der zwei Kompanien Platz
gefunden hätten. Es mochten an die zwanzig Echsen sein, die ihn begleiteten. Sie hielten sich
stets in respektvollem Abstand, um die Würde des Kommissars zu betonen. Drinnen im Schiff liefen
die Sendeapparaturen. Über achthundert Lichtjahre entfernt wurde der Despot der Topsider
unmittelbarer Zeuge des galaktischen Ereignisses.
Der Kommissar blieb stehen und wartete, bis Rok-Gor ihn erreichte. Rok-Gor nahm Haltung an und
grüßte.
»Im Namen meiner Truppen begrüße ich den Kommissar des Despoten auf der eroberten Welt der
Wega acht, genannt Ferrol. Ich melde: Die Lage ist ruhig, unsere Streitkräfte sind überlegen, und
die endgültige Vernichtung des Feindes steht kurz bevor.«
Der Kommissar fragte scharf: »Was ist mit diesen unverzeihlichen Fehlern, die gemacht wurden?
Hat Chrekt-Orn nichts zu seiner Verteidigung zu sagen?«
Der ehemalige Kommandant stand bescheiden im Hintergrund. Als sein Name fiel, trat er
schuldbewußt vor. Die schwarzen Echsenaugen blickten traurig und ein wenig ängstlich.
»Wir kämpfen nicht allein gegen Ferronen«, sagte er, »sondern auch gegen die verhaßten
Arkoniden. Sie haben sich bereits in diesem System breitgemacht, wie nach dem Notruf nicht anders
zu erwarten war. Ihre überlegenen Kampfmittel …«
»Überlegen?« rief der Kommissar und warf Rok-Gor einen fragenden Blick zu. »Ich meine, der
Feldzug wäre so gut wie entschieden.«
In diesem Augenblick übernahm André Noir den hilflosen Chrekt.
»Er hat nicht einmal richtig begonnen«, sagte Chrekt mit energischer Stimme. »Rok-Gor
verschweigt dem hohen Kommissar die Schwierigkeiten, mit denen er selbst nicht fertig wird.
Topsider werden verzaubert, tote Gegenstände schweben in der Luft, Kreuzer geraten außer
Kontrolle und beschießen die eigenen Schiffe, die Gedanken unserer Offiziere verwirren sich
und …«
»Lüge!« brüllte Rok-Gor wütend. »Alles pure Lüge! Chrekt-Orn will seine eigene Unfähigkeit
verschleiern. Wir haben es mit einem ganz normalen Gegner zu tun!«
»Ich will gern zugeben, daß unser Gegner normal ist«, unterbrach Chrekt tapfer. »Aber er ist
uns überlegen. Es wäre ratsam, dieses System zu
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