Silberband 011 - Der Fall Kolumbus
überhaupt zerstörbar war. Wir konnten niemals genau wissen, wo nun
die verwundbaren Stellen lagen und was man tun mußte, um mit einem Feuerschlag das Wesentliche zu
erreichen.
Ganz davon abgesehen waren alle Überlegungen dieser Art fruchtlos, solange wir nicht wußten,
wie man eine wirkungsvolle Vernichtungswaffe in die Energiekuppel hineinbringen konnte. Ich war
davon überzeugt, daß die Zündung einer Bombe außerhalb des Schirmes nutzlos war.
Meine ganze Hoffnung setzte sich auf die beiden Teleporter unter unseren Mutanten. Wenn es
ihnen nicht gelang, schnell und unauffällig einzudringen, mußten wir nach anderen Wegen suchen.
Meinem wissenschaftlichen Fachgebiet entsprechend, beschäftigte ich mich seit Wochen mit dem
Problem der Energieversorgung.
Es war völlig klar, daß ein Robotgehirn von solchen Ausmaßen mehr als einer Kraftstation
bedurfte, um seinen enorm hohen Strombedarf zu decken. Wenn ich meine Vorfahren richtig
einschätzte, hatten sie außerdem bestimmt für Notstromaggregate gesorgt, die im Fall einer Gefahr
automatisch einspringen würden. Die ›Lebensfähigkeit‹ des Regenten hing einzig und allein von
einer einwandfrei funktionierenden Energieversorgung ab. Wie das geschah, konnte niemand unter
uns wissen.
Unser Wagen ruckte an. Dicht hinter uns folgten die vier Lastfahrzeuge mit je fünfzig Mann.
Rhodan hatte dafür gesorgt, daß die echten Zaliter einen eigenen Transporter erhielten. So
bestand für unsere Männer die Möglichkeit zu einem raschen Meinungsaustausch.
Lautlos glitten wir an den ebenfalls gelandeten Superschlachtschiffen eines neu aufgestellten
Flottenverbands vorbei. Die 1.500-Meter-Giganten waren ebenfalls mit Kolonialbesatzungen bemannt
worden. Wie sich das im Gefecht mit einem geschulten Gegner auswirken würde, war mir etwas
unklar.
Ich versuchte, trotz der verfahrenen Situation klar und logisch zu überlegen. Vor allem durfte
ich mich nicht von meinen widerstreitenden Gefühlen ablenken lassen.
Was würde geschehen, wenn es uns tatsächlich gelang, das Gehirn handlungsunfähig zu machen?
Wie würden sich die zahlreichen Kolonialvölker und bisher unterdrückten Fremdvölker dazu stellen,
die nun im Interesse des Imperiums mit mehr oder weniger guten Raumschiffen an der Front
kämpften? Was mußte zwangsläufig eintreten, wenn die von dem Riesenrobot gelenkten
Nachrichtenverbindungen plötzlich ausfielen? Wenn die Nachschublinien, die alle ferngesteuert
wurden, auf einmal nicht mehr funktionierten?
Letztlich: würden die Milliarden Fremdintelligenzen den Befehlen eines Arkoniden gehorchen,
der eigentlich längst hätte tot sein müssen? Mit welchen Mitteln konnte es mir in einem solchen
Fall gelingen, die Ordnung zu erhalten? Mit dem militärischen System, das der Regent aufgebaut
hatte, bestimmt nicht.
Somit sagte mir mein Verstand, daß die Vernichtung des Regenten eine Art von Selbstmord war.
Wenn wir ihn aber unbehelligt ließen, waren die Erde und das gesamte Solsystem in spätestens neun
Monaten der Vernichtung preisgegeben.
Ich sah Rhodan von der Seite her an. Er schien nur an eine eventuelle Fluchtmöglichkeit zu
denken und sich den Kopf zu zerbrechen, welche Schiffe hyperflugklar waren.
Ich versuchte, die inhaltsschweren Gedanken über Sinn oder Unsinn unseres Unternehmens
beiseite zu schieben. Ich klammerte mich an der ursprünglichen Idee fest, daß es meine
ehrwürdigen Vorfahren niemals unterlassen hätten, ein so großes Robotgehirn mit einer
Sicherheitsschaltung auszustatten. Wir mußten einfach herausfinden, wann und unter welchen
Umständen sie einsprang, um den Regenten abzuschalten. Dann lösten sich viele Probleme von
selbst.
»Vorsicht«, sagte Rhodan leise.
Ich fuhr zusammen. Einige hundert Meter vor uns wurde eine gewölbte Stahlkugel sichtbar, die
sich übergangslos aus dem Metallplastikbelag des Raumhafens erhob. Wenn eine Kontrolle stattfand,
dann nur in den strahlungs- und drucksicheren Schleusen dieser Pforte, die den Zutritt zu den
subplanetarischen Wohnbezirken gestattete.
Ich tastete verstohlen an meinen rechten Oberschenkel, wo man in einer den Körperformen
angepaßten Innentasche meine Waffe eingebaut hatte. Die terranischen Wissenschaftler hatten
geschickt genug gearbeitet, um eine Entdeckung der Ausrüstungsstücke durch einfache
Tasterstrahlen weitgehend zu verhindern. Dennoch blieb ein geringer, aber nicht zu
unterschätzender Unsicherheitsfaktor bestehen. Wir konnten nur
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