Silberband 008 - Festung Atlantis
Geschwaders zu nahe an den Gegner zu bringen. Unsere
Manövrierfähigkeit hatte durch den Umbau etlicher Triebwerke ohnehin gelitten.
Die Schlachtkreuzer PAITO und ASSOR ließ ich im Raum zurück. Nachdem es feststand, daß auf dem
zweiten Planeten zur Zeit Ruhe herrschte, stieß ich mit der TOSOMA mit hoher Fahrt in die dichte
Atmosphäre vor, strahlte das Kodezeichen an das große Robotgehirn des Planeten ab und setzte
direkt vor dem mächtigen Gebirgszug zur Landung an.
Die Energieglocke des Gehirns sackte in sich zusammen. Meine Techniker kauerten bereits auf
der großen Antigravplattform, auf der wir auch das neue Schaltelement verankert hatten. Wenn
alles klappte, konnten wir in zehn Stunden mit dem Einbau fertig sein.
Der Schleusenoffizier öffnete die großen Flügeltore über dem Ringwulst des Schlachtschiffs.
Der Schweber glitt nach draußen und verschwand mit hoher Fahrt in der dunstigen Luft.
Die schweren Waffen des Gehirns drohten zu den dichten Wolken hinauf. Normalerweise wäre der
Automat durchaus in der Lage gewesen, einen gewöhnlichen Angriff erfolgreich abzuwehren. Immerhin
war er beim Durchgang der Wellenfronten noch niemals beschädigt worden.
Die Stunden wurden für uns zu Ewigkeiten. Mit den hastenden Technikern standen wir in
ständiger Bildfunkverbindung. Die Arbeiten schritten gut voran, und draußen im Raum schien alles
ruhig zu sein.
Es war den Kommandanten der beiden Schlachtkreuzer zur Pflicht gemacht worden, alle drei
Minuten einen wechselnden Schlüsselspruch zu senden.
Nach acht Stunden geschah etwas, das ich anfänglich als Überlappungsangriff ansah. Nachdem der
alte Tarts ebenfalls lauschend den Kopf erhob und andere Männer der Zentrale aufhorchten, merkte
ich, daß ich die Geräusche nicht allein gehört hatte.
Es war, als stünde ein unsichtbarer Rufer direkt unter uns. Trotzdem war kein wirklicher Laut
zu hören. Das, was wir vernahmen, schien sich im Unterbewußtsein zu entwickeln, um als
verständlicher, aber nicht laut ausgesprochener Begriff in unserem Gehirn zu erscheinen.
Tarts schaute mich verblüfft an. Nur sehr langsam löste er den Zeigefinger vom Alarmknopf.
»Man ruft dich«, sagte er ungläubig.
»Ja, ich weiß«, entgegnete ich gedehnt. Sehr aufmerksam sah ich mich um. Was war das nun
wieder?
Mein Name wurde erneut genannt, dazu kam eine Anweisung, die fast schon wie ein Befehl
klang.
Ein junger Offizier schrieb die auf so unglaubliche Art übertragene Nachricht mit. Es waren
nur wenige Worte, und sie zeugten von einer Absicht, die ich nicht zu definieren vermochte.
Der Leutnant kam schwankend zu mir herüber. Wortlos legte er den Zettel auf meinen
Schalttisch. Ich las: »An Atlan, den Arkonidenbefehlshaber. Ich bin nicht identisch mit den
Unbekannten aus der Zeitzone. Starte sofort mit einem kleinen Beiboot und erscheine in meinem
Leib. Ich warte zwei Stunden. Solltest du nicht kommen, wird es dein und der Schaden deines
Volkes sein. Ich garantiere dafür, daß während deines Besuches in meinem Leib kein Angriff
erfolgt. Orte mich!«
Als ich die Botschaft las, erschien sie mir noch viel unglaubwürdiger und seltsamer als zuvor.
Trotzdem brachte ich es nicht fertig, lachend die Lippen zu verziehen.
Meine Offiziere sahen mich gespannt an.
»Verrückt«, sagte Tarts. »Worin liegt da der Trick? Jemand will dich in seine Gewalt bringen,
Atlan.«
Ich sah mich zweifelnd um, bis die rein geistige Nachricht wieder in unserem Bewußtsein
erschien. Es war stets die gleiche Anweisung.
Ich erhob mich bedächtig aus meinem Gefechtssessel, als ein Bildschirm aufleuchtete. Captain
Zerg, unser Psychooffizier, meldete sich und bat um Sprecherlaubnis.
»Rede«, antwortete ich innerlich bebend.
»Es handelt sich um Paraschwingungen, Erhabener«, erklärte er. »Sie sind jenen Impulsen
ähnlich, die wir mit unseren Psychostrahlern erzeugen, nur scheinen sie wesentlich stärker zu
sein. Es ist eine Bewußtseinsübertragung auf rein geistiger Ebene, wie es bei telepathisch
begabten Wesen üblich ist. Wir verfügen nicht über diese Eigenschaft, jedoch liegen einwandfreie
Forschungsergebnisse vor.«
»Deine Meinung über den Sinn der Mitteilung?« fragte ich an.
»Ungewiß, Erhabener. Ich bin jedoch fast sicher, daß sie nicht von den Schattenwesen
stammt.«
Das Lautsprecherdröhnen in der Funkzentrale ließ mich die Verbindung mit Captain Zerg
unterbrechen. Er winkte mir nochmals kurz zu, dann verschwand sein Gesicht von dem
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