Silberband 009 - Das rote Universum
die andere, in beliebigen Winkeln
aneinandergesetzt.
Ein neues Bild: Die Heerscharen der Robots stürzten sich auf die ahnungslosen Seekühe. Die
Seekühe dachten nicht daran, sich zu wehren, auch als sie längst eingesehen haben mußten, daß es
ihnen an den Kragen ging. Rhodan glaubte zu erkennen, daß die Robots jedesmal, wenn sie eine
Seekuh gefangen hatten, ihr ein Ding, das wie ein Fieberthermometer aussah, in eine Körperöffnung
steckten, die vielleicht der Mund oder die Nase war. Daraufhin verhielt sich die mißhandelte
Seekuh in jedem Fall völlig reglos. Wahrscheinlich, dachte Rhodan, hat sie das Bewußtsein
verloren.
Von dem, was dann geschah, schien die Solitude-Intelligenz nichts mehr im Gedächtnis zu haben.
Das wurde angedeutet durch eine mehrere Sekunden dauernde gedankenlose Finsternis. Erst als
Rhodan schon glaubte, die Unterhaltung sei zu Ende, erschien wieder ein neues Bild: das Bild des
Raumes, in dem er sich befand.
Nicht ganz dasselbe: Über den sechs Kästen, die in der Mitte standen, schwebte eine Seekuh,
als ob sie überhaupt nicht zum Bild gehörte und nur darübergeblendet sei. Plötzlich begann ihr
Körper in Stücke zu zerbrechen. Ein Stück fiel auf den ersten, das zweite auf den zweiten Kasten
und so weiter, bis der Gesamtkörper, in sechs Stücke zerbrochen, auf die sechs Kästen verteilt
war.
Das Bild bereitete Rhodan Schwierigkeiten. Sollte es bedeuten, daß die Druuf oder vielmehr die
Robots jede Solitude-Intelligenz in sechs Stücke zerhackt und in sechs getrennten Kästen
untergebracht hatten? Wenn ja – warum?
Der Verstärker schien die Frage getreulich weiterzuleiten, denn wie zur Antwort tauchte jetzt
rasch hintereinander mehrmals die gleiche Gruppe von zwei Bildern auf: Das erste zeigte eine
›ganze‹ Seekuh, die sich wie eine Schlange bewegte, auf dem zweiten war eine zerstückelte Seekuh
zu sehen, deren Einzelteile völlig unbeweglich im Bild hingen.
Rhodan hatte verstanden: Die Zerstückelung unterband die Körperfunktionen der Seekuh. Nur die
geistigen blieben – wahrscheinlich – ungestört.
Als er das gedacht hatte, endete die Bilderfolge. Die Solitude-Intelligenz hatte wahrgenommen,
daß er verstanden hatte, was sie ihm sagen wollte. Darüber freute sich Rhodan so, daß er zu
Atlans großer Verwunderung laut sagte: »In Ordnung! Mach so weiter, alter Junge!«
Die ›Sitzung‹, wie Reginald Bull es später nannte, dauerte mehr als drei Stunden.
Rhodan war ziemlich erschöpft, als er durch den Stollen hinaus und am Seil empor nach oben
geklettert war, um den Männern zu berichten, was er erfahren hatte.
»Die Solitude-Intelligenzen sind eingeschlechtliche, nichthumanoide Wesen, die in einer Zahl
von etwa einer Million auf diesem Planeten leben. Über den Stand ihrer Zivilisation, über ihre
technische Begabung und sonstige Dinge weiß ich nichts. Auf jeden Fall führten sie ein recht
glückliches Leben, bis vor etwa drei Jahren ein paar Druuf-Schiffe auf Solitude auftauchten.
Ganze Armeen von Robots fingen die Solitude-Wesen ein – was ihnen rasch und ziemlich
vollständig gelang, da die Solitude-Intelligenzen in großen Herden zu leben pflegten – und
brachten sie in den Höhlenräumen unter, die allerdings, wie vermutet wird, von den Robots erst
geschaffen werden mußten, denn früher waren sie nicht da. Man zerteilte jedes Solitude-Wesen in
sechs Stücke – was vielleicht darauf hinweist, daß die Mathematik der Druuf auf dem Sechser-
oder einem verwandten System beruht – und brachte sie, jedes in einer Höhle, in sechs Kästen
unter. Die Unterteilung hatte den Zweck, die Gefangenen unbeweglich und ihnen die Flucht aus den
Höhlengefängnissen unmöglich zu machen. Die geistigen Fähigkeiten der Gefangenen erloschen durch
die Teilung allerdings nicht. Und das war es letzten Endes, worauf es die Druuf abgesehen hatten.
Die Solitude-Intelligenzen besitzen nämlich eine eigenartige Fähigkeit: Die Fähigkeit der
Trennung von Geist und Körper. Während der Gefangene körperlich hilflos in seiner Höhle lag,
konnte er immer noch seinen Geist hinausschicken und auf diese Weise wahrnehmen, was draußen in
der näheren und weiteren Umgebung seines Gefängnisses geschah. Und auf diese Fähigkeit hatten es
die Druuf abgesehen. Sie benutzten die Solitude-Intelligenzen als billige Ortergeräte. Die Druuf
scheinen zu wissen, daß Solitude am Rand ihrer Zeitebene liegt, und legen Wert darauf zu
erfahren, wer
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