Silberband 008 - Festung Atlantis
Becker. Sie erhalten somit die Gelegenheit, sich
auszuzeichnen. Nehmen Sie sich zwei Männer und zwei Roboter – und dann haben Sie
Stadturlaub.«
Sie schwebten Minuten später über einem hell angestrahlten Platz und gingen schnell tiefer.
Sanft setzte das Kugelschiff auf. Rous hatte alle verfügbaren Bildschirme eingeschaltet, um einen
möglichst umfassenden Rundblick zu erhalten. Aufmerksam studierte er den Platz und die
angrenzenden Häuser. Nichts rührte sich, und die Stadt schien in der Tat wie ausgestorben. Ihm
fiel auf, daß einige Gegenstände auf dem unebenen Pflaster umherlagen, die hier nichts zu suchen
hatten. Drüben dicht am Rinnstein lehnte ein breites Schwert gegen einen Mauersockel. Dicht
daneben lag ein Schild. Es sah so aus, als habe sich eine Schildwache ihrer Waffen entledigt, um
einfach davonzuspazieren. Ein Stück davon entfernt erblickte Rous eine umgestürzte Ritterrüstung,
die Spuren eines harten Kampfes zeigte.
Es regte sich kein Hauch von Leben. Die hellbeleuchteten Räume hinter den Fenstern waren leer,
kein Schatten zeigte sich auf den lichtüberfluteten Rechtecken.
»Fertig?« fragte der Leutnant.
Aus der Schleuse kam über Funk die Antwort: »Kadett Becker mit zwei Mann und zwei Robotern
fertig zum Einsatz.«
»Viel Glück!« erwiderte Rous.
Becker atmete auf, wenn er sich plötzlich auch nicht mehr so wohl fühlte. Aber boten die
beiden schwerbewaffneten Roboter nicht genügend Schutz? Sie würden ihn gegen eine ganze Kompanie
angreifender Feinde verteidigen, wenn es sein mußte. Die beiden Kadetten, die ihn begleiteten,
waren zuverlässig. Die Impulsstrahler in ihren Händen zitterten nicht.
Die Außenluke schwang auf, und die Rampe glitt zu Boden. Becker schritt voran, gefolgt von den
Robotern. Die beiden anderen Männer bildeten den Abschluß.
Um sie herum war die Stille der schlafenden oder toten Stadt. Bis auf die schweren Tritte der
Roboter auf dem Steinpflaster war kein Laut zu hören. Becker spürte, wie die Furcht vor dem
Unerklärbaren in ihm hochkroch und sich in seinem Gehirn einzunisten drohte. Über den hellen
Straßenlampen war der schwarze Himmel der fremden Welt. Er war wie ein Loch, durch das der Feind
kommen konnte, ehe man ihn bemerkte.
Der Feind? Welcher Feind? Gab es überhaupt einen Feind?
Becker hielt sich dicht neben den beiden Robotern.
»Ihr sichert nach hinten und zur Seite«, flüsterte er seinen Männern zu, die ihre Waffen
schußbereit hielten. »Ich achte mehr auf das, was vor und über uns geschieht.«
Der Platz war nicht allzu groß, aber sie benötigten fast zwei Minuten, ehe sie die Häuserfront
erreichten. In der Straße gab es viele Schlaglöcher.
Becker sah sich um. Keine zweihundert Meter entfernt ruhte die K-7 auf ihren Teleskopstützen.
Er wußte, daß Leutnant Rous vor den Bildschirmen saß und jede seiner Bewegungen beobachtete.
Sicher lagen seine Hände gleichzeitig auf den Feuerknöpfen der schweren Strahler.
Rein zufällig erfaßte Becker aus den Augenwinkeln heraus eine schattenhafte Bewegung und fuhr
herum. Dort oben, im zweiten Stock eines Hauses, war es gewesen. Das Licht, das aus dem Fenster
fiel, war nicht ganz so hell wie bei den anderen. Es änderte sogar seine Intensität. Mal
leuchtete es heller, mal dunkler. So, als ginge jemand vor der Lichtquelle auf und ab und
verdecke sie in unregelmäßigen Abständen mit seinem Körper.
Becker fühlte den Andrang des Blutes zu seinem Herzen. Das war sie, die einmalige Gelegenheit.
Er mußte sie nutzen, koste es, was es wolle.
»Ihr wartet hier unten!« befahl er flüsternd seinen Leuten und sah dann einen der Roboter an.
»Du folgst mir, R-2.«
»Sollen wir nicht besser …?« begann einer der Kadetten, aber Becker schnitt ihm das Wort
ab.
»Ich gehe allein. Warum uns alle in Gefahr bringen?«
»Becker!« kam Marcel Rous' Stimme über Funk. »Seien Sie vorsichtig!«
»Keine Sorge, Leutnant. Ich nehme mich schon in acht.«
Unter der Last des Roboters knarrten die Treppenstufen erbärmlich, aber Becker war nun nicht
mehr aufzuhalten. Er hatte etwas gesehen, und er wollte auch wissen, was er gesehen hatte. Wer
ging dort oben in dem Zimmer einer verlassenen Stadt auf und ab? War ein Bewohner dort oben
zurückgeblieben?
Becker beschloß, vorerst nicht den Versuch zu unternehmen, sinnlose Fragen zu beantworten. Er
festigte seinen Griff um den Kolben der Waffe und stieg hinter dem Roboter her.
Die Tür zur Wohnung im zweiten Stock
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