Silberband 012 - Der Anti
Meter davor duckte er sich und kroch vorsichtig weiter. Fünfzig Meter
unterhalb befand sich seine Station. Der Boden roch verbrannt. Crests Herz schlug schneller.
Allmählich schob er sich weiter. Er mußte darauf achten, daß er kein Geröll oder Steine in die
Tiefe schleuderte. Schließlich war er weit genug gekommen. Er hob seinen Kopf und blickte
hinab.
Was er sah, genügte, um ihn entsetzt zusammenfahren zu lassen.
Die beiden Kampfroboter lagen zusammengesunken neben dem Haus. Ihre Metallschädel waren
zerschmolzen.
Aber das war nicht so schlimm.
Viel schlimmer waren die drei plumpen Gestalten, die damit beschäftigt waren, in die Space-Jet
zu gelangen.
Crest schloß einen Moment die Augen. Seine düsteren Ahnungen wurden von den Tatsachen noch
übertroffen. Die drei Unither liefen in sichtbarer Erregung um den Diskus herum. Anscheinend
suchten sie nach einem Mittel, um den Schutzschirm, der das Raumschiff umgab, zu durchbrechen.
Ein Teil ihrer Versuche bestand in einem großen Loch, das sie mit ihren Strahlern in den Boden
gebrannt hatten, um von unten an die Jet heranzukommen. Dieses Vorhaben war ganz offensichtlich
gescheitert. Die Rüsselträger schienen jedoch nichts von ihrer anfänglichen Aktivität eingebüßt
zu haben. Mit wahrer Besessenheit attackierten sie den Schirm und stellten alle möglichen
Experimente an.
Crest beobachtete sie einige Zeit völlig bewegungslos.
Dann griff er zur Waffe.
Es war eine rein automatische Bewegung, hervorgerufen durch den Drang, die Space-Jet unter
allen Umständen zu retten. Er brachte den Impulsstrahler in Anschlag.
»Du Narr, willst du die Jet und dein Leben riskieren?« meldete sich sein
Logiksektor.
Die Spannung wich aus seinem Körper, und er begann in später Reaktion ein wenig zu zittern. Er
ließ die Waffe sinken. Hastig zog er sich von seinem Beobachtungsposten zurück.
Bestenfalls konnte er einen Unither außer Gefecht setzen, dann war er ihnen und ihren
stärkeren Waffen ausgeliefert.
»Du brauchst eine bessere Waffe«, sprach jener seltsame Extrasinn an. » Du weißt, wo
eine zu finden ist.«
Das war es.
Die plump aussehenden Wesen trugen schwere Thermostrahler bei sich. Der Zustand der Roboter
ließ darauf schließen. Das bedeutete, daß in ihrem Schiff wahrscheinlich weitere Waffen dieser
Art zu finden waren.
Er mußte zum Raumschiff der Unither. Und zwar schnell.
Noch einmal stockte der Arkonide. Angenommen, die Rüsselträger hatten eine Wache bei ihrem
Sternenfahrzeug zurückgelassen? Diese Möglichkeit mußte er in Kauf nehmen.
Crest blickte sich um. Die Stelle, an der das Schiff der Unither gelandet war, mußte sich
ungefähr vor dem Wald befinden. Crest kniff seine Augen zusammen, aber er konnte nichts
erkennen.
Nun kam es darauf an, daß er, so rasch es ging, seinen Plan ausführte. Er konnte dabei keine
Rücksicht auf seinen körperlichen Zustand nehmen. Er hatte Rhodan versprochen, daß die Space-Jet
niemals in fremde Hände fallen würde. Nie hätte er geglaubt, daß er sie tatsächlich würde
verteidigen müssen.
Während er lief, blickte er sich öfter um. Er mußte damit rechnen, daß die Rüsselwesen jeden
Augenblick auf der Anhöhe erschienen, um technische Verstärkung von ihrem Schiff zu holen. Mehr
als einmal hatte Crest das unbehagliche Gefühl, daß eine tödliche Thermowaffe auf seinen Rücken
zeigte. Er achtete nicht auf die Müdigkeit seiner Beine. Er war ein erschöpfter, alter Mann, aber
er mußte handeln wie ein junger.
Er entdeckte das Raumschiff der Angreifer. Es war in zwei Hälften auseinandergebrochen. Der
eine Teil war völlig ausgebrannt. Noch einmal sah Crest über seine Schulter zurück. Die Ebene
hinter ihm war frei. Die Tatsache, daß das Schiff nur noch ein Wrack war, erhöhte Crests Sorge um
die Jet erheblich. Seine Gegner waren gezwungen, das Raumboot in ihre Hände zu bringen, wenn sie
nicht auf diesem Planeten festsitzen wollten. Der Wissenschaftler konnte sich vorstellen, daß sie
nichts unversucht lassen würden, den schützenden Energieschirm zu zerstören.
Crest widmete seine Aufmerksamkeit dem noch erhaltenen Stück des Raumschiffs. Er konnte von
mehreren Seiten eindringen. Durch die offene Luftschleuse und durch jene Stelle, in der durch die
Bruchlandung ein riesiges Loch entstanden war. Außerdem gab es am Bug einen klaffenden Riß, der
breit genug war, um einen Menschen hindurchzulassen. Crest entschied sich für den Weg durch die
Schleuse.
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