Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
aufgetaucht, Perry«, sagte Bully erregt. »Er hat ein
Schulschiff der Akademie angegriffen.«
Perry Rhodan zog die Augenbrauen hoch. »Wo?«
»In der Nähe des Mars. Zum Glück war einer der Kadetten geistesgegenwärtig genug, den
Angreifer zu vernichten, nachdem der Ausbilder getötet wurde. Er machte einen Gefangenen.«
Perry Rhodan sah plötzlich sehr interessiert aus. »Einen Gefangenen?«
»Deshalb habe ich dich verständigt. Ich dachte, du würdest dir den Burschen gern einmal
ansehen.«
»Du sicher auch, was? Also gut, wo steckt der Gefangene?«
»Vorläufig noch in einer Zelle von Schulschiff Z-82. Warte, ich stelle die Verbindung mit dem
Zerstörer her, du kannst dich dann selbst mit dem Kadetten unterhalten. Das Schiff ist auf dem
Weg zur Erde.«
Sekunden später meldete sich Kadett Julian Tifflor. Er schilderte in knapper, aber klarer Form
die Ereignisse und wartete.
Perry Rhodan überdachte das Gehörte und sagte: »Wie war Ihr Name?«
»Kadett Julian Tifflor.«
»Gut, Sie werden auf dem Raumhafen von Terrania landen und mir Bericht erstatten. Ihre
vorgesetzte Dienststelle wird von mir unterrichtet. Achten Sie auf den Gefangenen. Er ist äußerst
wichtig. Die Leiche von Captain Hawk wird in seine Heimat überführt. Wann darf ich mit Ihnen
rechnen?«
»In achtzig Minuten.«
»Gut, Kadett Tifflor, ich erwarte Sie.«
Bully unterbrach die Verbindung und gab den militärischen Dienststellen Anweisung, den
Zerstörer Z-82 ungehindert landen und die Besatzung sofort nach Terrania bringen zu lassen. Dann
wandte er sich an Rhodan, der sich noch auf dem Bildschirm abzeichnete. »Nun, was meinst du?«
»Ohne Zweifel einer der drei Zerstörer, die von diesem Overhead gestohlen wurden.«
Sie hatten diesen Namen erstmals beim Verhör der in Osaka gemachten Gefangenen gehört.
»Overhead, ich höre immer Overhead«, murmelte Bull erschrocken. »Wenn wir nur wüßten, wer
hinter dieser Bezeichnung steckt. Overhead – der Überkopf. Vielleicht hat er einen
Wasserkopf.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Rhodan. »Dieser Overhead ist vielmehr ein sehr kluger Kopf, der
sich vorgenommen hat, die vierte Macht auf unserer Erde zu werden. Es wird nicht einfach sein,
ihn daran zu hindern. Bis heute ist es uns nicht gelungen, die Identität des großen Unbekannten
festzustellen, wir wissen nur, daß wir es mit einem außergewöhnlich klugen und skrupellosen
Gegner zu tun haben, der auch vor Mord nicht zurückschreckt.«
Für Tiff war es ein großer Augenblick, als er zum erstenmal Perry Rhodan
gegenübertrat.
Perry Rhodan lächelte.
Tiff gestand sich später ein, daß dieses Lächeln ihn im ersten Augenblick enttäuschte. Er
hatte sich Rhodans Auftreten anders vorgestellt.
Neben Rhodan stand ein zweiter Mann, den Tifflor von vielen Fotos und Telefilmen her kannte:
Reginald Bull, Sicherheitsminister der Dritten Macht und bester Freund Rhodans.
Tiff nahm Haltung an. »Kadett Tifflor und Kadett Eberhardt vom Schulungsflug zurück. Besondere
Vorkommnisse: Angriff eines Zerstörers, Captain Hawk gefallen, Gegner vernichtet, ein
Gefangener.«
Rhodan trat auf Tiff zu und reichte ihm die Hand. »Ich danke Ihnen für Ihre entschlossene
Haltung, Kadett Tifflor. Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen.«
Eberhardt und der Gefangene standen hinter Tiff. Rhodan gab auch Eberhardt die Hand. Dann
wandte er sich an den Gefangenen. »Wer sind Sie? In wessen Auftrag handelten Sie?«
Keine Antwort.
Bull, der ebenfalls die beiden Kadetten begrüßt hatte, runzelte unwillig die Stirn.
»Wozu das Theater?« erkundigte er sich. »Wozu haben wir unsere Mutanten? John Marshall wird
bald wissen, was mit ihm los ist. Seine Gedanken wird er kaum abschirmen können.«
Rhodan nickte zustimmend. »Kümmere dich darum, Bully.«
Bull ging auf den Gefangenen zu, starrte ihm in die ausdruckslosen Augen, schüttelte
fassungslos den Kopf und packte ihn dann am Arm. Gemeinsam verließen die beiden Männer den
Raum.
Rhodan blickte ihnen nach und wandte sich dann wieder an Tiff. »Berichten Sie ausführlich, was
geschehen ist. Ich möchte alle Einzelheiten wissen, auch wenn sie Ihnen bedeutungslos erscheinen
mögen. Es muß sich ein Hinweis finden lassen.«
Tiff begann zu erzählen.
John Marshalls telepathische Begabung ermöglichte es ihm, jeden noch so
komplizierten Lügendetektor unnötig zu machen. Kein Gedanke blieb ihm verborgen, und die
Erfahrung hatte bewiesen, daß Marshall sich sogar mit
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