Silberband 008 - Festung Atlantis
Mein Erbauer ist daran
interessiert, die Arkoniden vor dem Untergang zu bewahren. Es wird deine Pflicht sein, alles für
dein Volk zu tun. Nimm an, mein Erbauer hielte es nicht für gut, daß Lebewesen der zweiten
Zeitebene in euer Universum eindringen. Dir wird der Zellaktivator deshalb verliehen, damit du
weiterhin in der Lage bist, die entsprechenden Maßnahmen zu veranlassen. Unter Umständen kann
etwas geschehen, was einen beschleunigten Alterungsprozeß bedingt. Für diesen Fall bist du auch
ausgerüstet worden. Mein Erbauer selbst ist nicht befugt, direkt einzugreifen. Er gibt dir damit
die Gelegenheit, in seinem Sinn zu handeln.«
Damit war die seltsamste Unterredung meines Lebens beendet. Die Maschine schob mich einfach in
den Antigravschacht.
Als ich wieder unten ankam und die in mir aufsteigende Panik meine Beine zu schnellem Lauf
anspornte, wurde ich von einem aus der Wand hervorzuckenden Greifarm aufgehalten.
Die ›Stimme‹ des Robots kam wieder durch. »Ich habe den Auftrag erhalten, dir die
Konstruktionsunterlagen für eine Waffe zu überreichen, die deine Wissenschaftler Konverterkanone
nennen. Es ist ein Gerät, mit dem in beliebig entfernten Zielgebieten ein unstabiles Ballungsfeld
auf fünfdimensionaler Basis erzeugt werden kann. Sobald der Sender den künstlich hergestellten
Ballungseffekt aufgibt, kommt es zu einer Entstofflichung der von dem Feld umspannten Materie.
Die Daten sind auf Magnetdraht gespeichert. Sie können sofort verwendet werden. Arkonidische
mathematische Symbolgruppen sind verarbeitet worden. Ich wünsche dir viel Glück.« Damit war ich
endgültig verabschiedet. Aus der stählernen Greifhand nahm ich eine kleine Metallrolle entgegen,
die ich unter meiner Kleidung verbarg.
Dabei fühlte ich erstmals einen belebenden Strom durch meinen Körper rinnen.
Als ich wieder im Boot saß, war all meine Müdigkeit vergangen. Mir war, als gewänne ich neue
Lebenskraft. Der Rücktransport zur wartenden TOSOMA geschah ebenfalls durch eine
Miniaturtransition.
Ich ging an Bord, wich den neugierig fragenden Besatzungsmitgliedern aus und schloß mich in
meiner Kajüte ein. Tarts gab über Bildsprechverbindung bekannt, das fremde Schiff sei plötzlich
verschwunden.
»Was hat es gegeben?« erkundigte er sich. »Nun rede doch schon.«
Ich blickte auf die kleine Kapsel. Ihr Inhalt bestand aus einigen feinen Bildtonspulen, wie
wir sie ebenfalls gebrauchten. In meinem Hirn schien kein einziger klarer Gedanke mehr
abzulaufen.
»Sind die Techniker fertig?« fragte ich zurück.
»Ob – ob sie fertig sind?« echote Tarts verblüfft. »Natürlich. Wir warten seit achtzehn
Stunden auf deine Rückkehr.«
»Achtzehn Stunden?« ächzte ich.
»Ich hatte mir doch gleich gedacht, daß da etwas nicht stimmt«, sagte der Kommandant wütend.
»Du hast in Abständen von dreißig Minuten angerufen und immer wieder mitgeteilt, die Besprechung
zögere sich noch hinaus. Ich hätte noch zwei Stunden gewartet, aber dann hätte ich eingegriffen.
Was war eigentlich los?«
»Nichts«, wehrte ich müde ab, »überhaupt nichts. Das Schiff war ein kompletter Roboter ohne
Besatzung. Er muß eine andere Eigenzeit besitzen als wir. Ich war bis jetzt der Meinung,
bestenfalls fünfzehn Minuten in dem Körper verbracht zu haben. Ich habe dich auch nicht
angerufen.«
»Ja, achtzehn Stunden!« schrie Tarts außer sich. »Ich schicke dir den Arzt. Bist du in
Ordnung?«
»Ich glaube schon. Ich komme hinauf.«
Als ich in der Zentrale erschien, sah man mich an, als wäre ich ein fremdes Lebewesen. Tarts
fragte nach einigen Dingen, die nur ich wissen konnte. Erst dann gab er es auf, zu vermuten, an
meiner Stelle wäre vielleicht ein maskiertes Ungeheuer an Bord gekommen. Tarts zog sich fluchend
in seinen Gefechtssessel zurück.
Wir landeten auf Atlantis, ohne etwas von dem Schattengegner bemerkt zu haben. Die Planeten
drei und zwei näherten sich mehr und mehr der von mir mit Bangen erwarteten Opposition.
Ich bereitete alles für eine baldige Evakuierung vor. Die Wissenschaftler untersuchten
mittlerweile die seltsamen Spulen. Drei Tage später teilte mir Grün aufgeregt mit, das Geheimnis
sei gelöst.
Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich wieder von einem treuen Gefährten trennen mußte. Ich
rief die Kommandanten zu mir und erteilte dem Kapitän der ASSOR den Befehl, die wichtigen Daten
sofort nach Arkon zu bringen, wo er sie dem Imperator persönlich auszuhändigen
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