Silberband 006 - Der Robotregent
Geschwindigkeit des Lichtes auf den Planeten zu, dabei ständig verzögernd.
Es blieb Tiff Zeit genug, sich durch den Augenschein zu orientieren. Aralon stand genau in
Flugrichtung, ein hell funkelnder Stern, der mit jeder Sekunde heller und größer wurde.
Sengu erhob sich vom Liegebett. Er trat neben Tiff und sah auf den Schirm.
»Wann werden sie uns entdecken?« fragte er besorgt.
Tiff zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, das kommt darauf an, wie gut ihr Meldesystem
funktioniert. Vielleicht haben sie uns schon längst auf den Bildschirmen ihrer
Ortungsgeräte.«
»Soll ich mit den Funkgeräten auf Empfang gehen?«
»Das wäre jedenfalls kein Fehler. Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, eine Verbindung zu
erhalten. Geben Sie aber keine Antwort, sondern überlassen Sie das mir.«
Der Japaner nickte und machte sich an den Funkeinrichtungen zu schaffen.
Die Minuten vergingen und wurden zu einer halben Stunde.
Längst schon war die Geschwindigkeit stark gesunken. Die Gazelle bewegte sich mit knapp
tausend Kilometer pro Sekunde. Aralon war ein hellgrünschimmernder Planet mit Kontinenten und
Ozeanen. Er erinnerte an die weit entfernte Erde.
Im Empfänger für Normalfunk war ein nicht zu entwirrendes Durcheinander Hunderter von Stimmen.
Sengu verstand kaum ein Wort. Die Sprache war zum größten Teil Interkosmo, die Umgangssprache des
arkonidischen Imperiums. Alle Meldungen waren verschlüsselt.
Als Tiff mehr auf die Seitenbildschirme achtete, sah er zwei walzenförmige Raumschiffe auf die
Gazelle zueilen. Ehe er sich überlegen konnte, was er tun sollte, waren sie schon vorbei. Sie
machten eine Schwenkung nach links und flogen, wie er, auf Aralon zu, ohne ihn weiter zu
beachten.
Das hatte Tiff noch nie erlebt.
Da näherten sie sich einer unbekannten Welt, die hoch zivilisiert war – und man kümmerte
sich nicht um sie.
Ihm blieb keine Zeit, weiter über das Phänomen nachzudenken, von dem Gucky bereits
unterrichtet sein würde. Leider bestand nicht die Möglichkeit, mit dem Sender auch Nachrichten zu
empfangen. Das Gerät wirkte nur einseitig.
Von rechts kamen drei weitere Schiffe, ebenfalls walzenförmig. Sie überholten die Gazelle und
stürzten mit irrsinniger Geschwindigkeit auf Aralon zu. Im Vergrößerungsschirm erkannte Tiff, daß
sie auf den Hauptkontinent zuflogen, um dort zur Landung anzusetzen.
»Ziemlicher Verkehr hier«, bemerkte er trocken zu Sengu, der dem Vorbeiflug der fremden
Schiffe mit offenem Mund zugeschaut hatte. »Wenn das keine Tarnung ist, wird man kaum auf uns
achten.«
Er ahnte noch nicht, wie nahe er mit seiner Vermutung der Wahrheit kam.
Eine Umrundung genügte, um den Raumhafen zu orten. Es war ein freies Feld mit glattem
Kunststoffboden, fast rund und mit einem Durchmesser von gut dreißig Kilometern.
So etwas hatte Tiff außer auf Arkon noch nie gesehen.
In langen Reihen standen die gelandeten Schiffe auf dem Feld, riesige Kugeln, walzenförmige
Giganten und hoch emporragende Torpedos. Es gab Hunderte verschiedener Typen und mehr als
zehntausend Schiffe. Das unaufhörliche Kommen und Gehen wirkte derart verwirrend, daß Tiff zu
träumen glaubte.
Je tiefer er kam, desto gewaltiger wurde der Eindruck. Die Reihen der gelandeten Schiffe
säumten regelrechte Straßen, auf denen schnellfahrende Wagen hin und her flitzten und so die
Verbindung zu den flachen Randgebäuden herstellten, die das Feld wie ein Ring umgaben.
Tiff sank tiefer und erspähte eine freie Stelle, die Platz genug für die kleine Gazelle bot.
Wie ein Zwerg zwischen Riesen kam er sich vor, als er sanft aufsetzte und den Antrieb
ausschaltete.
Aber keiner der Riesen schien seine Ankunft zu bemerken. Niemand kümmerte sich um ihn. Es war,
als habe er auf der Erde seinen Wagen in einer Lücke zwischen tausend anderen Wagen geparkt.
Sein Nachbar war ein Walzenschiff von mehr als dreihundert Metern Höhe. Tiff sah, wie einige
der Besatzungsmitglieder mit einem Lift in die Tiefe fuhren und in einen bereitstehenden Wagen
stiegen, um dann davonzufahren. Sie schenkten dem Diskus nicht einmal einen Blick.
In dem Wald der Metallungeheuer hatte er die Orientierung verloren. Mit Hilfe der
Bordinstrumente rechnete er sich ungefähr aus, wo die langen Gebäude mit der Beflaggung liegen
mußten, die er kurz vor der Landung gesehen hatte. Er vermutete, daß sie so etwas Ähnliches wie
eine Anmeldung darstellten.
Sengu starrte immer nur verwundert auf die unzähligen Raumschiffe. Er
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