Silberband 003 - Der Unsterbliche
kehrte Kerlon in sein Schiff zurück. Nur ungern übergab er seinen
Wissenschaftlern die Rolle, und er verspürte eine tiefe Befriedigung, als auch diese nichts mit
ihr anzufangen wußten.
Noch einmal kehrte er in die Pyramide zurück. Aber er fand nichts mehr von Bedeutung,
lediglich entdeckte einer seiner Wissenschaftler in einer Nebenkammer einen merkwürdigen
Käfig.
Wieder war es Kerlon, der nicht zögerte, sein Leben einzusetzen. Er betrat den Käfig und
betätigte aufs Geratewohl einige Schaltungen.
Seine Begleiter waren nun sicher, daß die Unbekannten zuschlagen würden. Diesmal würde Kerlon
ihrem Zorn nicht entkommen. Als der Kommandant vor ihren Augen verschwand, verloren sie ihre
letzten Zweifel. Ihr Anführer war tot.
Aber Kerlon blieb nicht verschwunden. Bereits zehn Sekunden später tauchte er wieder auf, ein
wenig blaß und erschrocken, aber zur freudigen Überraschung der Arkoniden unverletzt. Sie
überfielen ihn mit ihren Fragen. Aber Kerlon schüttelte nur geistesabwesend den Kopf, sah hinauf
zu der fast senkrecht am Himmel stehenden Sonne und setzte sich plötzlich auf den nächsten Stein
neben dem Eingang zur Pyramide. Er sah ein, daß er nicht länger schweigen durfte.
»Es ist Mittag«, sagte er langsam. »Ich war vor wenigen Sekunden in tiefdunkler Nacht,
irgendwo auf der anderen Seite des Planeten. Das Ding dort in der Pyramide ist ein
Materietransmitter. Er ist uns theoretisch bekannt, aber wir haben niemals einen bauen können.
Wie kann ein solches Gerät auf einen Planeten gelangen, der nur von primitiven Wilden bewohnt
wird?«
Niemand konnte diese Frage beantworten.
Kerlon war ernsthaft beunruhigt. Es war ihm klar, daß niemand auf dieser Welt intelligent
genug war, um überhaupt zu begreifen, was ein solcher Transmitter darstellte. Die Arkoniden
selbst mußten, technisch gesehen, weit unter den Erbauern von Materietransmittern stehen. Dem
Imperium drohte somit Gefahr. Es gab plötzlich einen Gegner, den man ernst zu nehmen hatte, nur
wußte man nicht, wer dieser Gegner war und wie er aussah.
Man würde es herausfinden müssen. Wenn die Metallrolle keine Antwort gab, dann vielleicht die
Transmitter. Einer von ihnen würde zu den Erbauern führen. Man mußte also alle auf diesem
Planeten befindlichen Transmitter ausprobieren.
Eine schwere Aufgabe, da die Eingeborenen dieser Welt den Besuchern teils scheu und
ehrfürchtig, teils aber in offener Feindseligkeit gegenübertraten. Die Arkoniden hielten es für
unter ihrer Würde, unterlegene Wesen zu bekämpfen. Kerlon startete mit seinen Schiffen und
landete nach langer Suche direkt neben einer auf dem Gipfel eines flachen Hügels erbauten Burg.
Die weiten Felder, die sich bis zu dem fernen Gebirge erstreckten, wiesen Spuren einer
planmäßigen Bewirtschaftung auf. Hier lebten also halbwegs kultivierte Intelligenzen.
Diese Schlußfolgerung Kerlons stimmte nicht völlig. Er konnte nicht ahnen, daß in den nahen
Wäldern ein Barbarenheer nur darauf wartete, die erlittene Niederlage zu rächen. Daß Gagat
inzwischen den Schock, gegen Götter gekämpft zu haben, überwunden hatte, war Kerlon ebenfalls
nicht bekannt. Gagat war inzwischen zu der Überzeugung gelangt, es nicht mit Göttern zu tun zu
haben. Die Welt war groß, und es wohnten mächtige Zauberer auf ihr, die nicht mit bloßer Gewalt
zu überrumpeln waren, wohl aber mit List und Klugheit.
So versammelte er die Überlebenden des gescheiterten Angriffs um sich und legte sich mit ihnen
im nahen Wald auf die Lauer. Einmal mußten diese Fremden die Burg wieder verlassen. Dann würde
man ihnen den Garaus machen.
Wer aber beschreibt das Erstaunen der Barbaren, als am dritten Tag in aller Frühe drei
gigantische und silberglänzende Kugeln am klaren Morgenhimmel erschienen. Sie waren größer als
die Sonne. Weit vor dem Wald setzten sie in der Ebene auf und standen dann ruhig.
Gagat mußte seine ganze Überredungskunst und Autorität einsetzen, um die sofortige Flucht
seiner Krieger zu verhindern. Wer konnte den geschlagenen Soldaten verübeln, wenn sie nun
endgültig den Mut verloren? In der Burg saßen Götter, und nun kam vom Himmel Verstärkung. Dagegen
konnte niemand mehr ankämpfen.
Gagat war anderer Meinung. Die später folgenden Ereignisse sollten ihm recht geben –
wenigstens sah es am Anfang so aus.
Als Rhodan und seine Freunde von der Landung der drei Schiffe erfuhren, wußten sie,
daß die Spur des Unsterblichen sie abermals
Weitere Kostenlose Bücher