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Silberband 010 - Thora

Titel: Silberband 010 - Thora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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flimmernde Helligkeit. Dann, als er
den Kopf ein wenig seitwärts drehte, sah er noch etwas. Er blinzelte verwirrt und blickte in die
Mulde zurück, um bei einem zweiten Hinsehen eine Fata Morgana auszuschließen. Aber das, was
bereits beim erstenmal zu erkennen gewesen war, stand immer noch etwa tausend Meter von seinem
jetzigen Standpunkt entfernt.
    Weiß wackelte etwas, und Everson mußte sich am oberen Muldenrand festhalten.
    »Sehen Sie etwas?« wiederholte Weiß ungeduldig.
    »Ja«, erwiderte Everson langsam. Und dann, nach einer bedeutungsvollen Pause, die dem Biologen
das ganze Ausmaß des Wunders vor Augen führen sollte, fügte er trocken hinzu: »Den Turm.«
    Weiß stieß einen überraschten Ruf aus und hätte seine Last vor Erregung beinahe
abgeworfen.
    »Vorsicht!« mahnte Everson.
    Der Turm, den sie nach Napoleons Angaben erst nach zwei weiteren Tagen erreichen sollten,
befand sich direkt vor ihnen. Entweder waren die Auskünfte des alten Greens falsch gewesen, oder
der nächtliche Orkan – und das erschien Everson als die weniger plausible Erklärung –
hatte sie auf geheimnisvolle Weise hierhergeschafft.
    Das Gebäude, das sich unweit von dem Raumfahrer in den heißen Vormittagshimmel von Moluk
reckte, war imposant. Es wirkte auf den ersten Blick fremdartig und unheimlich. Auf keinen Fall
war es von Greens erbaut worden. Es ragte ungefähr 150 Meter aus dem Boden in die Höhe. Sein
Grundriß war, soweit es Everson feststellen konnte, achteckig. Die ständigen Angriffe von Stürmen
und Orkanen hatten es etwas geneigt, und es waren sicher nur tiefgehende, stabile Grundmauern,
die es vor dem Einsturz bewahrten.
    Seit einer Zeit, die sich nicht schätzen ließ, hatten Wind, Sand, Hitze und Kälte an dem Turm
genagt. Er war von einem graugrünen Überzug bedeckt. Stellenweise zeigten sich handbreite Risse,
die sich wie meterlange Muster über die Außenfläche dahinzogen. Ein Hauch von unendlicher
Verlassenheit ging von dem Bauwerk aus. Es wirkte auf Everson wie das Monument eines längst
vergessenen Giganten, der sich unauslöschlich in die Erinnerung unbekannter Wesen bringen wollte.
Wer auch immer der Baumeister gewesen war, er stammte nicht von Moluk.
    Noch halb befangen von diesem beeindruckenden Bild, stieg Everson in die Mulde zurück. Wenn er
jemals ein neugieriges Gesicht gesehen hatte, dann war es das von Weiß. Er verkniff sich eine
voreilige Bemerkung.
    »Kommen Sie mit zu den anderen«, sagte er zu dem Biologen. »Ich möchte nicht alles zweimal
erzählen.«
    Weiß reagierte seine Enttäuschung mit einem Tritt in den Sand ab und folgte dem Kommandanten.
Die Raumfahrer hatten die Aktion verfolgt und warteten bereits gespannt.
    »Wir haben den Turm«, begann Everson knapp und berichtete in kurzen Worten, was er entdeckt
hatte.
    »Was werden Sie jetzt unternehmen?« fragte Bellinger.
    »Wir werden hingehen und das Bauwerk untersuchen. Zuvor jedoch wollen wir sehen, ob Landi
bereits eine Verbindung zur MEXIKO herstellen kann. Wir wissen nicht, was uns erwartet, und eine
gewisse Rückendeckung kann nichts schaden.«
    Das hörte sich einfach an, war es aber nicht. Gab es überhaupt eine Öffnung, durch die man in
das Innere des Turmes gelangen konnte? Everson hatte keine gesehen. Natürlich war es durchaus
möglich, auf der anderen Seite eine Tür oder einen Einstieg zu finden. Auch mit der Unterstützung
durch das Raumschiff war es nicht weit her. Selbst wenn es ihnen unter großen Schwierigkeiten
gelingen sollte, Scoobey ihre Position klarzumachen, dann würde es immer noch lange dauern, bis
der Erste Offizier mit einer Hilfstruppe hier war.
    Letzten Endes waren sie auf sich allein gestellt, von welcher Seite man es auch
betrachtete.
    »Sie können jederzeit mit der MEXIKO sprechen«, gab Landi bekannt. Er strich beinahe liebevoll
über sein Gerät, an dem einige Teile mit Hilfe von Dr. Mortons Verbandskasten an ihren richtigen
Plätzen festgehalten wurden.
    »Also gut«, entschied der Oberst mit einem mißtrauischen Seitenblick auf Landis Werk. »Wir
können es ja immerhin versuchen.«
    Entgegen seinen düsteren Erwartungen hatte der Funker nach zwei Minuten eine Sprechverbindung
mit der MEXIKO hergestellt. Das Raumschiff war, wie Scoobey berichtete, ebenfalls in die
Ausläufer des Sturmes geraten, ohne jedoch weiteren Schaden zu nehmen. Die Techniker kamen mit
den Arbeiten gut voran, und der Erste Offizier glaubte, daß die Reparaturen nur einige Tage

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