Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
Hypnose-Sendung.
5.
Für McMurrays phänomenale Beweglichkeit war es nicht schwer, sein Opfer schon im
Lauf der ersten Stunde zu finden.
McMurray prägte sich das Gesicht und die Figur des Mannes ein und ging dann dazu über, dessen
Lebensgewohnheiten zu studieren.
Denn McMurray hatte vor, den Mann zu entführen. Auf dem Weg der Teleportation zu entführen.
Für den Teleporter bedeutete es einen wesentlichen Unterschied, ob er einen Sprung allein machte
oder ob er einen zweiten Gegenstand vergleichbarer Masse mit sich transportieren wollte. Der
erste Fall war für ihn ein kurzdauernder Akt spontaner Energiefreisetzung, für den zweiten
brauchte er Konzentration und Sammlung für wenigstens zehn Minuten.
McMurray bemühte sich also, in dem Lebenslauf seines Opfers die Zeitspanne zu finden, in die
das Zehn-Minuten-Intervall mit dem geringsten Risiko gelegt werden konnte. Die Stunden also, in
der der Mann mit der größten Wahrscheinlichkeit allein war.
McMurray brauchte zwei Tage, um sich zu orientieren.
Als Termin für den eigentlichen Coup setzte er den 2. August 1981 an. Die Zeit zwischen
zwanzig und einundzwanzig Uhr Ortszeit.
Rhodan war überzeugt, daß aus dem Sprungmuster, das Dr. Manoli Tako Kakutas Gehirn
entnommen hatte, nichts weiteres mehr herauszuholen war.
Der Kreis, den er auf der Landkarte eingezeichnet hatte, war auf einen Durchmesser von fünf
Kilometern zusammengeschrumpft.
Der Kreis berührte die Stadt Osaka nur mit einem winzigen Abschnitt. Die Wahrscheinlichkeit,
daß das Ziel außerhalb der Stadt lag, war sehr groß.
Das erleichterte die Suche. Ein Haus, das in Beton gemauerte Keller hatte, mußte für
japanische Verhältnisse beachtlich groß sein.
Als Rhodan die Ergebnisse zusammengetragen hatte, rief er nach Crest.
Crest meldete sich nicht.
Rhodan rief Thora an.
Thora hatte Crest seit wenigstens drei Stunden nicht mehr gesehen.
Rhodan ließ ein paar Minuten verstreichen und rief Crest von neuem an.
Der Arkonide meldete sich auch dieses Mal nicht.
Rhodan erinnerte sich des Auftrags, den der fremde Teleporter gehabt hatte, dem Tako Kakuta in
jene verhängnisvolle Falle gefolgt war.
Rhodan gab eine allgemeine Suchmeldung aus.
Eine Stunde später stand fest, daß Crest sich nicht mehr im Gebiet der Dritten Macht
aufhielt.
Er hatte auch keine Nachricht hinterlassen, wo er zu finden war.
Crest war entführt worden.
Als wahrscheinlichster Zeitpunkt ergab sich, rückwärts extrapoliert, die halbe Stunde zwischen
zwanzig Uhr und zwanzig Uhr dreißig. Kurze Zeit danach hatte Rhodan Crest zum erstenmal zu
sprechen versucht.
Um diese Zeit hatte Ishy Matsu, die zierliche Japanerin, Überwachungsdienst gehabt. Ishy gab
an, daß sie kurz nach zwanzig Uhr einen relativ starken, aber unentzifferbaren Einzelimpuls
empfangen habe. Da er sich jedoch nicht wiederholte, hatte sie sich nicht weiter darum
gekümmert.
Rhodan informierte Thora darüber, daß man Crest entführt habe. Er hatte die Arkonidin noch nie
so entsetzt gesehen wie in diesen Augenblicken.
»Was – was werden Sie tun?« fragte sie.
Rhodan sah sie erstaunt an. »Angreifen. Was dachten Sie?«
»Wo? Sie haben doch …«
»Doch. Ich habe alle Informationen, die ich brauche. Vielleicht hat Nyssen zusätzlich noch
etwas herausgefunden. Wir brechen sofort auf.«
»Benutzen Sie Transmitter?«
Transmitter waren Geräte, die Rhodan von der Suche nach dem Planeten Wanderer mitgebracht
hatte. Geräte, die jedem, der sich ihnen anvertraute, die parapsychische Gabe des Teleporters
ersetzten – indem sie ihn auf fünfdimensionalem Weg an den Ort transportierten, an dem ein
entsprechend justierter Empfänger stationiert war.
Rhodan schüttelte den Kopf.
»Nicht von hier aus, wenn Sie das meinen«, antwortete er. »Wir kennen die Gegebenheiten zu
wenig. Im Lauf der nächsten fünf Stunden fliegt eine Einsatzgruppe nach Osaka. Wir nehmen
Transmitter mit, und wenn die Lage erkundet ist, werden wir sie einsetzen.«
Die Stunde von sechs bis sieben Uhr morgens war eine der Zeitspannen, während der
Michikai in seinem Restaurant auf Nyssens Anruf warten sollte.
Nyssen hatte zwei Stunden geschlafen und rief kurz nach sechs an. Man erklärte ihm, daß
Michikai nicht da sei.
Nyssen wiederholte den Anruf eine halbe Stunde später, aber Michikai war immer noch nicht
erschienen. Nyssen nahm an, daß er seine fünfzig Dollar gestern noch abgeholt hatte und damit
verschwunden war. Das beunruhigte ihn zwar
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