Silberband 009 - Das rote Universum
fertigbrachte, das graue Ding zu tätscheln, wie man einen Hund
tätschelt, und hörte ihn wie von weit her sagen: »Natürlich fängt unsere Zusammenarbeit jetzt
erst an. Wir wollen uns bemühen, unserem Freund klarzumachen, daß wir ihm sehr dankbar wären,
wenn er ein wenig nach den Druuf Ausschau halten wollte. Wie wir wissen, ist sein Geist oder sein
Verstand – wie wir das auch immer nennen wollen – keiner Eigenzeit unterworfen und kann
sich fast beliebig schnell bewegen. Wenn es uns gelingt, ihn dazu zu bewegen, dann haben wir
einen Bundesgenossen gefunden, wie wir ihn uns besser nicht wünschen können.«
In Tompetchs Augen war das alles sehr sonderbar. Er beobachtete, wie Rhodan, den Drahtbügel
des Telepathieverstärkers über den Kopf gezogen, sich stundenlang mit der grauen Walze
unterhielt, ohne jemals eine hörbare Antwort zu bekommen. Dennoch konnte er an Rhodans Gesicht
ablesen, daß er Fortschritte machte, und hörte, wie dieser ab und zu sagte: »Nur weiter so,
Freund! Wir kommen immer besser zurecht.«
Tompetch sah auch, wie die Sonne aufging und plötzlich gar nicht mehr grün aussah, sondern
weiß, wie er es von zu Hause gewöhnt war, und der Himmel war nicht mehr türkisfarbig, sondern
strahlend blau.
Das alles erlebte Tompetch so, als sei er gar nicht selbst dabei.
In den letzten Stunden der Nacht und den ersten des Tages hatte er nicht mehr sonderlich
aufmerksam auf sein Ortergerät geachtet. Gelegentliche Blicke auf den stets leeren Orterschirm
schienen ihm zu beweisen, daß von nirgendwoher Gefahr drohte und auch in naher Zukunft nicht zu
erwarten war.
Als er jetzt plötzlich den bisher leeren, dunkelgrünen Grund mit einer Unzahl winziger Punkte
in der Nähe der Basislinie übersät fand, kam er sich daher vor wie einer, der auf Wache
geschlafen hat, und brauchte stotternd vor Schreck eine ganze Weile, bis er seine Meldung
hervorgebracht hatte.
Insgesamt waren es vierzig Punkte, und die Art, wie sie auf dem Schirm gruppiert waren,
bewies, daß sie das kleine Lager am Höhleneingang schon vollständig umzingelt hatten.
Nach Rhodans Meinung bestand kein Zweifel daran, daß es sich um metallische Gebilde, also
Robots, handelte, die ausgeschickt worden waren, um die fünf Männer zu ergreifen oder zu
töten.
Kein Wunder: Die Druuf mußten ebensosehr daran interessiert sein, ihren härtesten Gegner
kennenzulernen, wie dieser Gegner sich dafür interessierte, einen Druuf zu Gesicht zu
bekommen.
Rhodans Befürchtungen waren, was die bevorstehende Auseinandersetzung anging, nicht groß. In
einer Reihe von Kämpfen, zum Teil im Zusammenhang mit Marcel Rous' Einsatz auf dem
Kristallplaneten ausgefochten, hatte sich erwiesen, daß die Waffen der Druuf-Robots den
terranischen unterlegen waren.
Was Rhodan in Wirklichkeit Sorge machte, war etwas ganz anderes. Etwas, worüber er bisher noch
mit niemandem gesprochen hatte: das spurlose Verschwinden der K-238 und die Folgerungen, die er
daraus zu ziehen hatte. Denn ein Metallkoloß wie die K-238 hätte, selbst wenn er sich mit
Höchstgeschwindigkeit von seinem Startplatz entfernte, auf Tompetchs Orterschirm einen deutlich
sichtbaren Reflex hinterlassen müssen. Das war aber nicht der Fall gewesen.
Mit der Solitude-Intelligenz hatte Rhodan inzwischen vereinbart, daß sie sich nun, nachdem
sich über die Absichten des Gegners niemand mehr den Kopf zu zerbrechen brauchte, da er sie
selber offen kundtat, nach dem Druuf-Schiff umsehen sollte, das ganz ohne Zweifel die Robots
hierhergebracht hatte. Es mußte in der Nähe liegen – nicht weiter als hundert Kilometer
entfernt, nahm Rhodan an.
Obwohl die Kompanie der feindlichen Robots immer näher rückte, nahm Rhodan sich Zeit zu
beobachten, wie der mächtige Körper des Solitude-Wesens plötzlich schlaff und leblos wurde, als
sich der Verstand – oder der Geist – von ihm trennte. Er war jetzt nicht mehr
wahrnehmbar wie damals, vom Kommandostand der K-238 aus, als er infolge der Veränderung des
Brechungsindexes, der er die umgebende Luft unterwarf, relativ deutlich hatte gesehen werden
können. Er unterlag keiner Eigenzeit, bewegte sich etwa so schnell, wie Rhodan und seine
Begleiter sich vor der Eigenzeit-Angleichung bewegt hatten, und damit viel zu schnell, als daß
ihn ein der Solitude-Eigenzeit unterworfenes Auge hätte erfassen können.
Rhodan stand auf und gab Leutnant Tompetch einen Wink.
»Nehmen Sie einen schweren Desintegrator«, befahl
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