Silberband 008 - Festung Atlantis
gerecht wird? Einen Generator, der auch dann wirksam wird, wenn die
Zeitfront längst über eine Welt hinweggeglitten ist?«
Erb nickte. »Jawohl, das ist das Problem. Gustav VI. berechnete, daß ein Überwechseln in die
andere Ebene nur dann möglich sein kann, wenn bereits eine Berührung stattgefunden hat. Also
während und nach einer Überlappung. Ist jedoch nach einer Überlappung schon eine größere
Zeitspanne vergangen, ist ein Eindringen mit unserem jetzigen Generator nicht mehr möglich.«
»Ich verstehe.« Rhodan nickte langsam. »Sie glauben, daß es möglich ist, ein neues Gerät zu
konstruieren?«
»Ja, das glaube ich. Es handelt sich um gewisse Veränderungen der sich überschneidenden
Magnetfelder, die das Zeitfeld erzeugen. Im Grunde ist es einfach. Wenn Sie mich bäten, es Ihnen
zu erklären, so müßte ich kapitulieren. Sie werden wissen, wie ich das meine.«
»Genau.« Rhodan lächelte und lehnte sich zurück. »Wie lange werden Sie benötigen, den neuen
Generator zu bauen? Oder können Sie das alte Gerät benutzen?«
»Ich halte das für unzweckmäßig. Ein Umbau wäre komplizierter als eine völlige
Neukonstruktion. Wenn ich also eine Bitte aussprechen dürfte?«
»Schon in Ordnung, Erb. Sie erhalten alle Vollmachten und alle finanziellen Mittel. Denken Sie
daran, daß es nicht nur um das Leben der sechs Männer geht, die in die andere Zeitebene
eindrangen, sondern auch darum, eine Abwehr gegen die Überlappungsfronten zu finden. Überall
finden Überschneidungen der beiden Daseinsebenen statt. Was geschieht, wenn einmal die Erde in
eine solche Zone geriete?«
Erb wurde blaß, dann stand er auf und sagte fest: »Sie können sich auf mich verlassen. Schon
morgen kann ich Ihnen die Pläne vorlegen. Der Bau wird zwar einige Monate in Anspruch nehmen,
aber er wird erfolgreich sein.«
»Einige Monate?« fragte Rhodan gedehnt. »Das ist ziemlich lange.«
Der Physiker stritt das nicht ab, aber er begründete, warum es unmöglich schneller zu schaffen
wäre. Und dann, genau in diesem Augenblick, hatte Rhodan jene Idee, die das Schicksal der
Milchstraße entscheiden sollte.
»Hören Sie, Erb, noch eine letzte Frage. Spielt die Größe des Linsenfeldgenerators eine Rolle
hinsichtlich seiner Betriebssicherheit? Ich meine das so: Ein größerer Generator erzeugt auch ein
größeres Lichtfenster, darüber herrscht Einigkeit. Was ich wissen will, ist: Wird die
Funktionssicherheit dadurch beeinflußt, oder können Sie auch bei dem größeren Generator für die
Sicherheit garantieren?«
»Die Größe spielt überhaupt keine Rolle.«
»Ausgezeichnet. Dann sorgen Sie dafür, daß die Kreislücke in der Zeitmauer einen Durchmesser
von mehr als hundert Metern erhält.«
Erb starrte Rhodan entgeistert an. »Hundert Meter? Das ist ungeheuerlich. Bisher war das
Lichtfenster niemals größer als einige Meter.«
»Ist es technisch möglich oder nicht?«
»Es ist möglich, selbstverständlich. Alle Anlagen müßten entsprechend verstärkt werden. Aber
ich fürchte, das Gewicht des neuen Apparats wäre so groß, daß ein Transport und eine Montage auf
Tats-Tor …«
»Einen Augenblick«, unterbrach ihn Rhodan und lächelte. »Damit wir uns nicht mißverstehen: Der
neue Generator soll nicht wieder ausgebaut werden. Ich möchte, daß er in der DRUSUS seinen Platz
findet als fester Bestandteil des Schiffes, überall einsatzbereit und jederzeit transportabel.
Ist es unter diesen Umständen möglich?«
Langsam begriff Erb, was Rhodan wollte. Er nickte. »Es ist möglich. Ich werde dann nur zwei
oder drei Monate brauchen. Sie erhalten einen Generator, der Ihnen ein Lichtfenster vor die
DRUSUS legt, durch das Sie jederzeit einen Kreuzer in die andere Welt schicken können.«
»Das«, sagte Rhodan gelassen, »ist genau das, was ich auch vorhabe.«
Rhodan sah immer noch auf den Planeten in der Mitte des Bildschirms. Seine Gedanken
kehrten in die Gegenwart zurück. Das da vorn war Tats-Tor, die von den Fremden aus einer anderen
Zeit entvölkerte Welt.
Im Herzen der gewaltigen DRUSUS ruhte der Block des neuen Linsenfeldgenerators. Die Kontrollen
dafür waren in der Beobachtungskuppel aufgebaut worden. Von hier aus sah man genau hinein in das
entstehende Lichtfenster von zweihundert Meter Durchmesser. Unten im Hangar lag der Leichte
Kreuzer SAMBO ausschleusbereit. Sein Durchmesser betrug einhundert Meter. Fünfzig Meter also war
der Sicherheitsabstand zwischen Hülle und
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