Silberband 008 - Festung Atlantis
strahlend hob er sich gegen den klaren Himmel
ab. Aber der Himmel innerhalb des Kreises hatte sich verändert.
Rhodan bemerkte es erst jetzt. Der Himmel innerhalb des Lichtfensters war rötlich geworden.
Bewegungslos standen dunkle Wolken unter diesem rötlich angehauchten Himmel – Wolken, die
vorher nicht dagewesen waren.
Es waren bereits die Wolken der anderen Zeitebene.
»Fertig!« sagte Rhodan und nickte Sikermann zu. »Start in zehn Sekunden!«
Sikermann handelte völlig automatisch. Jeder an Bord der SAMBO wußte, was er zu tun hatte.
Der untere Rand der Lichterscheinung stand zwanzig Meter über der Wüste von Tats-Tor. Ohne ein
Fluggerät war er nicht zu erreichen.
Aus dem gigantischen Kugelleib der DRUSUS schoß zehn Sekunden nach Rhodans Kommando die SAMBO
hinaus in die Atmosphäre des Planeten Tats-Tor. Dicht über dem sandigen Boden dahingleitend, nahm
das Schiff mit eingeschalteten Schutzschirmen Geschwindigkeit auf und raste auf das leuchtende
Krümmungsfeld zu, das ein Universum vom anderen trennte.
Bully und Erb sahen, wie die SAMBO in das Lichtfenster eintauchte – und sofort
verschwand.
In derselben Sekunde verstummten alle Funkzeichen des Leichten Kreuzers. Vom Bildschirm
verschwand das Gesicht Rhodans, als habe eine unsichtbare Faust es hinweggewischt. In dieser Welt gab es keinen Perry Rhodan mehr und keine SAMBO.
Und in der anderen Welt?
Mit zusammengekniffenen Augen starrte Bully auf den leeren Schirm.
Das lange Warten begann.
22.
Sie hausten immer noch auf dem höher gelegenen Felsplateau bei den Höhlen der
Druuf. In den vergangenen acht Tagen war die Sonne nur ein kaum merkliches Stück weitergewandert,
aber der am Himmel stehende Blitz war inzwischen erloschen. Mehr als vierzig Stunden hatte er
unverändert zwischen Wolken und Erdboden gestanden.
Leutnant Rous mit seinen fünf Begleitern wartete ungeduldig darauf, daß unten in der Ebene
wieder das kleine Lichtfenster entstehen würde, das ihnen die Rückkehr in das normale Universum
ermöglichte. Aber sie warteten vergebens.
Das Auffinden der vor Monaten verschollenen K-7 und ihrer Besatzung war ein Lichtblick. Kein
Lichtblick allerdings war die Tatsache, daß für den Kommandanten des Beiboots nur wenige Minuten
vergangen waren, während Rous zuvor im normalen Universum fast ein Vierteljahr gelebt hatte.
Die sechzig Meter hohe Kugel stand auf dem Plateau im Schatten der Felsen. Weiter oben lag
über dem Gipfel des Berges noch immer die Dunstwolke, die einen bevorstehenden Vulkanausbruch
ankündigte. Aber ihrer Zeitrechnung nach konnte dieser Ausbruch erst in einigen Jahren
stattfinden.
Außer ihnen lebte nichts auf dieser Welt, die Rous die Kristallwelt getauft hatte. Wenigstens
lebte nichts sichtbar, denn alles hier bewegte sich zweiundsiebzigtausendmal langsamer als
gewohnt. Alles unterlag den Gesetzen der anderen Zeitebene. Alles.
Nur mit Hilfe von Antigravfeldern und Überschreiten der relativen Lichtgeschwindigkeit, die
hier etwa vier Kilometer in der Sekunde betrug, war es möglich geworden, Gegenstände oder
Lebewesen in die eigene Zeitdimension zu holen. Denn die Eigenzeit allein war es, die sie alle
von der Leblosigkeit unterschied.
Der Physiker Fritz Steiner und der Biologe Iwan Ragow standen am Rand des Plateaus. Der Hypno
André Noir war bei ihnen. Zwischen ihnen hockte ein seltsames Lebewesen auf dem steinigen Boden
und bewegte sich völlig normal. Es war einer der Druuf, den man in die gültige Zeit geholt hatte,
um ihn zu studieren. Mit Hilfe Noirs war es gelungen, eine Art Verständigung herbeizuführen. Noir
erzeugte in dem Gehirn des fremden Wesens hypnotische Impulse und gab ihm so zu verstehen, was
man wissen wollte. Die Unterhaltung war ein wenig einseitig, aber sie genügte vollauf für eine
Überraschung.
Fred Harras bediente den inzwischen ebenfalls in die Eigenzeit geholten Hypersender der K-7.
Unaufhörlich sandte er den Notruf aus, in der irrsinnigen Hoffnung, daß ihn irgendwo jemand hören
würde.
Josua hielt Wache in der Nähe jener Stelle, an der – in der anderen Dimension – die
Space-Jet stehen mußte. Hier waren sie eingedrungen, und wenn es jemals einen Rückweg geben
würde, mußte er hier sichtbar werden.
»Ich habe versucht, dem Druuf klarzumachen, daß seine Gefährten uns angriffen«, sagte Noir
gerade und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Wenn ich seine Antwortzeichen richtig deute,
streitet er alles ab. Er hat mit den erfolgten
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