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Silberband 009 - Das rote Universum

Titel: Silberband 009 - Das rote Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Da Wanderer in keinem Augenblick
sichtbar ist, andererseits aber, nach den Signalen zu urteilen, die die Strukturtaster
fortwährend empfangen, niemals völlig dem Hyperraum angehört, muß die fünfte, also die j-Achse,
sich in einem Zustand dauernder Verzerrung befinden, ohne jemals ihre volle Länge zu erreichen
und ohne jemals ganz zu verschwinden. Denn erreichte sie jemals ihre volle Länge, befände sich
Wanderer vollständig im Hyperraum, und die Taster würden keine Signale mehr empfangen.
Verschwände sie jemals ganz, dann würde Wanderer im selben Augenblick auf den Bildschirmen
auftauchen, denn Verschwinden der j-Achse bedeutet Rückkehr ins Einstein-Universum. Das also ist
die Situation, in der Wanderer sich befindet. Natürlich ist der Zustand metastabil. Ein winziger
Anlaß reicht aus, um den Halbraumeffekt verschwinden zu lassen. Ob Wanderer dann im Hyperraum
versinkt oder in den Einstein-Raum zurückkehrt, können wir noch nicht sagen.«
    Perry Rhodan und eine Anzahl Wissenschaftler hatten der Erklärung aufmerksam zugehört. Rhodan
sah auf und erkannte an den Gesichtern der Männer, wieviel Unbehagen ihnen die Schilderung
bereitete. Er versuchte, das Gefühl zu identifizieren, das er selbst empfand, und konnte es nicht
anders beschreiben als die Reaktion eines Mannes, der eine wahre Erleuchtung erwartet und nichts
Halbes und nichts Ganzes zu hören bekommen hatte.
    Atlan schien Rhodans Gedanken zu erkennen. Er war sehr ernst, als er sagte: »Es tut mir leid,
daß ich dich enttäuscht habe. Aber was soll man von Mathematikern erwarten? Sie bringen eine
Formelsammlung und kein Rezept. Was mit der Formelsammlung begonnen werden kann, das
herauszufinden ist nicht mehr unsere Arbeit. Darüber müßt ihr Techniker euch die Köpfe
zerbrechen. Alles, was wir tun können, ist, euch noch weitere, ausführlichere Informationen zu
liefern. Alles andere ist eure Aufgabe.« Atlan reichte Rhodan die Hand. »Ich möchte«, sagte er
ruhig, »daß du dir über eines im klaren bist: Ich arbeite, so schnell ich kann. Ich bin bereit,
mir Injektionen geben zu lassen, damit ich ein paar Tage lang ohne Schlaf auskomme. Ich möchte
dir helfen, unter allen Umständen. Denn ich bin dein Freund.«
    Perry Rhodan ergriff die Hand wortlos und schüttelte sie. Atlan wandte sich ab und ging
hinaus. Rhodan sah ihm nach. Er wußte, welche Sorge den Arkoniden quälte. Atlan besaß einen
Zellaktivator, den ihm ES, der Herr von Wanderer, vor zehn Jahrtausenden geschenkt hatte und der
den Arkoniden unabhängig von regelmäßigen Besuchen im Wanderer-Physiotron machte. Atlan war nicht
darauf angewiesen, bis zum 1. Mai eine Zelldusche zu erhalten. Er hatte erkannt, wie natürlich es
wäre, wenn man einen ganz bestimmten Verdacht gegen ihn hegte: daß er die Lösung des Rätsels
absichtlich hinauszögerte, um sich nach Ablauf der Frist, wenn Rhodan innerhalb weniger Stunden
zum lebensmüden, hinfälligen Greis geworden war, an Perry Rhodans Stelle zu setzen.
    Atlans ernste Versicherung war für Perry Rhodan der Anlaß, sich zum erstenmal
ausführlich mit dem Gedanken zu beschäftigen, der schon seit Wochen in seinem Kopf herumging und
den er bisher immer wieder beiseite geschoben hatte, weil es genug anderes zu denken gab –
oder weil er sich vor ihm fürchtete?
    Handelte er richtig, indem er wochen-, sogar monatelang hinter dem Phantom der Unsterblichkeit
herjagte, das, wenn er es jemals erreichte, nur ihm selbst und einigen wenigen seiner Freunde und
Mitarbeiter zugute kommen würde? Tat er recht, wenn er um dieser Suche nach Wanderer willen
Schiffe und Menschen in Gefahr brachte? War es nicht vernünftiger, sich an die Einteilung zu
halten, wie sie die Geschichte der terranischen Menschheit von allem Anfang an beherrschte: an
die Reihenfolge der Generationen, an die Ablösung des Alten durch einen Jungen? Konnte er nicht
einen Nachfolger für sich finden, zurücktreten und sein Leben wie ein normaler Mensch zu Ende
leben? Er war jetzt einhundertundsechs Jahre alt. Mehr als die Hälfte dieser Zeit hatte er an der
Spitze der irdischen Menschheit gestanden, das Solare Imperium geschaffen und die Erde zu einem
unübersehbaren Faktor in der galaktischen Politik gemacht. War das nicht ein Werk, mit dem er
zufrieden sein konnte?
    Er empfand plötzlich, daß er sich bisher zu wenig Zeit genommen hatte, über sich selbst
nachzudenken. Wie sehr war er selbst mit dem Aufstieg des Solaren Imperiums

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