Silberband 008 - Festung Atlantis
tiefe Donnern verstummte. Die TOSOMA kam unter Tarts' geschickter Führung mit so hohen
Werten auf Geschwindigkeit, daß die Luft zu glühen begann. Die Schlachtkreuzer standen einige
Kilometer südlich und nördlich des Flaggschiffs. Das flimmernde Relativfeld hatte sich von
unserem Beschuß nicht aufhalten lassen. Es war ein blindes Hineinfeuern in eine Energieform
gewesen, die nicht einfach fünfdimensional sein konnte. Diese Effekte waren uns seit der
Erforschung der überlichtschnellen Raumfahrt längst bekannt.
Die Mauer glitt über den Planeten hinweg.
Als wir unsere hohe Fahrt aufhoben, hatten wir noch knapp dreißig Minuten Zeit. Von Kapitän
Cerbus, dem derzeitigen Chef des Kreuzerverbandes, kamen besorgniserregende Nachrichten.
Im planetarischen Raum der gelben Sonne schien es nichts mehr zu geben, was dem Einfluß dieser
allmählich eindringenden Gewalten nicht unterlag.
Planeten, die in Opposition zu Nummer zwei standen, wurden zweifellos von dem gleichen Unheil
heimgesucht, nur mit dem Unterschied, daß es dort kein Leben gab.
Zu meiner größten Erleichterung befand sich die dritte Welt genau auf der entgegengesetzten
Seite der Sonne. Damit konnte den Bewohnern von Atlantis augenblicklich kaum etwas geschehen.
Auf dem Raumhafen standen nur noch drei Transporter. Die anderen Schiffe waren bereits
gestartet. Der Planet wurde fluchtartig geräumt.
Die Frachter starteten in die von wütenden Unwettern aufgewühlte Luft, als das Leuchten der
Wellenfront bereits mit bloßen Augen erkennbar war.
Inkar nahm noch einige Leute auf, die wie wahnsinnig auf dem Raumhafen umherliefen und flehend
nach oben winkten.
Dann war es soweit. Ich ließ Grün mit seinem physikalischen Stab in die Zentrale des
Flaggschiffs rufen und wies ihn an, die entstehenden Effekte auf den großen Bildschirmen zu
beobachten.
Die in mühevoller Arbeit zu Fernlenkschiffen umgebauten Kreuzer TITSINA und VOLOP hingen still
über dem weiten Gelände. Ihre umgeschalteten Triebwerke wirkten bis auf je eine betriebsklare
Einheit als Waffen. Es kam darauf an, den schwachen Punkt des Gegners zu finden.
Die Fernlenkingenieure saßen nebenan in der Ortungszentrale. Die Meßwerte der
Kreuzerinstrumente wurden einwandfrei übertragen.
Ich wartete, bis die Front noch knapp vierzig Kilometer entfernt war, und ließ dann das
Wirkungsfeuer eröffnen.
Grün hatte seinen Kontursessel nach hinten geklappt, um die riesigen Schirme besser übersehen
zu können.
Aus den Triebwerken der Fernlenkschiffe schossen die kaum sichtbaren, räumlich übergeordneten
Impulswellen, die ihren energetisch höheren Charakter durch die Totalumformung in den mächtigen
Konvertern erhielten.
Sie waren lichtschnell und griffen normale Materie nur dann an, wenn ein Schiff mit voll
laufenden Triebwerken startete oder zur Landung ansetzte.
Ich gewahrte das kurze, blendende Aufzucken, als die Impulswellen auf die Relativmauer
trafen.
Grün schrie erregt auf. Auch ich ruckte aus meinem Sessel hoch, um das unheimliche Phänomen
besser sehen zu können.
»Sie schlagen durch!« rief Tarts immer wieder.
Ich schrie ebenfalls. Es war, als fiele ein fürchterlicher Bann von uns ab.
Dort, wo die enggebündelten Impulswellen auftrafen, brach die Energieglocke in sich
zusammen.
Es entstanden klaffende, scharfkantige Öffnungen, die Sekundenbruchteile später wie finstere,
gähnende Schlünde wirkten. Die Mauer begann an diesen Stellen zu wanken, und mir war, als wiche
sie etwas von ihrem beständigen Kurs ab.
In den nachtschwarzen Hohlräumen war nichts zu erkennen. Nur die Einschußränder flammten in
einem violetten, irrlichternden Feuer, das unsere Krümmungstaster zum wilden Ausschlagen
brachte.
Es waren ausgesprochene Transitionseffekte, die wir durch unseren Impulsbeschuß erzielt
hatten.
Augenblicke später nahmen wir überhastet Fahrt auf. Die Wellenfront hatte kaum an Tempo
verloren. Nur dort, wo wir praktisch ein Punktfeuer veranstalteten, sah es so aus, als wäre sie
zum Stillstand gekommen.
Die herausgeschossenen Öffnungen pflanzten sich mit der Mauer fort. Ehe die TOSOMA mit
aufbrüllenden Maschinen startete, sah ich zu den klar erkennbaren Kreuzern hinüber.
Die Leistung ihrer Resttriebwerke reichte völlig aus, um sie mit spielerischer Leichtigkeit
aus der Gefahrenzone zu bringen. Als wir fünfzig Kilometer von dem Unheil entfernt waren, schrie
ich um Ruhe.
»Geschwaderchef an Fernlenkstation: Laßt die Hecks der
Weitere Kostenlose Bücher