Silberband 006 - Der Robotregent
und die
Zukunft des Imperiums abhängt.«
Der Empfänger schwieg. Crest hatte abgeschaltet.
Gucky ließ sich auf die Hinterpfoten zurücksinken und stützte sich mit dem Schwanz ab, damit
er nicht das Gleichgewicht verlor. In seinen Augen war eine stumme Frage, die er nicht
auszusprechen wagte. Er nahm kurz Verbindung mit den anderen Telepathen auf, die bei den
einzelnen Gruppen weilten und stellte fest, daß sie alle die Nachricht des Arkoniden vernommen
hatten.
Damit stand fest: Der Zarlt nahm keine Rücksicht mehr. Er griff die TITAN und GANYMED offen
an. Er hatte Rhodan gefangengenommen.
Gucky pfiff schrill und mißtönend. Dann sagte er mit seiner hellen Stimme: »Meine Herren
Rebellen! Rogal! Nun könnt ihr zeigen, was ihr gelernt habt. Die Revolution hat begonnen! Wir
werden Demesor und seine Vasallen stürzen und Rhodan befreien – na, worauf wartet ihr
noch?«
Rogal starrte voller Bewunderung auf den Mausbiber, den er heute zum erstenmal sah. Er begriff
immer noch nicht, wieso dieses Pelzwesen intelligenter als ein Zaliter war. Aber dann riß er sich
von dem faszinierenden Anblick los, wandte sich an seine Waffengefährten und rief begeistert: »Es
lebe das Imperium! Es lebe Perry Rhodan!«
Gucky hielt sich entsetzt die riesigen Ohren zu, als die Antwort durch das Gewölbe hallte.
Welcher Unsinn, als Telepath so große Ohren zu haben …
10.
Bully schrie und tobte, als ihn die beiden Mädchen aus dem Saal trugen. Sein
heimlich geplantes Rendezvous hatte er sich ganz anders vorgestellt.
Rhodan und Marshall verhielten sich angesichts der aussichtslosen Lage ruhig und besonnen. Mit
körperlicher Kraft allein kam man gegen einen Roboter nicht an, auch wenn er so mit Plastik
verkleidet war, daß er wie ein hübsches Mädchen aussah.
Ein Lift brachte sie in die Tiefe. Ein Stockwerk unter dem Erdgeschoß hielt der Aufzug an.
Demesor schritt voran und wies den Weg. Es waren weitverzweigte Korridore, die zehn Meter unter
der Erde ein eigenes Reich bildeten. Das gedämpfte Licht drang aus der Decke und verbreitete
einen gespenstischen Schein. Rhodan begann zu überlegen, was man mit ihnen vorhatte.
Folter, um das Geheimnis aus ihnen herauszupressen?
Wenn schon, dann sicher keine Folter wie im irdischen Mittelalter, sondern eine technisch
ausgeklügelte Gehirnbefragung, bei der es keine Lügen und falschen Informationen mehr gab. Und
schließlich waren da ja noch die Mooffs, denen die Überprüfung aller gemachten Aussagen möglich
war …
Die Mooffs.
Plötzlich fiel es Rhodan wie Schuppen von den Augen. Er spürte den immer stärker werdenden
Druck im Gehirn und erste Kopfschmerzen. Bully hatte aufgehört zu toben. Schlaff hing er in den
Armen der verführerischen Mädchen, die in Wirklichkeit nichts anderes als seelenlose Roboter
waren. Marshall verhielt sich passiv. Es sah so aus, als lausche er.
Die Mooffs steckten hinter der plötzlichen Aktivität des Zarlt. Das mußte es sein.
Rhodan fühlte eine Zunahme der tastenden Impulse. Sie kamen nun mehr aus der gleichen
Richtung – von vorn.
Man brachte sie zu den Mooffs?
Trotz seiner nicht gerade beneidenswerten Lage fand Rhodan Zeit, in aller Eile eine Theorie zu
entwickeln. Ein einziger Mooff, so hatte die Erfahrung ergeben, besaß nicht genügend Kraft, um
einem Menschen seinen Willen aufzuzwingen. Als Telepath war er gut, das stand fest. Aber als
Suggestor eignete er sich in diesem Fall nicht.
Schön und gut.
Was aber geschah, überlegte Rhodan weiter, wenn sich vier oder fünf Mooffs gleichzeitig auf
das Gehirn eines Terraners konzentrierten? Genügte die fünffache Energie, um ihn unter ihren
Willen zu bringen?
Die Mooffs schienen identische Überlegungen angestellt zu haben und ein positives Ergebnis für
sicher zu halten, denn Rhodan wußte nun mit einiger Gewißheit, daß nicht ein, sondern mindestens
vier oder fünf Mooffs ihn abtasteten.
Das war eine Möglichkeit, mit der er nicht gerechnet hatte.
Und sie bedeutete eine ungeheure Gefahr.
Er teilte Marshall seine Vermutung mit, der plötzlich ein sehr besorgtes Gesicht machte. Aber
dann blieb ihnen keine Zeit mehr, weitere Betrachtungen über ihre Lage anzustellen.
Der Zarlt hielt vor einer Tür an. Milfor begann ausgesprochen sadistisch zu grinsen und
versetzte Bully einen Rippenstoß, den dieser mit einem lauten Wutgebrüll beantwortete. Demesor
öffnete die Tür und schritt voran. Die vier Offiziere und die sechs Roboter mit ihren
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