Silberband 007 - Atlan
Registrierung meiner Körperschwingungen. Das
Zimmerschloß war mit den Werten automatisch programmiert worden. Wäre dies nicht so gewesen,
hätte es nicht auf einen einfachen Händedruck reagieren können.
Ich verschob die Erledigung dieser Angelegenheit auf später. Sicherlich war es möglich, bei
der Abreise eine Löschung der Individualität zu verlangen.
Ich setzte mich auf einen bequem aussehenden Sessel, der im Moment meines Hineingleitens alle
meine Erwartungen übertraf, weil er sich meinen Körperformen so perfekt anpaßte.
Sie waren weit gekommen, die intelligenten Bewohner des Planeten Erde. Eigentlich schon viel
zu weit.
Stirnrunzelnd inspizierte ich das Badezimmer. Es gab sogar einen vollautomatischen Masseur.
Die Maschine in meiner Kuppel war um keinen Deut besser.
Immer brennender wurde in mir das Verlangen, die öffentliche Bibliothek aufzusuchen. Es wäre
grundverkehrt gewesen, alle möglichen Leute nach der Vergangenheit zu befragen.
Wenn ich geahnt hätte, daß es bereits eine ›Enzyklopaedia Terrania‹ gab, in der die Geschichte
der Menschheit, beginnend mit dem Jahre 1971, festgehalten war, hätte ich wahrscheinlich noch in
derselben Stunde das Hotel verlassen. Dann hätte ich nämlich auch gewußt, daß ein nichtssagender
Sonderband eine höchst geheimnisvolle Sache behandelte, die man schlicht und einfach
›Mutantenkorps‹ nannte.
So aber legte ich mich zur Ruhe. Die Anstrengungen des Tages wurden allmählich fühlbar.
Ich hatte meinem Extrahirn etwas zuviel zugemutet. Die Geschichte der Menschheit
seit dem Jahre 1971 war verworrener und gewaltiger, als ich es mir vorgestellt hatte.
Es begann mit dem Aufbau der Dritten Macht in der trostlosen Einöde der innerasiatischen Wüste
Gobi. Ich hatte Dinge erfahren, die mir die Blässe der Erregung ins Gesicht getrieben hatte.
Dieser Perry Rhodan schien nicht nur eine entschlußfreudige Kämpfernatur zu sein, sondern auch
ein geschickt abwägender Denker, der ganz genau wußte, wo sein Vorteil lag. Dazu kam noch die
Tatsache, daß er sich persönlich mit der Menschheit identifizierte.
Ich war sehr nachdenklich geworden. Rhodan war mit erbeuteten Raumschiffen in die Tiefe der
Galaxis vorgestoßen, obwohl er genau wußte, daß die erforderliche Rückendeckung noch nicht auf
festen Füßen gestanden hatte. Um so erstaunlicher war es, daß er sogar mit den Galaktischen
Händlern und dem Arkonidenreich fertig geworden war.
Die Enzyklopaedia Terrania nannte das Jahr 1984 als zweite und wichtige Epoche im Voranstreben
der Menschheit. Zu dieser Zeit hatte es Rhodan verstanden, die gesamte Galaxis glauben zu machen,
die Erde sei von einer Invasionsflotte vernichtet worden. Desgleichen nahmen die Intelligenzen
der Milchstraße an, Rhodan sei selbst im Kampf gefallen.
Seit dem Jahr 1984 hatte Rhodan ungestört aufbauen können. Man hielt ihn für tot. Naturgemäß
mußte das bedeuten, daß Terra zu einem gewaltigen Machtfaktor geworden war.
Ich hatte mich mittlerweile fest in dem Hotel eingemietet und mir passende Kleidungsstücke
besorgt. Meine Studien in der Staatsbibliothek von Lissabon begannen bereits aufzufallen. Trotz
der vollautomatischen Bedienung gab es hier und da Leute, deren Aufmerksamkeit ich nicht einfach
entgehen konnte.
So hatte ich einmal gesprächsweise eingeworfen, ich benötigte die Nachschlagwerke für mein
Examen. Der Stoff war aber zu umfangreich, um in wenigen Tagen durchgearbeitet werden zu können.
Natürlich hatte ich mich in erster Linie für den militärischen und wirtschaftspolitischen Aufbau
interessiert. Das ›Solare Imperium‹ setzte sich aus den neun Planeten der Sonne zusammen.
Mars, Venus und einige Monde des Jupiter waren von Kolonisten besiedelt worden. Besonders
Venus bildete bereits eine starke Kolonie innerhalb des Imperiums.
Die Raumschiffahrt war enorm hoch entwickelt. Es gab eine erstaunlich große Handelsflotte und
dazu Kriegsschiffe, deren Abbildungen mir den Atem verschlugen.
Als ich am vierten Tag die Bibliothek verließ, wußte ich, daß ich auf der Erde nichts mehr
verloren hatte. Es war allerhöchste Zeit. Wenn ich dem zusammenfassenden Bericht der Enzyklopädie
auch bedingungslos glaubte, so erschienen mir die Informationen bezüglich des arkonidischen
Sternenreichs dennoch verfälscht. Es konnte einfach nicht sein, daß ein Robotgehirn die Macht
übernommen hatte.
Als ich den Dachlandeplatz der Bibliothek betrat, um ein Lufttaxi zu besteigen,
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