Silberband 005 - Vorstoss nach Arkon
geändert – nur daß es Raumschiffe gab. Jetzt erkennen Sie deutlich den Nachbarplaneten drei,
der schiebt sich seitlich ins Bild. Leider fanden wir in unserem eigenen System niemals einen
Planeten, der sich zur Besiedlung geeignet hätte. Aber wir besaßen ein sehr großes
Kolonialreich.«
»In welchem Teil der Galaxis stand die Sonne Barkon?« fragte Rhodan aus einem Impuls
heraus.
»Sie werden es gleich erkennen können. Es ist natürlich unmöglich, in der kurzen, uns zur
Verfügung stehenden Zeit alle Filme anzusehen, aber ich werde die wichtigsten aussuchen. Bei der
alle fünfzig Jahre stattfindenden Regierungsvorführung weilen die Auserwählten drei Monate in
diesem Raum – von kurzen Unterbrechungen abgesehen. Aber dann kennen sie die Geschichte
unserer Welt und die Vergangenheit der Galaxis, von deren Gegenwart wir nichts wissen.«
In dieser Feststellung lag so etwas wie eine Aufforderung.
»Wir werden darüber diskutieren«, versprach Rhodan. »Ich fürchte jedoch, Sie werden enttäuscht
sein.«
»Ihr wunderbares Schiff läßt mich das Gegenteil vermuten.« Nex lächelte ermutigend. »Doch
sehen Sie dort – das ist eines unserer letzten Siedlerschiffe. Es bringt Auswanderer zu
einem neu entdeckten System, in dem das Leben noch nicht entstanden ist.«
Das riesige Gebilde mochte zwei Kilometer lang sein und umkreiste Barkon auf einer Kreisbahn.
Kleinere Schiffe kamen von der Oberfläche empor und brachten die Passagiere. Plastikschläuche
dienten als Gangways. In gigantische Frachtluken glitten kleinere Boote und brachten das Gepäck
und die Ausrüstung der Kolonisten. Tief unten drehte sich Barkon unter der geschäftigen
Ansammlung der Schiffe weg.
»Das Siedlerschiff brachte den Film mit zurück«, führte Nex aus. »Sie sehen kurze Ausschnitte
daraus.«
Bald darauf versank das System Barkon im All. Der Film war mit Zeitraffer aufgenommen worden,
und so kam es, daß Rhodan etwas Ähnliches erlebte wie auf seinem Herflug: Die Sterne glitten
schnell auf der Fläche an ihm vorbei. Eine gelbe Sonne wurde größer. Sie mußte das Ziel der
Expedition sein. Dann schob sich ein Planet ins Bild, eine mittelgroße und von Vegetation
überwucherte Welt. Felsige Hochplateaus ragten aus Steppen und Urwäldern empor. Breite Flüsse
strömten durch fruchtbare Ebenen, durch die unübersehbare Herden merkwürdiger Tiere zogen. Einmal
glaubte Rhodan so etwas wie einen Saurier zu sehen, aber er konnte sich auch getäuscht haben.
»Auf dieser Welt«, erklärte Nex, »gab es noch kein intelligentes Leben. Aber sie war fruchtbar
und von Tieren aller Art bevölkert. Unsere Siedler fanden ein Paradies. Vom Zeitpunkt ihrer
Landung bis zum Entstehen einer Zivilisation vergingen – wenn wir mit den gemachten
Erfahrungen rechnen – etwa 10.000 Jahre.«
»Sie setzten Ihre Auswanderer einfach auf einer geeigneten Welt ab und kümmerten sich dann
nicht mehr um sie?« fragte Rhodan erstaunt.
Nex lächelte eigentümlich. »So ist es. Zu Beginn unserer Geschichte bildeten wir abhängige
Kolonien, aber das erwies sich später als eine falsche Methode. Die Siedler verließen sich auf
ihren Heimatplaneten und auf den Nachschub. Sie besaßen kein echtes Interesse an der Ausnutzung
dessen, was die Natur ihnen bot. Sie wurden dekadent und faul. Die freiwillig Schiffbrüchigen
hingegen – und das waren sie später, denn sie mußten ihr Transportschiff auseinandernehmen,
um existieren zu können – fanden eine neue Heimat, die ihnen alles geben konnte, was sie zum
Leben benötigten. Sie mußten arbeiten und sich entwickeln. Sicher, auch hier gab es Rückschläge,
und mehr als einmal mußten wir erleben, daß unsere Nachkommen auf den Kolonistenplaneten in die
Barbarei zurückfielen. Das jedoch blieben Ausnahmefälle. In der Regel entwickelten sich
leistungsfähige Zivilisationen, die das Erbe ihrer Väter hüteten, wenn sie auch ihren Ursprung
vergaßen. Denn es gehörte zu unserem Prinzip, den Siedlern keine aufgezeichneten Berichte oder
Filme mitzugeben. Nur so war es möglich, sie gänzlich unabhängig werden zu lassen.«
»So vergaßen sie, von wo sie stammten?«
»Ja. Nur so war es möglich, die Planeten der Galaxis erfolgreich zu besiedeln und voneinander
unabhängige Völker zu bilden. Oft geschah es erst Jahrtausende später, daß zwei solcher Völker
sich begegneten. Sie wunderten sich vielleicht darüber, daß sie sich so ähnlich waren, hielten es
aber für eine
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