Silberband 008 - Festung Atlantis
Zeiger der Meßskalen und schüttelte den
Kopf.
Rhodan trat näher zu ihm und fragte laut, um das Summen zu übertönen: »Was ist? Das Feld baut
sich doch auf?«
»Es baut sich auf«, bestätigte der Ingenieur ratlos und ließ die Skalen nicht aus den Augen.
»Ich kann keinen Fehler entdecken. Alles funktioniert genau nach Plan, und eigentlich müßte das
Lichtfenster nun zu sehen sein. Ich verstehe nicht.«
Niemand verstand es damals vor gut sechs Monaten. Zuerst wirkte die Enttäuschung fast
niederschmetternd, und man suchte den Fehler in dem Lichtfeldgenerator selbst, bis ein kluger
Kopf im Forschungszentrum von Terrania auf den Gedanken kam, ihn woanders zu suchen.
In den auf Tats-Tor herrschenden Umständen nämlich.
Es war ein schwerer Schlag für Rhodan gewesen, der nun annehmen mußte, daß die Expedition des
Leutnant Rous für alle Zeiten verloren war. Sie hatten keine andere Wahl, als vorläufig
aufzugeben und nach Terra zurückzukehren.
Etwa drei Monate später betrat Chefphysiker Erb, einer der Wissenschaftler, die
sich mit der Verbesserung des Linsenfeldgenerators abmühten, Rhodans Arbeitszimmer hoch über den
Straßen von Terrania.
Rhodan hatte gerade eine Unterredung mit dem Administrator der Venus gehabt. Er forderte Erb
auf, Platz zu nehmen.
»Was kann ich für Sie tun?« eröffnete er das Gespräch und war mit seinen Gedanken ganz
woanders. Die Siedler auf der Venus hatten um mehr administrative Freiheit gebeten, und es war
nicht einzusehen, warum man sie ihnen verweigern sollte.
»Ich glaube«, sagte Erb, »daß ich endlich weiß, warum der Linsenfeldgenerator damals auf
Tats-Tor nicht funktionierte.«
Rhodan vergaß die Venus. Er beugte sich vor und sah den Physiker an. »Ich habe alle Hoffnung
aufgegeben, Rous jemals helfen zu können. Erwecken Sie keinen falschen Optimismus in mir, Erb.«
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Unsinn. Hören Sie nicht auf mich, Erb. Berichten Sie,
was Sie herausgefunden haben. Jede Kleinigkeit ist wichtig.«
Der Physiker, eine sympathische Erscheinung mit bereits ergrauten Haaren, lächelte verlegen.
»Eigentlich war nicht ich es, der die Antwort fand, sondern Gustav VI.«
»Gustav VI.?« fragte Rhodan erstaunt.
»Ja, so nennen wir das Positronengehirn unserer Abteilung. Es ist natürlich nicht so
leistungsfähig wie die großen Gehirne auf den Schiffen oder gar auf der Venus, aber es hat uns
schon gute Dienste geleistet. Ich habe also Gustav VI. alle Informationen eingegeben, die ich
über das Problem der anderen Zeitebene kannte, wobei ich zugeben muß, auch mit bloßen Vermutungen
gearbeitet zu haben. Nach verschiedenen Anfragen kristallisierten sich die Antworten heraus.
Stichproben ergaben ihre Richtigkeit. Ein Irrtum ist so gut wie ausgeschlossen.«
Rhodan hatte alle anderen Probleme vergessen, die ihn als Administrator des Solaren Imperiums
beschäftigten. Nach drei Monaten relativer Ruhe stand das Gespenst wieder vor ihm – das
Gespenst der anderen Zeitebene, die das eigene Universum durchquerte und überall dort, wo sich
die Dimensionen berührten, Unheil und Verderben brachte.
»Sprechen Sie weiter, Erb. Welche Antworten fanden Sie?«
Der Physiker lächelte nun nicht mehr. Sein Gesicht war starr geworden. »Zuerst wollte ich
wissen, ob der von uns konstruierte Linsenfeldgenerator einwandfrei arbeitete, weil er auf
Tats-Tor so kläglich versagte. Die Antwort des Gehirns besagt, daß wir keinen Fehler machten und
daß das Gerät einwandfrei gebaut war. Es mußte demnach funktionieren.«
Rhodan nickte, unterbrach den Physiker aber nicht, wenn dieser auch eine Pause machte. Erst
nach Sekunden fuhr Erb fort: »Ich suchte den Fehler woanders, und zwar mit Gustavs Hilfe. Die
Antwort lautet mit einem Wahrscheinlichkeitsfaktor von siebenundneunzig Prozent, daß überhaupt
kein Fehler vorliegt.«
»Kein Fehler?« murmelte Rhodan erstaunt. »Was soll denn das heißen?«
»Nun, ein gewisser Fehler existiert schon, aber er ist lediglich theoretischer Natur. Es war
ein Fehler von uns, anzunehmen, daß die Verhältnisse während einer Zeit-Überlappung die
gleichen seien wie nach einer solchen Berührung der beiden Zeitebenen.«
Rhodan sah Erb fest an. In seinen Augenwinkeln zuckte es leicht. »Sagen Sie das noch einmal,
bitte.«
Erb tat ihm den Gefallen und schwieg dann erwartungsvoll.
Rhodan sagte langsam: »Wir müssen also einen Linsenfeldgenerator konstruieren, der den
veränderten Verhältnissen
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