Silberband 008 - Festung Atlantis
Swoon blieben relativ ruhig und besonnen.
Einige sprangen von den Transportbändern und verschwanden in den nächstgelegenen Gebäuden.
Andere wiederum kamen ihnen entgegen und blieben neugierig in gebührender Entfernung stehen. In
ihren Gesichtern spiegelte sich keine Panik, sondern nur Wissensdurst.
Ein größerer Swoon – er mochte an die fünfunddreißig Zentimeter messen – drängte
sich vor und winkte mit allen vier Armen. Kulman nahm sein Übersetzungsgerät und bückte sich. Mit
einer fast behutsamen Gebärde nahm er den Swoon auf.
Als der Swoon bequem auf Kulmans Arm saß, sagte der Agent: »Ich darf Sie meiner größten
Hochachtung versichern und möchte Sie um Verzeihung bitten, wenn unser Anblick Sie ein wenig
erschreckte, aber wir hatten gewichtige Gründe, ohne Ankündigung hierher vorzudringen.«
»Durch welchen Eingang kamt ihr?« fragte der Swoon.
»Wir fanden einen Weg«, antwortete Kulman ausweichend. »Auf der Suche nach dem Verbrecher
dürfen wir keinen Ort übersehen. Ich nehme an, Sie sind über die Aktion des Imperiums
unterrichtet.«
»Nur weitläufig«, sagte der Swoon mit einem deutlichen Bedauern in seiner piepsigen Stimme.
»Ich weiß nur, daß Schiffe des Imperiums landeten und eine Blockade verhängten. Die Gründe sind
mir unbekannt.«
»Wir suchen einen Mann«, klärte Kulman ihn auf. »Er muß sich auf Swoofon aufhalten, daher
unsere Maßnahmen. Sobald wir ihn gefunden haben, kann alles seinen geregelten Gang weitergehen.
Ist es möglich, daß Sie uns zu einem führenden Wissenschaftler und Techniker Ihrer Stadt
geleiten? Wir benötigen einige Auskünfte, die Sie uns vielleicht nicht geben können oder
wollen.«
»Ich bin Ingenieur für Rundfunktechnik, habe aber keinen direkt leitenden Posten. Vielleicht
bringe ich Sie zuerst zum Bürgermeister unserer Stadt, die über uns gelegen ist. Er kann alle
weiteren Schritte veranlassen. Gehen Sie bitte dort in Richtung der beiden Tore.«
Kulman und Sengu schritten voran, während Gucky den Abschluß bildete und gemächlich durch die
einen Meter breite Straße watschelte, wobei er peinlich darauf achtete, nicht mit einem der Swoon
in Berührung zu kommen, die überall neugierig herumstanden.
Gucky drang in ihre Gedanken ein, konnte aber nichts Neues feststellen. Die Swoon waren
harmlos und fragten sich erstaunt, was die großen Fremden hier unten in ihrem Reich zu suchen
hatten.
»Dort drüben sind die Aufzugskabinen«, sagte der Swoon auf Kulmans Arm und zeigte mit seinen
dünnen Ärmchen in Richtung der vor ihnen liegenden Wand. »Wir sind in wenigen Minuten in der
Stadt.«
Die Voraussage erfüllte sich. Die Kabine war groß genug, jeweils einen von ihnen aufzunehmen.
Den Abschluß bildete Gucky zusammen mit dem Swoon. Der Mausbiber las in den Gedanken seines
kleinen Begleiters.
In der Stadt herrschte reger Verkehr. Auf den engen Straßen wimmelte es von Autos und
Passanten. Es blieb dem Swoon nichts anderes übrig, als die Polizei zu alarmieren, die alle
Straßen bis zum Haus des Bürgermeisters absperrte. Die Passanten zogen sich in die Häuser zurück.
Parkende Fahrzeuge wurden schnell entfernt.
»Jetzt können wir gehen«, sagte der Swoon zu Kulman und kehrte auf dessen Arm zurück. Es
schien ihm dort recht gut zu gefallen. »Wenn Sie meinen Namen wissen möchten – ich bin
Ingenieur Waff. Der Bürgermeister ist bereits von Ihrem Eintreffen unterrichtet.«
»Ist es weit, Waff?« fragte Kulman.
»In wenigen Minuten erreichen wir das Haus des Bürgermeisters. Sie müssen darauf achten, daß
Sie nichts beschädigen. Gehen Sie am besten mitten auf der Straße. Der Bürgermeister wird Sie
übrigens in seinem Garten erwarten.«
»Garten?« erwiderte Sengu. »Hier unten gibt es Gärten?«
»Vergessen Sie nicht«, sagte Kulman nüchtern, »daß unser Übersetzungsgerät fremde Worte nur
sinngemäß wiedergibt. Die Swoon kennen zum Beispiel keinen Bürgermeister in unserem Sinn. Auch
ist ›Garten‹ nicht die richtige Bezeichnung für den genannten Ort. Wir werden wahrscheinlich nur
kahle Felsen und Sandwüste zu sehen bekommen.«
Seine Voraussage bewahrheitete sich.
Durch ein enges Tor – etwa einen halben Meter breit und kaum einen hoch – gelangten
sie in den Garten des Bürgermeisters. Ein kleiner Bach wand sich in engen Kurven durch eine
sandige Fläche mit schroffen Felsklippen.
Der Bürgermeister, ein kleiner schmächtiger Swoon, erwartete sie. Er hockte auf einer
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