Silberband 006 - Der Robotregent
uns leid«, stieß er hervor. »Das tut uns wirklich leid. Sie werden verstehen, daß wir
Sie unter diesen Umständen nicht mehr als unsere Gäste betrachten können. Sie werden noch heute
nacht unsere Welt verlassen und in Richtung Galaxisrand fliegen. Unsere Strukturtaster werden das
kontrollieren.«
Rhodan nickte ruhig.
»Wenn Sie wünschen, werden wir starten. Unter diesen Umständen …«, und er erhob sich,
»… hat es ja wohl nur wenig Sinn, wenn wir länger in Ihrer Gesellschaft verweilen.«
Bully blieb sitzen. Er starrte wie gebannt zur Bühne, wo die sechs Mädchen mit ihrem Tanz
gerade begannen. Die einschmeichelnde Melodie schien die sechs ebenmäßigen Körper verschmelzen zu
lassen, deren Bewegungen wie aus einem Guß waren.
Rhodan seufzte und setzte sich wieder. Marshall erlaubte sich ein schwaches Grinsen. Die
Mädchen interessierten ihn ebenfalls. Vielleicht wußten sie etwas …
Und nun passierte ihm zum zweitenmal etwas sehr Merkwürdiges heute abend. Es war kein
Abwehrblock, gegen den er stieß, sondern etwas anderes. Er wußte nicht, was es war, aber das
gleiche hatte er doch heute schon erlebt? Wo war das nur gewesen?
Er entsann sich. Draußen, als die drei Offiziere sie am Portal begrüßten. Einer dachte an
seinen Schwager, der andere an Nebensächlichkeiten. Der dritte hatte an überhaupt nichts
gedacht.
Das war es.
Und diese sechs Tänzerinnen dachten ebenfalls an nichts.
Sie dachten überhaupt nicht.
Er wurde in seinen Überlegungen abgelenkt. Die Musik hatte sich verändert. Sie war schneller
geworden. Die Beine der Mädchen flogen hoch und begannen, in immer rasenderem Rhythmus auf den
Boden zu stampfen. Bully hockte vollkommen versunken da. Er ließ keinen Blick von den
Tänzerinnen, die nun das Podium verließen und mit schwebenden Schritten auf die Gäste zueilten.
Spielerisch umtanzten sie diese und wichen geschickt zurück, wenn Bully nach ihnen zu greifen
versuchte.
Marshall nahm seine Überlegungen wieder auf, aber als er drei Sekunden später die Lösung fand,
war es bereits zu spät.
Die sechs Mädchen hatten sich so verteilt, daß jeweils zwei von ihnen hinter einem der Gäste
standen. Ehe Rhodan überhaupt ahnte, was geschah, und ehe Marshalls telepathische Warnung
durchkam, wurde er von Eisenklammern umfaßt, die seine Arme dicht gegen den Körper preßten.
Marshall und Bully erging es nicht anders.
Besonders für letzteren war es ein harter Schlag, der alle seine Illusionen zerstörte,
sozusagen mit einer Handbewegung. Er spürte die plötzliche Nähe der Angebeteten, aber er wußte
nichts mit ihr anzufangen. Die Haut der beiden Mädchen, die ihn hielten, war glatt und kalt.
Kalt wie Stahl.
»Es sind Roboter«, sagte Marshall laut. »Eine hübsche Falle.«
Bullys rote Haarborsten stiegen senkrecht in die Höhe und bildeten seine berüchtigte Bürste.
Seine Augen waren weit aufgerissen, aber es war ihm nicht möglich, den Kopf so zu drehen, daß er
in die Gesichter seiner hübschen Wärterinnen sehen konnte.
Der Zarlt erhob sich.
»Beenden wir die Komödie«, sagte er hart. »Wir haben uns lange genug Ihre Versprechungen
anhören müssen. Nun ist es damit vorbei. Wenn Sie weiterzuleben wünschen, werden Sie uns Ihre
Geheimnisse verraten. Aber bevor Sie zu sprechen beginnen, wechseln wir den Raum. Haben Sie
Waffen bei sich?«
»Vielleicht schauen Ihre Mädchen mal nach«, riet Bully, der langsam zornig wurde.
Es blieb ihnen nichts übrig, als sich entwaffnen zu lassen. Die Stahlarme der verkleideten
Roboter ließen keinen Widerstand zu. Rhodan spürte keinerlei Beunruhigung. Er wußte, daß Marshall
seinen Alarm längst an die TITAN weitergegeben hatte. Der Kampf begann.
»Meine Großmutter hat schon immer gesagt«, stellte Bully wütend fest, »daß ich harmloser
Mensch mal auf ein nichtsnutziges Frauenzimmer hereinfallen würde. Aber daß es eine Roboterdame
sein würde, davon ahnte sie bestimmt nichts.«
»Früher oder später«, murmelte Marshall halb belustigt, »hätten Sie den Irrtum sicherlich
bemerkt.«
Der Zarlt und die Offiziere gaben den sechs Robotern einen Wink. Ein unverständlicher Befehl,
dann wurden Rhodan, Bully und Marshall von den Mädchen mühelos emporgehoben und aus dem Saal
getragen.
Die drei Teleporter Tako Kakuta, Ras Tschubai und Gucky hatten alle Hände voll zu
tun, das Mutantenkorps in die vorbereiteten Verstecke der Rebellen zu bringen. In zehn Minuten
jedoch war alles vorbei und die
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