Silberband 010 - Thora
nur langsam
bildeten, wußte, daß es noch andere Möglichkeiten gab. Es konnten auch paramechanische Kräfte am
Werk sein. Ein beklemmendes Gefühl drückte auf seine Brust. Plötzlich erhielt er einen sanften
Ruck und wurde zur Seite gestoßen. Sofort spürte er wieder festen Boden unter den Füßen. Die
normale Schwerkraft war wieder hergestellt.
Der von unsichtbaren Lichtquellen erleuchtete Raum, in dem der Oberst sich jetzt befand, war
etwa vier Meter breit und doppelt so lang. Die Wände waren von undefinierbarer Farbe, Decke und
Boden weiß. Der Raumfahrer wandte sich um und sah eine quadratische Öffnung in der Wand, durch
die er wahrscheinlich hierhergelangt war. Bis auf ein seltsames Ding vor Eversons Füßen war das
Zimmer vollkommen leer.
Der Gegenstand erinnerte an ein Rhönrad. Zwei Reifen waren in brustbreitem Abstand durch
mehrere Streben miteinander verbunden. Bevor Everson es näher untersuchen konnte, stieß jemand
von hinten gegen ihn. Er fuhr zusammen, aber es war nur Weiß, der aus dem Schacht gestolpert
kam.
»Da wären wir«, sagte er unnötigerweise. »Eine schnelle und bequeme Beförderungsweise, finden
Sie nicht?«
Everson vermochte diese Begeisterung nicht zu teilen. Und auch Sternal, Bellinger und
Goldstein, die kurz hintereinander auftauchten, schienen über diesen Empfang nicht gerade erfreut
zu sein.
»Schnapp!« sagte Bellinger. »Die Mausefalle ist zugeschlagen.«
»Was ist das?« fragte Sternal und deutete auf das ›Rhönrad‹.
»Es kann alles mögliche sein«, meinte der Leutnant und bückte sich, um es aus der Nähe zu
betrachten. Er tastete es ab und rüttelte daran. Es bewegte sich nicht.
»Pfllllrtsch!« machte etwas in ihren Empfängern.
»Der Schacht!« schrie Goldstein. »Wo ist er?«
Die Öffnung, durch die sie gekommen waren, schien sich aufgelöst zu haben. Rundum waren
glatte, fugenlose Wände.
»Jemand hat den Eingang versperrt«, sagte Everson beunruhigt.
Seine Worte bewirkten das Gegenteil dessen, was er beabsichtigt hatte. Die Männer liefen
durcheinander und begannen wie Irre an der Wand herumzutasten, um den Schacht zu finden. Everson
konnte verstehen, daß sie sich nicht gern einsperren ließen, aber auf diese Weise würden sie die
Freiheit nicht zurückgewinnen.
»Aufhören!« rief er. »Das ist zwecklos.«
War es möglich, daß diese Vorgänge nicht von einem lebenden Wesen ausgelöst wurden, sondern
die Reaktion einer immer noch funktionierenden Maschine war, die automatisch bei Betreten des
Schiffes durch Fremde ihre programmierten Maßnahmen ergriff?
»Wir kommen in friedlicher Absicht!« rief Everson. »Wir wollen verhandeln!«
Er wartete, aber es kam keine Antwort. Eine fremde Intelligenz mußte vermuten, daß er sich mit
seinen Begleitern unterhielt. Es war ein schwacher Trost, daß man ihr Leben bisher verschont
hatte.
Vor ihren Augen begann das Rhönrad zu glühen. Seine Farbe wurde hellgelb. Everson beugte sich
darüber. Die Temperatur auf seinem Armbandthermometer blieb konstant auf 43 Grad. Plötzlich hatte
der Oberst den Eindruck, in einen Spiegel zu blicken. Schwindel griff nach ihm. Er wollte sich
von dem Anblick zurückreißen. Seine Lippen öffneten sich, um den Männern eine Warnung zuzurufen,
aber die Stimmbänder versagten ihm den Dienst. Das Bild, das er sah, war dreidimensional. Während
sich seine Augen zusammenzogen, um alles richtig zu erkennen, kam die Spiegelung näher auf ihn
zu. Ein Raum von gewaltigen Ausmaßen breitete sich vor ihm aus.
Dann rief eine Stimme, die wie grollender Donner in seinem Empfänger widerhallte: »Was wollt
ihr hier?«
Es dauerte einige Zeit, bis sich Everson der Tatsache vollkommen bewußt wurde, daß Samy
Goldstein gesprochen hatte. Verzweifelt kämpfte er sich von dem beinahe hypnotischen Zwang des
seltsamen Bildes frei. Sein Körper war schweißbedeckt. Goldstein hing schlaff in Bellingers
Armen. Anscheinend war er bewußtlos.
»Er ist einfach zusammengesackt«, knurrte Weiß.
»Jemand hat durch ihn eine Frage gestellt«, sagte Everson langsam.
»Ich verstehe nicht«, bemerkte der Biologe verwirrt. »Wie meinen Sie das?«
Die beunruhigten Gesichter von Bellinger und Sternal gaben dem Oberst das Gefühl, daß nur er
die Stimme des Mutanten gehört hatte – in seinem Gehirn. Er war weder Telepath noch
anderweitig paranormal begabt. Das konnte nur bedeuten, daß ihm das seltsame Ding, über das er
sich gebeugt hatte, die Frage geistig
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