Silberband 008 - Festung Atlantis
Woche. Einer Woche, in der sie
Gefangene der Zeit gewesen waren.
»Keine Zeit verlieren«, stieß Steiner prustend hervor. »Welche Zeit meinen Sie, Leutnant?«
Rous verzichtete darauf, dem Physiker zu antworten. In Wahrheit wußte er auch nicht, was er
hätte antworten sollen.
Rhodan wußte in derselben Sekunde, in der er mit der SAMBO das Tor zur anderen
Zeitebene durchstieß, daß er die Verbindung mit der DRUSUS verloren hatte. Bullys Gesicht war vom
Bildschirm verschwunden, als sei es nie dort gewesen. Die Funksignale verstummten. Der Himmel
veränderte sich. Er wurde rot, mit einem Stich ins Violette.
Rhodan hörte sofort verzerrte Worte in Englisch. Mit einer schnellen Handbewegung korrigierte
er die Einstellung und vernahm den Notruf der Verschollenen.
Er atmete auf. Leutnant Rous und seine Begleiter lebten also noch.
Schnell antwortete er, um die Verbindung herzustellen. Dann, als der Peilempfänger die
Richtung bestimmte, nahm die SAMBO wieder Fahrt auf.
Während dieser aufregenden Sekunden hockte Gucky auf seiner Couch und lauschte nach
Gedankenimpulsen. Kurze Zeit darauf verkündete er mit heller Stimme: »Leutnant Rous geht es gut.
Die Mitglieder der Expedition sind wohlauf. Auch den Besatzungsmitgliedern der K-7 kann man nicht
anmerken, daß sie Schaden gelitten haben. Außerdem …«
Rhodan hatte nur mit halbem Ohr zugehört, aber nun durchzuckte es ihn unwillkürlich. Er
unterbrach Gucky scharf. »Was soll das heißen? Die K-7 ist seit über einem Jahr verschollen und
gilt als verloren.«
Gucky richtete sich auf. Er verlor ein wenig von seiner trägen Haltung. »Leutnant Rous hat die
K-7 gefunden und die Besatzung mit einer besonderen von Ragow und Steiner entdeckten Methode aus
der Fremdzeit in die normale Eigenzeit geholt. Soweit ich bisher in den Gedanken der Männer lesen
konnte, vergingen für die K-7 ganze zwei Minuten, obwohl doch schon vor sieben Monaten die erste
Begegnung mit den Zeitlosen fast vier Monate zurücklag. Übrigens sind für Rous und sein Team seit
ihrem Eindringen in dieses Universum nur acht Tage vergangen, während es für uns mehr als sieben
Monate waren. Damit scheint sich die Vermutung zu bestätigen, daß die Beibehaltung der Eigenzeit
innerhalb dieses Universums nicht identisch mit dem Zeitablauf in unserem Universum ist. Es hängt
tatsächlich davon ab, wann, wo und wie ein Eindringen in dieses Universum stattfindet und wie
stark die Überlappungsfront ist.«
»Ich fürchte«, murmelte Sikermann, »daß wir außerstande sind, über die Relationen der
entsprechenden Zeiten gültige Gesetze aufzustellen. Vielleicht unterliegen auch wir bereits
entscheidenden Zeitverschiebungen.«
»Malen Sie nicht den Teufel an die Wand«, bat sich Rhodan aus. »Gehen Sie auf Peilkurs, und
landen Sie bei Leutnant Rous. Gucky, du forschst weiter in den Gedanken der Vermißten, damit sie
uns nicht alles erklären müssen, wenn wir landen. Ich fürchte, wir haben keine Sekunde zu
verlieren, wenn Bully draußen nicht vor Ungeduld sterben soll.«
Sie begriffen sofort, wie er das meinte, und sie begriffen auch, wie ernst er es meinen mußte.
Wenn zwei Minuten schon drei Monaten gleichkamen, was erst würde geschehen, wenn sie Stunden in
dieser Dimension weilten? Aber sie wußten ja, daß es keinen Maßstab gab, die Verschiebung
festzulegen, denn sie war erfahrungsgemäß unterschiedlich.
Rhodan sah hinab auf die erstarrte Ebene, die glitzernden Kristallflüsse und die in ihren
Bewegungen eingefrorenen Wellen. Drüben am Horizont mußte es regnen, aber es würde Stunden und
Tage dauern, bis die Regentropfen die Planetenoberfläche erreichten, so langsam fielen sie. Zehn
Zentimeter in der Stunde, grob gerechnet.
Sikermann sagte in das nachdenkliche Schweigen hinein: »Die Instrumente registrieren eine
starke Belastung der Energieschirme. Was kann das sein?«
Rhodan kontrollierte die Skalen mit einem schnellen Blick. Jede Einstellung blieb in seinem
Gedächtnis haften. »Der Luftwiderstand, Sikermann. Alles hier unterliegt den herrschenden
Gesetzen der fremden Zeitebene, also auch die Atmosphäre. Relativ gesehen, durchrasen wir mit
zehntausendfacher Schallgeschwindigkeit die Luft. Hätten wir keine Schutzschirme, würden wir
verglühen. Verlangsamen Sie das Tempo trotzdem. Wir müssen gleich da sein.«
Die Peilzeichen wurden stärker, und dann, wenige Augenblicke später, entdeckte Rhodan die K-7,
die auf einem Hochplateau ruhte. Winzige
Weitere Kostenlose Bücher