Silberband 008 - Festung Atlantis
reglos im
Raum. Wenn es ein Schiff war, dann handelte es sich um die seltsamste Konstruktion, die ich
jemals gesehen hatte.
Dieses Gebilde wirkte äußerlich asymmetrisch. Die vielen Auswüchse auf den Bordwänden
erweckten den Eindruck, als handle es sich um unförmige Isolatoren, drehbare Waffenkuppeln oder
um Meßzellen zur Aufnahme irgendwelcher Energieeinheiten.
»Herunter mit der Fahrt!« herrschte ich Tarts an, der anscheinend bemüht war, noch einige
hunderttausend Kilometer näher zu kommen.
Der Alte blickte mich grimmig an.
»Hör zu, Atlan«, sagte er. »Ich habe dich auf meinen Knien gewiegt und dir gezeigt, wie ein
gutes Raumschiff funktioniert. Der Imperator persönlich hat dich meiner Obhut anvertraut und mir
befohlen, mit meinem Leben für dich einzustehen. Ich warte genau eine Stunde Atlantiszeit. Wenn
du dann noch nicht zurückgekehrt bist, werde ich etwas unternehmen. Wenn der Kahn da drüben Fahrt
aufnehmen sollte, bin ich mit einer Kurztransition direkt neben seiner Breitseite.«
»Wir werden sehen. Ich habe nicht das Gefühl, als drohe eine Gefahr. Schön, nun laß uns ein
Rettungsboot klarmachen.«
»Schon geschehen«, entgegnete Tarts. »Ich konnte mir ja denken, daß du nicht auf meinen Rat
hörst.«
Einige Männer der Besatzung halfen mir, den leichten Raumanzug anzulegen. Ich hatte Luft,
Wasser und Nahrungsmittel für achtundvierzig Stunden. Die eingebauten Geräte arbeiteten
einwandfrei.
Mit dem Lift fuhr ich hinunter zur riesigen Bootshalle der TOSOMA. Die kleinen Impulsflitzer
waren kaum acht Meter lang und halb so breit. Sie besaßen Ellipsenform.
Ich durchstieg die Schleuse, öffnete die Eigenluftversorgung und schaltete den
Triebwerksvorwärmer ein. Die leistungsfähigen Maschinen des Bootes begannen zu summen. Man konnte
mit ihm im Zeitraum von zwei Stunden die einfache Lichtgeschwindigkeit erreichen, was für die
Erfordernisse eines Rettungsfahrzeugs genügte.
Tarts kontrollierte die kleine, starr eingebaute Impulskanone. Sie war feuerklar und in bester
Ordnung, so wie alles an Bord der TOSOMA in einem vorzüglichen Zustand war.
»Achtung, an Verband«, sprach ich in das Mikrophon des Hyperfunkgeräts. »Es mag sein, daß ich
nach dem Einschleusen in das fremde Raumschiff nichts mehr von mir hören lasse. Keine Panik,
bitte! Mein Raumanzug besitzt einen Feldprojektor, der mich im schlimmsten Fall abschirmen wird.
Fertig, TOSOMA?«
Sie waren bereit. Ich hörte das Pfeifen der Absaugpumpen, dann glitten die Schleusentore
auf.
Gleichzeitig mit dem harten Stoß des magnetischen Katapultes begann mein Andruckabsorber zu
laufen. Ich spürte nichts von der hohen Belastung.
Vor mir öffnete sich die Weite des Raumes. Die TOSOMA wurde für das normale Auge sofort
unsichtbar. Nach wenigen Augenblicken war sie als dunkler, formloser Klumpen verschwunden.
Ich flog mit hohen Beschleunigungswerten auf den fremden Raumer zu. Dabei dachte ich daran,
was der dortige Kommandant mit dem rätselhaften Begriff ›erscheine in meinem Leib‹ gemeint haben
könnte. Außerdem fiel mir erst jetzt ein, daß man mich nicht direkt aufgefordert hatte, ganz
allein zu kommen. Allerdings war auch nichts von einer Begleitmannschaft erwähnt worden.
Meine Nerven begannen zu vibrieren, als ich den Richtstrahler des Hypersenders mit dem
Echotaster koppelte. Bei Grünwert nahm ich das Mikrophon vor die Lippen. Meinen Raumhelm hatte
ich noch nicht über den Schädel geklappt.
»Admiral Atlan, Chef des 132. Imperium-Einsatzgeschwaders an fremdes Raumschiff: Ich habe
deine Nachricht empfangen und nähere mich allein. Ich werde in zehn Minuten eintreffen.«
Gespannt lauschte ich auf eine Antwort. Sie erfolgte so, wie ich es instinktiv erwartet
hatte.
Der Unbekannte bediente sich wieder der telepathischen Bewußtseinsübermittlung. »Ich habe dich
bereits geortet. Schalte dein Triebwerk ab. Ich werde dich unbeschadet in meinem Leib
bergen.«
Da war er schon wieder, dieser unsinnige Begriff. Natürlich würde ich in den Körper des
Raumschiffes hineinfliegen, was aber bestimmt nicht identisch war mit dem ›Leib‹ des sprechenden
Kommandanten.
Meine Spannung wuchs, als ich weisungsgemäß die Maschinen stillegte. Nach wenigen Minuten
fühlte ich ein sanftes Ziehen. Sofort danach tauchte direkt vor mir die dunkle Bordwand des
Raumers auf.
Mir wurde klar, daß man mich einer Miniaturtransition unterzogen hatte. Mein bisher nur
unbewußt vorhandener Respekt steigerte
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