Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
nicht, aber im Augenblick hätte er Michikai gut
gebrauchen können.
Entgegen seinen Vorsätzen fuhr er in das Restaurant, in dem Michikai um diese Zeit auf seinen
Anruf hätte warten sollen. Vielleicht wußte der Wirt, wo er zu finden war.
Für Crest war alles so schnell gegangen, daß er noch nicht einmal ganz verstanden
hatte, was geschehen war. Ein junger Mann war plötzlich neben ihm in seinem Wohnzimmer
aufgetaucht und hatte ihn niedergeschlagen.
Als Crest wieder aufwachte, lag er in einem Raum, der dem, den Tako Kakuta beschrieben hatte,
sehr ähnlich sah.
Crest fühlte kaum Kopfschmerzen, deshalb glaubte er, daß seine Bewußtlosigkeit nicht lange
gedauert hatte. Dieser Raum aber sollte nach Rhodans Angaben in Japan liegen – also ein paar
tausend Kilometer von Terrania entfernt.
Wie war er so schnell hierhergekommen?
Gab es noch andere Anlagen dieser Art, vielleicht in direkter Nähe von Terrania?
Erst nach einer Weile kam Crest auf die Idee, daß es beim Gegner Teleporter geben könnte, die
stark genug waren, um einen Bewußtlosen im Sprung zu transportieren. Nach einiger Überlegung nahm
Crest diese Erklärung als die gegebene.
Mittlerweile war er aufgestanden und hatte die einzige Tür untersucht, die der Raum besaß. Sie
bestand aus solidem Stahlblech und ließ sich nicht öffnen. An Mobiliar enthielt der Raum einen
Stuhl und einen Tisch.
Crest setzte sich auf den Stuhl und wartete. Er bedauerte es, daß es nicht seine Gewohnheit
war, ständig eine Waffe bei sich zu tragen. Es gab unter den wirkungsvollen arkonidischen
Thermostrahlern solche, die klein genug waren, um einer Durchsuchung mit einem hohen Maß an
Wahrscheinlichkeit zu entgehen.
Etwa eine Stunde, nachdem Crest erwacht war, öffnete sich die Tür, und ein Mann, den der
Arkonide nie zuvor gesehen hatte, fuhr ihn an: »Kommen Sie mit!«
Crest zog die Brauen in die Höhe und blieb sitzen.
»Wohin?« fragte er.
Der Mann brachte eine Maschinenpistole zum Vorschein.
»Das werden Sie schon sehen!« schrie er zornig.
Crest stand auf und schritt an dem Mann vorbei durch die Tür. Der Raum auf der anderen Seite
war nicht komfortabler als der, in dem er bisher gewartet hatte. Ein Tisch, ein Stuhl.
Der übernächste enthielt jedoch noch eine Art Visiphongerät.
»Nehmen Sie den Stuhl und setzen Sie sich vor den Bildschirm!« befahl der Mann mit der
Maschinenpistole.
Crest tat es. Der Mann blieb in der Nähe der Tür stehen, und Crest wollte ihn gerade fragen,
was nun geschehen sollte, als plötzlich der Visiphon-Schirm aufleuchtete.
Er zeigte kein Bild, sondern ein zuckendes, waberndes Gewirr weißer Wellenlinien.
Im selben Augenblick fühlte Crest den eigenartigen Druck auf dem Schädel.
Er reagierte sofort. Einem arkonidischen Gehirn – noch dazu einem so sorgfältig
trainierten, wie Crest es besaß – fiel es nicht schwer, jeder Art hypnotischer Beeinflussung
zu widerstehen.
Er verstand jedoch den Sinn des hypnotischen Befehls: »Von jetzt an wirst du für mich
arbeiten. Ich brauche einen Mann wie dich. Und ich zeige mich erkenntlich für Dienste, die man
mir leistet.«
Crest erkannte den Zusammenhang.
Die Wellenlinien, die der Bildschirm zeigte, waren der Ausfluß einer Hypnosesendung als
Verstärker und beeinflußten den, der auf den Bildschirm sah.
Das bedeutete, daß Rhodans Vermutungen falsch waren. Der Unbekannte besaß nicht nur die Kraft
seines eigenen Gehirns, sondern auch mechanische Mittel zur Erzeugung hypnotischer Befehle, auch
wenn sie noch leistungsschwach schienen.
Eine unsympathische Stimme begann zu sprechen, nachdem die Hypnosesendung etwa zwei Minuten
lang gelaufen war. »Habe ich Sie endlich erwischt?«
Crest erschien es müßig, darauf eine Antwort zu geben.
»Sie werden von heute an für mich arbeiten«, erklärte die Stimme.
Crest entschied sich für die Aufrichtigkeit.
»Das werde ich nicht«, antwortete er.
Der Unbekannte schien nur ein paar Sekunden lang verblüfft zu sein. »Aaah … Hat es also
nicht gewirkt? Also gut: Sie sehen, ich kenne Ihre persönliche Frequenz schon. Glauben Sie nicht,
daß Sie mir allzu lange Widerstand leisten werden – Wache, schaff den Mann weg!«
Crest wurde wieder in den Raum gebracht, in dem er vor einer Stunde aufgewacht war. Er setzte
sich an den Tisch und fing an nachzudenken.
Auf dem Weg zum Restaurant empfing Nyssen über Mikrotelekom Rhodans Anruf. Der
Anruf besagte nichts anderes, als daß Rhodan mit insgesamt
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