Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
ausgerüstet, die Antigravitations-, Deflektor- und Schutzfelder erzeugten.
Es hatte Rhodans Gruppe nicht die geringste Mühe gekostet, in einem Wäldchen unbemerkt den
Morgen zu verbringen.
Nyssens Entführung war zunächst eine böse Überraschung gewesen. Aber ebenso schnell wie der
entführte Major erkannte Rhodan die Chance, die sich ihm da bot. Von der Fahrt mit seinen beiden
Entführern gab Nyssen kurze, gemurmelte Richtungsanweisungen, so daß schließlich kein Zweifel
mehr daran bestand, welches der beiden Landhäuser das gesuchte Ziel war.
Rhodan verstand ferner Nyssens Plan, den Unbekannten, der auf die Einbringung des Gefangenen
wartete, wirkungsvoll abzulenken, so daß Nyssen in der ersten halben Stunde seiner Gefangenschaft
die Hände frei hatte.
Mit Crest bestand keine Verbindung. Der Arkonide hatte sich von der Nützlichkeit in die Haut
eingepflanzter Mikro-Telekoms niemals überzeugen lassen. Rhodan war jedoch sicher, daß er seine
Ansicht inzwischen revidiert hatte.
Der Overhead starrte mit ungläubigen Augen auf das Bild, das ihm der Bildschirm der
Warn- und Überwachungsanlage zeigte.
Ein Fremder.
Er stand in dem kleinen Innenhof, den der quadratisch angelegte Gebäudetrakt des Landhauses
einschloß. Er trug einen Anzug, wie Monterny ihn noch nie zuvor gesehen hatte, und eine
kurzläufige, plumpe Waffe in der Hand.
Der Overhead sah, daß der Mann sich umschaute, als suche er etwas.
Eine Sekunde später war er verschwunden.
Abermals eine Sekunde später tauchte er an einer anderen Stelle wieder auf.
Nein. Das war nicht derselbe Mann. Er war kleiner als der erste und dabei
breitschultriger.
Monterny spürte, wie seine Hände zu zittern begannen.
Zwei Männer, die durch den Ring der Wachanlagen unbemerkt bis in den Innenhof gekommen waren
und sich nach Belieben unsichtbar machen konnten.
Monterny gab Alarm.
Die Männer jedoch waren in der Zwischenzeit verschwunden.
Es kam so, wie Nyssen es sich ausgerechnet hatte. Durch eine Seitentür brachte man
ihn in das Landhaus hinein. Einer seiner Bewacher blieb bei ihm und hieß ihn warten, während der
andere einen Gang entlangmarschierte und in einem Zimmer verschwand.
Als er nach einer Minute wieder auftauchte, machte er ein mißmutiges Gesicht.
»Keine Zeit im Augenblick!« rief er seinem Kameraden zu. »Bring ihn nach unten!«
Mit einem Lift wurde Nyssen unter die Erde gebracht. Den Raum, in den man ihn schließlich
steckte, glaubte er nach Tako Kakutas Beschreibung wiederzuerkennen. Er wußte allerdings nicht,
daß es unter dem Landhaus insgesamt dreißig dieser uniformen Kellerräume gab.
Man ließ ihn allein. Der Raum hatte nur einen Ausgang – eine Stahltür, die zu stabil war,
als daß Nyssen auch nur eine Sekunde lang versucht hätte, sie in seinem Sinne zu bewegen.
Er setzte sich auf den einzigen Stuhl, den es in diesem Raum gab, an den einzigen Tisch,
stützte den Kopf in die Hände und markierte für die Fernsehkameras, die er in den Wänden
vermutete, den Verzweifelten.
In Wirklichkeit feilte er in kaltblütigem Nachdenken an seinem Plan herum. Es beunruhigte ihn,
daß er eine Unbekannte in seine Kalkulation miteinbeziehen mußte: die Wachsamkeit des
Gegners.
Sein Plan konnte nur dann gelingen, wenn jeder in diesem Haus – bis auf den letzten
Wachtposten – von den Vorgängen draußen im Höchstmaß abgelenkt war.
Neue Fremde tauchten auf, alle mit den seltsamen Anzügen bekleidet und mit der
Fähigkeit ausgestattet, sich unsichtbar zu machen.
Monterny zweifelte nicht mehr daran, daß sie auf dem Luftweg in den Innenhof eindrangen.
Ein paar Minuten lang hatte er den Eindruck, die Unsichtbaren seien gekommen, um die
Gefangenen zu befreien. Der Eindruck verschwand jedoch, als er einen der Fremden für Bruchteile
einer Sekunde auf dem Dach des Landhauses in der Nähe jener Antenne entdeckte, über die die
Hypno-Sendungen ausgestrahlt zu werden pflegten.
Das alarmierte den Overhead.
Er postierte fünfzehn Mann der insgesamt dreißigköpfigen Besatzung des Stützpunkts zum Schutz
der Antenne auf das Dach des Hauses. Weitere zehn ließ er um das Anwesen herum patrouillieren und
gab ihnen die Anweisung, auf alles, was sich in der Nähe des Hauses durch die Luft bewegte,
unverzüglich zu schießen.
Nachdem er alles zum Schutz des Stützpunkts getan hatte, was in seiner Macht stand, bereitete
er sich auf eine schnelle Flucht vor. Es war ihm die Erkenntnis gekommen, daß er praktisch in
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