Silberband 012 - Der Anti
Freundschaftshaken.
»Einverstanden«, brummte Zerft zögernd, aber sein Rüssel bewegte sich nicht.
Golaths Gesicht verfärbte sich. Das war eine große Beleidigung gewesen.
»Warum gibst du Golath nicht den Rüssel?« rief Liszog anklagend.
Zerft sah ihn nur düster an. In seinen Augen war der Haß nicht gewichen. Seine Hände ballten
sich in unterdrückter Wut. Golath ließ seinen Rüssel sinken. Er sagte nichts.
Liszog ging zu dem Arkoniden und zog ihn von dem Rüsselreiniger hoch. Der Gefangene war alt
und schwach. Als Liszog ihn losließ, wäre er beinahe hingefallen.
»Ein prächtiger Plan«, fauchte Zerft. »Dieser alte Kerl soll in der Nacht hier verschwinden
und bis zu seinem Schiff laufen. Ich vermute, daß er vorher sterben wird – an Schwäche.«
»Sprich nicht so verächtlich von ihm«, mahnte Liszog. »Wenn er auch nicht jung und stark ist,
ein Feigling ist er nicht. Er hat keine Angst gezeigt, als wir hier aufgetaucht sind. Er verdient
unsere Achtung, denn er ist ein mutiger Mann.«
»Er ist ein Arkonide«, erwiderte Zerft vielsagend.
Die Nacht senkte sich über die Welt, die von Perry Rhodan Crests Planet genannt
worden war. Innerhalb der Zentrale des Wracks breitete sich ein düsteres Licht aus. Crest fühlte
sich müde und abgespannt. Zum erstenmal bedauerte er, daß er so alt war. Was nutzten ihm seine
geistigen Waffen, wenn ihm seine Feinde körperlich überlegen waren? Die ewige Auseinandersetzung
zwischen Intelligenz und brutaler Gewalt schien diesmal zugunsten der anderen Partei
auszugehen.
Der große Rüsselmann, der Crest zweimal gerettet hatte, wandte sich dem Arkoniden zu.
»Ich Golath«, sagte er in schwerfälligem Interkosmo.
Crest nickte höflich.
»Meine Name ist Crest«, erwiderte er.
»Wir von Unith«, erklärte Golath. Dabei deutete er auf sich und seine Rassegenossen. Dann
richtete er seinen Rüssel gegen Crest. »Du Arkonide?« brummte er.
Er bringt mir keine großen Sympathien entgegen, dachte Crest. Ich kann es ihm noch
nicht einmal verdenken.
Golath betrachtete ihn nachdenklich. Crest hätte gern gewußt, welche Gedanken sich hinter dem
runden, unförmigen Schädel abspielten. Es war ein schwieriges Unterfangen, die Gemütsbewegungen
eines fremden Wesens in dessen Gesicht zu erkennen.
»Du uns geben Behälter, der durch den Raum der Sterne fliegt«, verlangte Golath ohne
Umschweife.
Hoffentlich kamen sie nicht auf die Idee, ihn einer näheren Untersuchung zu unterziehen.
Besorgt fragte sich Crest, was geschehen würde, wenn sie die Bedeutung des Sendegeräts an seinem
Handgelenk erkennen würden.
»Er gehört mir«, sagte Crest nachdrücklich. »Ihr könnt ihn nicht haben.«
Golath zog seinen Hitzestrahler und richtete ihn auf Crests Brust. Der Arkonide blickte ihn
mit rötlichen Augen gelassen an. In seinem faltigen Gesicht zuckte kein Muskel.
»Du uns geben jetzt?« erkundigte sich Golath hoffnungsvoll.
Crests Antwort war ebenso eindeutig wie kurz.
»Nein«, sagte er scharf.
Der Unither zog seine Waffe zurück. Sein Rüssel rollte sich zusammen. In seinen großen Augen
war nicht zu erkennen, ob er zornig war. Mit der Hand schlug er Crest leicht auf die
Schulter.
»Du jetzt Gefangener«, gab er bekannt.
Crest verzichtete auf eine Antwort. Es war nur logisch, daß ihn die Kerle nicht laufenließen.
Sicher würden sie noch mehrmals versuchen, ihn umzustimmen – mit weniger sanften Mitteln.
Doch daran wollte Crest jetzt nicht denken.
Golath winkte den beiden anderen mit dem Rüssel. Gespannt verfolgte Crest, wie sie den Raum
verließen. Sie verschlossen das Schott. Crest konnte hören, wie sie es verriegelten.
Nun war er allein.
»Dein Impulsstrahler«, meldete sich sein Logiksektor. »Sie haben ihn nicht
gesehen.«
Hastig sprang Crest auf. Die Waffe war unter das Reinigungsgerät geschlittert. Er zog sie
hervor und versteckte sie in seinem Umhang. Dann kehrte er zu dem Sessel zurück. Der Raum besaß
einen zweiten Zugang, der ebenfalls verschlossen war. Dieser Eingang führte von der Schleuse weg
zum Bug des Schiffes. Der Arkonide erinnerte sich, daß dort ein Spalt in der Hülle war, der einen
Menschen bequem durchlassen würde. Wahrscheinlich wußten die Unither von diesem Schaden und
hatten beide Öffnungen verriegelt.
Es war jetzt völlig dunkel. Die Stille um ihn herum schien zu leben. Crest hatte sich seine
Umgebung genau eingeprägt. Er traute sich zu, in jeder Richtung davonzugehen, ohne einen
Gegenstand
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