Silberband 005 - Vorstoss nach Arkon
Wir leben ja nur
in der Hoffnung, daß unsere Arbeit nicht umsonst war. Allein Ihr Erscheinen beweist uns, daß wir
nicht vergeblich gelebt haben.«
»Aber auch ich kann Barkon nicht in die Gemeinschaft der Sterne zurückbringen«, erinnerte
Rhodan.
Über Nex' Gesicht huschte ein Schatten. »Das nicht, aber Sie bringen uns Kunde von jenen
Welten, die einst zu unserem Reich gehörten und denen wir das Leben gaben. Und Sie werden ihnen
die Kunde von uns überbringen. Allein das Wissen darum, daß man uns nicht vergessen hat,
vertreibt einen Teil unserer unerträglich gewordenen Einsamkeit.«
Rhodan nickte. »Ich glaube, daß ich zu begreifen beginne – und ich glaube auch, daß ich
Ihnen helfen kann.«
Nex zeigte zur Tür. »Wir gehen nun. Ich werde Ihnen von nun an die Filme in Ihr Zimmer
projizieren. Heute wollte ich Ihnen nur diese Anlagen zeigen. In einigen Wochen, wenn Sie unsere
Vergangenheit kennen, werden Sie uns zeigen, was inzwischen in der Galaxis geschehen ist.«
»Zeigen?« wunderte sich Rhodan verblüfft. »Wie sollte ich Ihnen das zeigen? Ich brachte kein
Material mit.«
»O doch!« Nex nickte und lächelte. »Ihre Erinnerung und Ihr Wissen. Wir werden Ihre Gedanken
zu Bildern machen.«
Während der Fahrt zum Wohnsitz Laars sprachen sie nicht mehr. Vergeblich versuchte Rhodan,
einen Ausweg aus der Situation zu finden. Was sollte er tun, um die drohende Gehirnwäsche zu
verhindern, denn etwas anderes war es nicht, was sie mit ihm planten.
Mach dir keine Sorgen, alter Freund, flüsterte der Unsterbliche ihm heimlich zu. Oder kannst du dir vorstellen, daß ich diese Möglichkeit nicht vorausgesehen habe oder nicht
von ihr wußte? Na also! Die Barkoniden werden erstaunt sein, welche Früchte ihre Pionierarbeit
trug.
Du willst ihnen etwas vorgaukeln, was nicht existiert?
Ich werde ihnen nur die Zukunft zeigen, entgegnete ES.
4.
Bis zur achten Woche lernte Rhodan die Geschichte der Barkoniden kennen – und
damit die Geschichte der Galaxis. Er erfuhr, daß die Barkoniden sich für die Erschaffer der
Zivilisationen in der Milchstraße hielten, aus der sie ein unerbittliches Schicksal vertrieben
hatte. Sie hatten den Keim des Lebens zu unbewohnten Welten gebracht und fest damit gerechnet,
daß ihre Nachkommen das von ihnen begonnene Werk vollendet hatten. Sie hielten sich für das
Stammgeschlecht aller humanoiden Völker.
Am 5. August 1982 irdischer Zeitrechnung – zu dieser Zeit hatte Rhodan im harten Kampf
gegen die Robotspione der Galaktischen Händler gestanden, wie er sich entsann – brachte man
ihn mit einem Wagen zur Stadt. In einem hohen Gebäude erwarteten ihn die Regierungsmitglieder von
Barkon II, darunter auch Laar, Regoon, Nex und Gorat. Es war ein weiter Saal, in dem komplizierte
Geräte und gigantische Schaltanlagen untergebracht waren. Unter einer schimmernden Kuppel aus
einem unbekannten Metall stand ein Sessel. Zu diesem wurde Rhodan nun geführt.
»Wir machen es Ihnen einfach«, erklärte Nex, nachdem Rhodan begrüßt worden war. »Eine
ausführliche Schilderung der Entwicklung in der Galaxis möchten wir Ihnen ersparen, da sie zuviel
Zeit in Anspruch nehmen würde. Sehen Sie dort die Projektionsfläche? Wir besitzen die
Möglichkeit, Ihre Gedanken zu projizieren. Denken Sie nur, stellen Sie sich vor, was geschehen
ist – und wir werden es miterleben können. So wissen wir, was seit unserem Kontaktverlust
geschehen ist.«
Rhodan setzte sich langsam. Während Nex eine silberne Haube auf sein Haupt drückte und einige
Anschlüsse verband, fragte er lautlos seinen unsichtbaren Begleiter: Was nun, alter Freund?
Sie werden erfahren, daß ihr Werk gescheitert ist. Was wurde aus ihrem Vorhaben, ihr Volk über
alle bewohnbaren Planeten zu verbreiten? Was ist wirklich geschehen, seit sie einsam
wurden?
Viel ist geschehen. Aber nicht das, was die Barkoniden erwarteten. Der Kontakt
zwischen den Welten ging verloren, wenn er überhaupt bestand. Das erdachte Reich zerfiel, ehe es
entstand.
Was soll ich jetzt überhaupt denken? Ich weiß nichts über die Dinge, die im
Kosmos vor sich gingen. Sicher, die Arkoniden gaben mir ihr Wissen, aber was ist das schon im
Vergleich zu dem, was tatsächlich geschah? Arkon und M-13 sind nur ein Stäubchen in der
Galaxis.
Nicht viel, lautete die Antwort des Unsterblichen. Aber überlasse dich nun ganz
mir – ich werde für dich denken. Und öffne deine Augen, um selbst zu erleben, was –
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