Silberband 003 - Der Unsterbliche
Tür stehen. Ehe Lesur etwas sagen konnte, hob Rhodan beide
Arme und sagte in neuferronisch: »Ja, du hast es erraten. Wir sind gekommen, um dir zu helfen.
Deinem Gegner wird nicht erlaubt werden, diese Burg zu erobern.«
Lesur verstand die Worte, obgleich sie seltsam verändert und abgewandelt schienen. Aber das
war nicht verwunderlich. Warum sollten die Götter nicht anders sprechen als die Sterblichen? Die
Hauptsache war, daß man sie überhaupt verstehen konnte.
Lesur richtete sich auf und blieb in gebeugter Haltung stehen. »Habt Dank, Ihr Götter. Aber
der Feind ist bereits in die Burg eingedrungen. Viele meiner Krieger wurden getötet, und nun sind
die Frauen und Kinder in Gefahr.«
Der Hinweis auf Frauen und Kinder ließ Rhodan schneller handeln. Er wandte sich an seine
Begleiter.
»Bully, du übernimmst die Befreiung der Innenburg zusammen mit Crest, Haggard und dem Roboter.
Ich kümmere mich um die Abwehr des Feindes von außen. Marten, Ras, Marshall und Anne Sloane
kommen mit mir. Bully, du kämpfst mit deiner Gruppe im herkömmlichen Stil: Strahlwaffen, leichte
Intensität. Ich werde mit den Mutanten gegen die Barbaren vorgehen und ihnen ein wenig mehr
Glauben an die Götter beibringen. Das kann niemals schaden.«
Lesur und sein Krieger führten Bully und seine drei Begleiter in Richtung des großen Saales
davon, vor dem bereits gekämpft wurde. Rhodan jedoch eilte mit seinen Mutanten die Steintreppen
empor, um von der Beobachtungsplattform aus einen Überblick zu gewinnen. Bereits im Hof
begegneten ihnen die ersten Barbaren. Der Rest der Verteidiger war in die Gänge geflohen, die zu
den Kellergewölben führten. Die Eroberer fühlten sich bereits als Sieger.
Nun tauchten plötzlich die Fremden vor ihnen auf.
Von seinen Hauptleuten umgeben und das Schwert in der Hand, erblickte Gagat, Graf der
Barbaren, den neuen Gegner.
Er überlegte keine Sekunde und überzeugte sich auch nicht davon, was diese Fremden von ihm
wollten. Blitzschnell dachte er daran, daß Lesur sich Bundesgenossen aus fernen Landen zugelegt
haben mußte – und er gab seinen Soldaten den Befehl, sie zu töten.
Rhodan hielt den Strahler in der Hand.
»Was ist?« fragte er Marshall.
Der Telepath flüsterte hastig: »Sie betrachten uns als Feinde. Der Bursche mit dem roten
Umhang ist ihr Anführer – ein gewisser Gagat. Soeben gab er den Befehl, uns
umzubringen.«
»Schön«, sagte Rhodan nickend. »Dann wissen wir wenigstens, woran wir sind. Also los! Jeder
nach seinen Fähigkeiten. Ich begnüge mich mit dem Strahler. Anne Sloane, vielleicht lassen Sie
diesen Gagat einmal in die Lüfte steigen.«
Aber in den ersten Minuten fand Anne dazu keine Möglichkeit, denn sie mußte ihre ganze
Aufmerksamkeit dazu verwenden, mit Hilfe ihrer telekinetischen Gabe die geschleuderten Speere
abzulenken. Sie tat das mit erstaunlichem Geschick und unglaublicher Geistesgegenwart. Der Erfolg
ihrer Bemühungen war durchschlagend.
Der Unterführer der Barbaren – er stand direkt neben Gagat – hob seinen Speer und
schleuderte ihn gegen Rhodan, den er als Anführer erkennen mochte. Das Wurfgeschoß war genau
gezielt und hätte Rhodan unweigerlich getroffen, wenn es nicht plötzlich mitten in der Luft gegen
ein unsichtbares Hindernis geprallt wäre. Für eine Sekunde verharrte der Speer dort bewegungslos,
dann beschrieb er einen Bogen und kehrte zu seinem Herrn zurück. Der Barbar starrte mit weit
aufgerissenen Augen auf das Wunder und fand nicht einmal die Kraft, seinem eigenen Speer
auszuweichen, der nach einem verschnörkelten Irrflug fast senkrecht landete und den rechten Fuß
des Mannes in die harte Lehmerde des Burghofes nagelte.
Der Krieger stieß einen furchtbaren Schrei aus, der in der Hauptsache seinem Schreck
zuzuschreiben war. Gagat neben ihm hatte sich nicht gerührt. Er war vollauf damit beschäftigt,
die anderen Speere seiner Soldaten zu beobachten, die ähnliche Kapriolen schlugen. Einige stiegen
so hoch, daß man sie nicht mehr sehen konnte. Andere änderten die Flugrichtung und prallten mit
solcher Wucht gegen die Steinmauern der Befestigungen, daß sie zerbrachen.
Rhodan hatte inzwischen seinen Strahler auf die verblüfften Barbaren gerichtet. Er bestrich
sie mit einem leichten Strahlenschauer. Als Gagat wutentbrannt nach seinem Schwert griff, um
seinen Soldaten mit gutem Beispiel voranzugehen, tauchte unvermittelt ein schwarzes Gespenst
neben ihm auf, nahm ihm das Schwert ab und
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