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Silberband 008 - Festung Atlantis

Titel: Silberband 008 - Festung Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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etwa zur Hälfte geschlossen.
    Rous blieb stehen. Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihm auf. Angespannt beobachtete er den
reglosen, kleinen Mann. Er konnte nicht sehen, wie sich die Lider weiter senkten, weil der
Vorgang zu langsam ablief, aber er stellte nach einer weiteren Viertelstunde fest, daß sich die
Augen jetzt vollends geschlossen hatten.
    Rous war so verwirrt, daß eine Weile verging, bevor sich aus dem Wust der verworrenen Gedanken
die erste klare Idee herausschälte: Das ist keine Statue! Der Mann lebt!
    Aber wie lebte er? Alle Regungen seines Körpers schienen gegenüber dem Normalzustand um
das Vieltausendfache verlangsamt zu sein. Rous hatte an der ›Statue‹ keinerlei Zeichen von Atmung
feststellen können, und doch mußte der Mann atmen, wenn er in der Lage war, seine
Augenlider zu bewegen.
    Rous rechnete fieberhaft. Wie lange dauerte ein Augenzwinkern? Weniger als eine Zehntelsekunde
auf jeden Fall. Rous nahm an: fünf Hundertstelsekunden. Er nahm weiter an, daß das Senken der
Lider, das er beobachtet hatte, ein halbes Augenzwinkern gewesen war – also ein Vorgang, der
unter normalen Verhältnissen 0,025 Sekunden lang dauerte. Hier hatte der Mann zweimal eine
Viertelstunde dazu gebraucht.
    Das ergab als Umrechnungsfaktor 72.000. Um das Zweiundsiebzigtausendfache liefen die
Lebensvorgänge dieses Mannes, den Rous zuerst für eine Statue gehalten hatte, langsamer ab als
unter normalen Umständen – vorausgesetzt, daß Rous mit seinen Vermutungen recht hatte und
keiner Sinnestäuschung zum Opfer gefallen war.
    Kein Wunder, daß keine andere Bewegung wahrzunehmen war. Vielleicht war der Mann gerade dabei,
den Kopf zu drehen oder das Bein zu heben, um zu gehen. Aber was für ihn eine Sekunde dauerte,
dauerte für Rous zwanzig Stunden und war zu langsam, um wahrgenommen zu werden.
    Und noch etwas: Der Mann seinerseits konnte Rous nicht wahrnehmen. Für ihn war Rous höchstens
ein schemenhaftes Etwas, das sich mit der Geschwindigkeit einer Flintenkugel hierhin und dorthin
bewegte und von den Augen überhaupt nicht erfaßt werden konnte.
    Rous lief davon. Vor Aufregung vergaß er, wie hart der Boden war, und mußte durch die
Schmerzen an den Füßen erst wieder daran erinnert werden. Das brachte ihm gleichzeitig eine neue
Erkenntnis: Die scheinbare Härte allen Materials, das er bisher betastet hatte, war sicher nichts
weiter als eine andere Folge des veränderten Zeitablaufs. Ein Stück Stoff – wie zum Beispiel
der Umhang, den der unglückliche Mirsalese trug – brauchte infolge seiner Trägheit eine
unendliche Zeitspanne, um äußerem Druck, zum Beispiel dem Druck von Rous' Finger, nachzugeben und
auszuweichen. Diese Zeitspanne war um das mehr als Siebzigtausendfache vergrößert, Rous' Finger
wirkte nur eine ungleich kürzere Zeit auf das Material ein. Es kam zu keinem Nachgeben oder
Ausweichen – und Rous hatte den Eindruck, er sei auf etwas Hartes gestoßen.
    Genauso war es mit dem Boden, auf dem er ging. Wahrscheinlich war das Material, aus dem er
bestand, nichts anderes als gewöhnliche Plastikmasse. Aber in den Zeitmaßen dieser langsamen Welt
stieß Rous' Fuß bei jedem Schritt mit der Geschwindigkeit einer Rakete herab – und
bekanntlich ist für den, der mit großer Geschwindigkeit ins Bassin fällt, selbst weiches Wasser
die härteste Masse der Welt.
    Rous verbiß seine Schmerzen und überwand die fünfhundert Meter, die ihn noch von der finsteren
Wand trennten, in zehn Minuten.
    Die Wand war nicht materiell, aber dennoch so undurchdringlich wie der stärkste Schutzschirm.
Rous' ausgestreckte Hand traf auf etwas, das er nicht sehen konnte, und wurde aufgehalten. Rous
verstärkte den Druck im Arm, aber das Hindernis gab nicht nach.
    Hier war die Welt zu Ende, und während Rous noch überlegte, wohin er sich jetzt wenden solle,
fiel ihm etwas ein, das vielleicht die Erklärung für das erstaunliche Phänomen war.
    Das System der Schirmfeld-Linsen vermochte nur einen kleinen Ausschnitt aus dieser Welt zu
erfassen. Wie man den Generator auch drehte und schob, das Bild blieb immer dasselbe. Umgekehrt
war es offenbar so, daß das Linsensystem den Zugang zu dieser Welt nur innerhalb eines eng
begrenzten Gebietes möglich machte – das durch die beiden Schirmfeld-Linsen hindurch
beobachtet werden konnte.
    Das war logisch gedacht, fand Rous. Unter diesen Umständen war die kreisrunde, finstere Wand
keine Eigenschaft dieser Welt, sondern deutete

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