Silberband 003 - Der Unsterbliche
Es mußte unter allen Umständen vermieden werden, daß
Unschuldige bei ihrem Versuch zur Hilfeleistung verletzt wurden.
So feuerten seine Männer gezielte Warnschüsse ab. Ishy hatte ihre Fassung zurückgewonnen.
Während sie planmäßig stolperte und dabei die Hand mit der deutlich erkennbaren Kunststoffkapsel
nach vorn warf, öffnete sich das Schott des zweiten Gleiters.
Marshall übersah die komplizierte Lage. Ohne einen Ton zu sagen, riß er die schwere
Arkonidenwaffe nach oben.
Das fast lautlose Zischen der ferronischen Ultrastrahler wurde von dem tiefen Donnern des
Impulsblasters übertönt. Gewaltsam verdrängte Luftmoleküle glühten entlang der Schußbahn auf.
Ishy sah den sonnenheißen, blauvioletten Energiestrahl auf sich zurasen.
Ihr Schreien war nicht mehr gekünstelt. Als der Strahl wie eine glühende Pranke ihren Körper
erfaßte und ihn trotz des stabilen Abwehrfelds durch die Aufschlagswucht herumwirbelte, glich sie
einer lodernden Fackel.
Ishy fiel still und lautlos. Ihre Nerven hatten bis zum letzten Augenblick durchgehalten, doch
nun unterlagen sie der Anspannung.
Chaktor schoß kalt und überlegt. Ehe Marshall ein zweites Mal anlegen konnte, fiel er fast
gleichzeitig mit André Noir. Ein letzter Schuß aus der Waffe des Hypno-Mutanten verwandelte die
vordere Hälfte des schon halbzerstörten Gleiters in glutflüssig verlaufende Materie.
Fünfzig panikartig fliehende Beobachter sahen, wie ein in weite Gewänder gehüllter Ferrone
jenen Gegenstand aufhob, den die erschossene Fremde mit letzter Kraft weggeschleudert hatte.
Nach einigen weiteren Warnschüssen saßen Chaktors Leute in den bereitstehenden Maschinen. Als
sie mit tosenden Triebwerken in die Luft schossen, blieben auf dem weiten Platz vor den Silos
drei reglose Körper und eine ausglühende Metallkonstruktion zurück.
Marshalls Körper dampfte. Er spähte zu dem verkrampft liegenden Mädchen hinüber. André ruhte
dicht neben ihm.
»Zünde deine Qualmpatrone, Mensch!« raunte er. »Was ist mit Ishy?«
»Besinnungslos«, gab André zurück. »Halte deinen linken Fuß ruhig. Hoffentlich hat ihr
Energieschirm nicht versagt.«
»Unsinn! Achtung, die Leute kommen näher. Zwinge sie, bis zur Ankunft Rhodans von uns
fernzubleiben.«
Andres unheimliche Hypnokräfte begannen zu wirken. Die hilfsbereit nähereilenden Ferronen
stockten im Lauf. Schließlich kehrten sie um. Andere begannen zu zögern.
»Gut so«, hauchte Marshall. »Hast doch etwas gelernt, Dicker. Wie fühlst du dich als
Leiche?«
André fluchte unterdrückt. Vor ihnen explodierten einige Geräte. Die getroffene Maschine
brannte unter hoher Hitzeentwicklung aus.
»Guter Gott, wenn Perry nur endlich käme!« stöhnte André. »Ich kann bald nicht mehr. Die
wollen uns unbedingt helfen.«
»Noch fünf Minuten. Erst muß Chaktor in Sicherheit sein. Ishy wacht auf. Wenn sie
jetzt …«
Marshall schwieg. Atemlos spähte er zu der zierlichen Japanerin hinüber. Sie bewegte nur
einmal flüchtig die Hand. Dann hatte sie begriffen, daß ein Mensch mit einem derart verletzten
Körper gewöhnlich sehr still auf dem Boden liegt.
Ishy Matsu machte jetzt keine Fehler mehr.
Auf dem kleinen Bildschirm des ferronischen Gerätes schimmerte das Gesicht eines
Eingeborenen. Diesmal trug Chaktor wieder die graue Uniform der Flotte. Seine Antworten kamen
leise und präzise. Rhodan war allein mit sich, dem fernen Gesprächspartner und den abgeschalteten
Kontrollgeräten.
»Der Thort war zutiefst bestürzt«, murmelte er. »Die Untersuchungen laufen. Passen Sie auf,
daß Sie nicht gefaßt werden.«
»Sind Ihre Leute gesund?« fragte Chaktor nervös zurück.
»Natürlich. Alles in bester Ordnung. Es ist niemand zu Schaden gekommen. Haben Sie die Spule
mit den Aufzeichnungen?«
»Sie ist ausgewertet worden, befindet sich aber in meinem Besitz. Ich gehöre nun zu den
führenden Männern der Widerstandsgruppe.«
»Ausgezeichnet. Das wollte ich erreichen. Planung ›C‹ läuft heute noch an. Ich erteile sofort
die Befehle zum Start. Kümmern Sie sich umgehend um das Gefangenenlager mit den Topsidern. Wie
heißt unser Mann?«
»Chren-Tork. Er fungierte einige Zeit als Stellvertreter des topsidischen
Flottenbefehlshabers. Offenbar ein wichtiger Mann. Unsere Leute faßten ihn, als er fliehen
wollte.«
»Den brauche ich. Ist er intelligent? Kann er logisch denken?«
»Zweifellos. Diese Wesen bestehen praktisch nur aus Logik. Gefühle in unserem Sinn
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