Silberband 008 - Festung Atlantis
war offen. Der Flur dahinter lag im Halbdunkel, denn nur
im Treppenhaus brannte Licht.
Kein Laut war zu hören, als R-2 stehenblieb und Becker herankommen ließ.
Aber dann knarrte laut und deutlich eine Tür.
Becker war zusammengezuckt, und seine Waffe kam hoch. Das war in der fraglichen Wohnung
gewesen. Dort weilte also jemand. Zuerst das wechselnde Licht, jetzt das Knarren der Tür. Das
konnte keine Täuschung mehr sein.
Becker gab R-2 einen Wink und ging voran. Vorsichtig folgte der Roboter.
Die Wohnungstür besaß ein primitives Schloß, das keinen Einbrecher aufgehalten hätte. Aber die
Tür stand ja offen. Weiter hinten, so sah Becker nun, war eine zweite Tür geöffnet. Sie führte zu
einem Raum, der auf den Platz hinausging. Vielleicht auch zu dem Fenster, hinter dem der Schatten
hin und her wanderte.
Becker schlich weiter, bis er dicht bei der Tür stand. Er wartete, bis auch R-2 herbeigekommen
war, dann stieß er mit dem Fuß die Tür vollends auf und trat in den erleuchteten Raum.
Er war leer.
Das Fenster war einen Spalt weit geöffnet, und erst jetzt spürte Becker den leichten Luftzug,
der an ihm vorbeiströmte und die Tür hinter dem Roboter sacht bewegte. Sie knarrte.
Gleichzeitig wehte ein leichter Vorhang wie ein Gespenst rechts von der Lichtquelle, einer
Nachttischlampe. Daneben standen zwei Betten. Sie waren zerwühlt und zeigten noch deutlich die
Abdrücke zweier Körper.
Der wehende Vorhang vor den Betten ließ das Licht der Lampe einmal heller, einmal weniger hell
durch das Fenster auf den Platz hinausfallen. Die Tür knarrte im Wind. Das Rätsel war gelöst.
Etwas enttäuscht ließ der Kadett die Waffe sinken. Er hatte sich von einem Bettvorhang narren
lassen.
»Was ist?« unterbrach Marcel Rous' ruhige Stimme die plötzliche Stille.
»Alles in Ordnung«, gab Becker knapp zurück und wandte sich zum Gehen. »Es war nur der Wind.
Die Leute haben vergessen, die Fenster zu schließen, bevor sie auswanderten.«
»Keine Beobachtungen?«
Becker sah sich noch einmal um. »Nein, Leutnant. Normales Schlafzimmer. Sehr gemütlich
eingerichtet. Möchte wissen, wo die Bewohner geblieben sind. Die Kleider hängen noch über den
Stühlen. Sie müssen mondsüchtig geworden und im Nachthemd auf die Reise gegangen sein.«
»Mirsal III besitzt keinen Mond«, sagte Rous nüchtern. »Kommen Sie jetzt wieder heraus,
Becker.«
»Ich komme«, gab Becker zurück und wandte sich zum Gehen.
Gerade, als er unten auf die Straße trat und die beiden wartenden Kameraden erblickte, geschah
etwas, das er sich nicht erklären konnte. Und ein ›Später‹, das ihm Zeit dazu gelassen hätte, gab
es nicht mehr.
Er sah zuerst das in zweihundert Meter Entfernung ruhende Raumschiff, hell angestrahlt von den
vielen Straßenlampen und dem Schein der umliegenden Fenster. Dann erblickte er seine beiden
Gefährten und den wartenden Roboter.
In der nächsten Sekunde begann alles vor seinen Augen langsam zu verschwinden.
Becker blieb mit einem Ruck stehen, als er die Veränderung bemerkte. Sein robotischer
Begleiter kümmerte sich nicht darum, sondern ging weiter, an ihm vorbei. Aber noch während der
Roboter ging, sah Becker, daß auch er sich in Luft aufzulösen schien.
Er stieß einen entsetzten Schrei aus, der auch von Rous gehört wurde. Schwach nur hörte Becker
die Stimme seines Vorgesetzten an sein Ohr dringen: »… sofort zurück! Beeilen Sie sich, Sie
werden sonst …«
Mehr hörte Becker nicht mehr. Er starrte in die weit aufgerissenen Augen seiner beiden Männer.
Einer von ihnen wollte nach ihm greifen, wandte sich aber dann zur Flucht. Er hatte den Mund weit
geöffnet, als rufe er etwas, aber Becker hörte keinen Laut.
Die Welt um ihn herum versank nicht nur allmählich in völlige Finsternis, sondern auch in
Lautlosigkeit.
Dann wurde es dunkel und ruhig. So mußte es sein, wenn man in tausend Meter Tiefe unter der
Meeresoberfläche dahintrieb. Nur fehlten jetzt auch sämtliche Empfindungen. Becker spürte nichts
mehr.
Sein Nervensystem stellte die Funktionen ein.
Leutnant Marcel Rous sah Becker aus der Haustür kommen und wollte schon befreit
aufatmen, als sich das Unheimliche vollzog.
Becker wurde zuerst durchsichtig, um dann völlig zu verschwinden. Er mußte den Befehl zur
Rückkehr schon nicht mehr gehört haben, wohl aber seine beiden Begleiter und die Roboter, denn
sie setzten sich in Richtung des Schiffes in Bewegung.
Inzwischen gab es keinen Kadetten
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