Silberband 008 - Festung Atlantis
müßten.
Ich war durchaus nicht so sicher, daß er den richtigen Gedanken hegte. Die Wissenschaftler von
Larsa waren eher der Auffassung, der unbekannte Gegner würde lediglich einen ganz natürlich
entstehenden Effekt ausnützen. Wenn man danach ging, mußten also die Fremden ständig auf der
Lauer liegen, bis wieder etwas geschah, das für ihre Zwecke verwendbar war.
Nach all diesen Besprechungen und anstrengenden Unterhaltungen mit den Wissenschaftlern fühlte
ich mich völlig erschöpft und zerschlagen.
Ich ordnete höchste Alarmbereitschaft an, forcierte den Ausbau des großen Robotgehirns in den
Bergen und sorgte überdies dafür, daß die beiden Versuchskreuzer TITSINA und VOLOP in ständig
wechselnden Arbeitsschichten umgebaut wurden.
Die überflüssig werdenden Normalwaffen ließ ich mitsamt den Energieaggregaten durch
Schwebegleiter zum Festungsring des P-Gehirns bringen, wo die Kreuzerkanonen eingebaut
wurden.
Meine letzte Maßnahme bestand in der Beschlagnahme der einundzwanzig großen Transportschiffe,
die bisher der hiesigen Administration unterstanden hatten. Die dickbauchigen, kaum bewaffneten
Einheiten wurden mit Lebensmitteln ausgerüstet und startklar gemacht. Wenn eine Evakuierung der
zwei Millionen Kolonisten erforderlich sein sollte, würde ich nicht mehr lange zögern.
Schließlich hatte ich viele Male im Nebelsektor erlebt, wie kolossal schwierig es war, aufgeregte
Leute in Sicherheit zu bringen.
Über Funk erhielten die einzelnen Distriktchefs der Kolonialregierung die Anweisung, alles für
eine eventuelle Flucht vorzubereiten. Dabei fragte ich mich, wie ich die zwei Millionen im Falle
höchster Gefahr in nur einundzwanzig Raumschiffen unterbringen sollte. Es waren verschiedene
Typen, die bei allergrößter Ausnutzung der verfügbaren Räumlichkeiten zwischen zehntausend und
zwanzigtausend Siedler aufnehmen konnten. Dabei hätten die Leute aber bereits in den
Maschinenräumen und sonstigen Betriebszellen kampieren müssen.
Nach einem ausgedehnten Schlaf setzte ich einen langen Funkspruch an den Großen Rat ab. Ich
schilderte die Schwierigkeiten so klar, wie es überhaupt nur möglich war.
Die Folge davon war ein sofortiges Reagieren des arkonidischen Erfassungskommandos. Mir wurde
mitgeteilt, ich hätte augenblicklich 1,8 Millionen Auswanderer nach Arkon zu schicken. Die
restlichen zweihunderttausend würden zur Aufrechterhaltung der noch jungen Larsakultur
genügen.
Ich hatte mit einer kleinen Revolte gerechnet. Um so erstaunter war ich, daß man sich um die
Schiffsplätze riß. Man wollte nicht mehr auf der unheimlichen Dschungelwelt bleiben. Drei Tage
später kamen fünfzig riesige Flottentransporter an.
Die Verladung dauerte knapp zwölf Stunden. Anschließend schossen die Schiffe in den Raum. Ich
sah sie niemals wieder. Bei einer Zählung stellte sich heraus, daß nur knapp
hundertfünfzigtausend Einwohner zurückgeblieben waren.
Alle anderen hatten es vorgezogen, lieber in den Dienst der Imperiumsflotte zu treten. Die
Schlachtkreuzer der Methans konnte man wenigstens sehen!
Wir waren drauf und dran, eine wertvolle Kolonie aufzugeben. Die Abwehrschlachten im
Nebelsektor gingen vor. Das winzige System von Larsafs Stern war dem Erfassungskommando überhaupt
nicht wichtig erschienen.
Ich hatte dagegen vom Imperator persönlich den Befehl erhalten, dem geheimnisvollen Angreifer
die Stirn zu bieten und zu versuchen, seine Waffentechnik zu erkunden. Dies sei bei der jetzigen
Kriegssituation unter Umständen von ganz entscheidender Bedeutung.
Larsa konnte nicht mehr gehalten werden. Nachdem wir etwa drei Monate überhaupt
nichts von Angriffen bemerkt hatten, war der Überfall so schnell gekommen, daß niemand
rechtzeitig hatte reagieren können.
Ich befand mich in der Befehlszentrale der TOSOMA. Vor zwei Minuten hatten wir die
besorgniserregende Funknachricht erhalten, eine unsichtbare Vernichtungsfront nähere sich mit
einer Geschwindigkeit von etwa 30.000 Kilometer pro Stunde dem äquatorialen Hauptsiedlungsgebiet,
in dem auch die bedeutendsten Niederlassungen des Planeten lagen.
Ich war sofort gestartet, um die unglaublichen Ereignisse an Ort und Stelle zu erleben.
Auf dem Raumhafen wurden die einundzwanzig Transporter von verstörten Kolonisten gestürmt. Es
war ein Chaos, wie ich es überall erlebt hatte, wenn es ans Leben ging. Wir hatten noch etwas
Zeit. Die relativistische Feldfront war noch weit entfernt, und wir wußten nicht
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