Silberband 005 - Vorstoss nach Arkon
der Raum um sie herum leer. Die Instrumente zeigten in einem
Umkreis von fünfzig Lichtjahren nichts mehr an. Es gab auch keine STARDUST II mehr, obwohl das
völlig unmöglich war. Materie kann notfalls unsichtbar gemacht werden, aber man kann sie nicht
einfach spurlos verschwinden lassen. Nicht ohne eine normale Transition – die zweifellos von
den Geräten registriert worden wäre.
Wo also war die STARDUST II geblieben?
Topthor fand keine Antwort auf seine Frage, er stand vor einem ungelösten Problem. Praktisch
sogar vor einem unlösbaren. Über mehr als anderthalbtausend Lichtjahre hinweg hatte er Rhodan
verfolgen können – und nun hatte sich dieser Terraner einfach in Vakuum verwandelt. Das ging
keinesfalls mit rechten Dingen zu.
Grogham meinte: »Wenn er hier an dieser Stelle verschwunden ist, wird er auch wieder
zurückkommen. Wir müssen nur die Geduld aufbringen, so lange zu warten.«
»Das war auch mein Gedanke«, murmelte Topthor ungehalten. »Machen wir uns auf lange Wartezeit
gefaßt.«
»Kann ich der Besatzung eine Ruhepause gestatten?« fragte Grogham.
Topthor nickte. »Veranlassen Sie die Kapitäne der anderen Schiffe, eine Schlafperiode
einzulegen. Ich glaube nicht, daß in den nächsten Stunden etwas geschieht.«
Topthor irrte sich. Aber wie hätte er auch ahnen können, daß den Überschweren nicht einmal
Zeit zum Einschlafen blieb …
2.
Mit halber Lichtgeschwindigkeit raste die STARDUST II in die Schutzglocke des
Kunstplaneten Wanderer. Von einer Sekunde zur anderen fielen die Geschwindigkeitsmesser auf
Null.
Trotz aller eingeschalteten Neutralisationsfelder ging ein scharfer Ruck durch das Schiff.
Alle Besatzungsmitglieder, die sich nicht festgeschnallt hatten, wurden durcheinandergeworfen.
Zum Glück hatte Rhodan in Erwartung des Schocks entsprechende Vorsichtsmaßnahmen angeordnet, so
daß niemand verletzt wurde.
Im Verlauf von zwölf Sekunden durchstieß die STARDUST II den künstlichen Himmel von Wanderer,
dann lag der Planet vor ihnen.
Es war eine Welt der Wunder. Sie vereinigte alles auf sich, was auf den bewohnten Welten der
Galaxis gefunden werden konnte. Wellige Landschaften mit sanft dahingleitenden Strömen wechselten
mit weiten Meeren, in denen malerische Inselgruppen lagen. Die Kontinente waren mit parkartigen
Wäldern bedeckt. Dazwischen erstreckten sich riesige Steppen, mit den merkwürdigsten Tieren
bevölkert. Schroffe Gebirge unterbrachen das Landschaftsbild und vermittelten Abwechslung. Durch
die Luft taumelten urweltliche Drachenvögel.
Es war eine Welt, die ein Paradies darstellte.
Aber es war keine normale Welt. Sie war flach. Der Planet Wanderer war kein Planet im
eigentlichen Sinn, sondern eine riesige Scheibe mit einem Durchmesser von 8000 Kilometern.
Darüber wölbte sich die Energieglocke, an deren höchster Stelle eine künstliche Atomsonne schien,
die der seltsamen Welt Wärme, Licht und Leben gab.
Diese Welt war nur dann sichtbar, wenn man sich innerhalb der Energieglocke aufhielt. Selbst
aus der geringsten Entfernung war sie nicht nur unsichtbar, sondern auch nicht existent. Sie
befand sich in einer anderen Zeit-Ebene und konnte selbst von den empfindlichsten Instrumenten
nicht geortet werden.
Rhodan ließ die Metallplatten vor den Sichtluken beiseite gleiten, als er in der
Beobachtungskuppel der Raumkugel anlangte, Bully war bei ihm. Erneut von dem unbegreiflichen
Wunder des Unsterblichen bis ins Tiefste ihrer Seele erschüttert, betrachteten sie das unter sich
vorbeiziehende Bild der Landschaft.
»Gefällt es dir, alter Freund?« Die Stimme des Unbegreiflichen war plötzlich fast körperlich
spürbar in dem Raum. Es schien, als habe ES nicht nur telepathisch, sondern ganz real zu ihnen
gesprochen. Rhodan lächelte gefaßt.
»Es ist ein wunderbarer und friedlicher Planet, alter Freund. Du hast dir ein Paradies
geschaffen, um das dich jeder Sterbliche beneiden könnte.«
»Nicht nur die Sterblichen, auch die Unsterblichen beneiden mich darum«, kicherte ES vergnügt.
»Du willst mich besuchen?«
»Ich komme mit einer Bitte zu dir«, bekannte Rhodan und sah immer noch hinab auf die
märchenhafte Landschaft. »Du wirst schon wissen, was ich von dir will.«
»Keine Ahnung«, log ES. »Woher sollte ich es wissen? Ich schnüffle nicht in den geheimsten
Gedanken meines Freundes.«
»Gelogen!« protestierte Bully, der an die Rallas dachte, die man ihm so abrupt wieder
weggenommen hatte. »Ich kann
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