Silberband 012 - Der Anti
und einsetzten. Ihren Willen zu
ignorieren, bedeutet das Ende dieser Zivilisation.«
»Dann soll sie enden!« rief Ps-5 wütend und zu allem entschlossen. »Sie wäre nicht mehr wert,
als jetzt zu enden, würde sie sich nicht wehren.«
»Das haben andere vor dir versucht. Sie endeten alle im Konverter.«
»Ja, der Konverter. Auch eine Maschine. Es wird ein Freudentag sein, wenn wir alle an Bord
befindlichen Roboter in den Konverter werfen. Das gibt Energie für unzählige Generationen.«
Erneut verunzierte der Haß das Gesicht des Unbekannten. Die roten Augen funkelten wie feurige
Kohlen. »Dein Leben ist verwirkt, Meuterer! Kommandant! Rufe die Wächter!«
Der Kommandant wurde totenbleich. »Er wird mich töten, Herr. Wer wird meinen Nachfolger
einweihen?«
»Ich werde es, Feigling! Stirb wenigsten wie ein Mann, wenn es schon sein muß. Aber vorher tu
deine Pflicht und gib Alarm!«
Ps-5 hielt die Waffe. Seine Hand zitterte nicht. »Ehe Sie einen Schritt machen, Kommandant,
sind Sie tot! Wie wollen Sie das Todeskommando alarmieren?«
Trotz seiner verzweifelten Situation lächelte der Kommandant ein wenig. »Das wenigstens werden
Sie nicht verhindern können, Psychologe. Sehen Sie dieses Kästchen in meiner Hand.« Er hob zwei
Finger und ließ damit einen kleinen Gegenstand erkennen, den er bisher verborgen in der Hand
gehalten hatte. »Ich nahm ihn schon vor längerer Zeit an mich. Selbst wenn ich jetzt in dieser
Sekunde sterbe, werden die Wächter in wenigen Minuten erscheinen. Wenn meine Hände das Kästchen
loslassen, wird der Stopper frei, und ein Stromkreis schließt sich. Das Funksignal ruft das
Todeskommando. So, nun dürfen Sie feuern, Psychologe.«
Der Kommandant war sich seiner Sache jetzt wieder sicherer geworden. Er wußte, daß die drei
Verschwörer nicht unüberlegt handelten und ihn jetzt in dieser Situation nicht töten würden. Dazu
waren sie zu vorsichtig. Wenn sein Leben ihnen auch nur den geringsten Vorteil bringen konnte,
würden sie es schonen.
Seine Kombinationen waren richtig.
»Werden Sie auch dann Alarm geben, wenn ich nicht schieße?« fragte Ps-5 lauernd. Seine Waffe
zeigte unverändert auf den Kommandanten. »Wenn Sie dem Kerl dort auf dem Bildschirm gehorchen,
sind Sie erledigt. Er wird für Ihren Tod Sorge tragen, das hat er selbst gesagt. Warum aber
wollen Sie sterben, wenn es dem Volk nichts nützt? Haben Sie immer noch nicht bemerkt, wie sehr
wir betrogen werden? Ist es nicht an der Zeit, daß wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen,
statt auf die Gesetze einer vergangenen Generation zu hören, die heute keine Gültigkeit mehr
besitzen – einfach deshalb, weil sie von der Gegenwart überholt wurden?«
Der Kommandant schien unschlüssig. Die Stimme aus dem Lautsprecher sagte ohne besondere
Betonung: »Befolge meinen Befehl, Kommandant! Rufe die Wächter!«
Aber die Saat des Psychologen war bereits aufgegangen. Sein Leben lang hatte sich der
Kommandant mit seinem gewaltsamen Ende abgefunden, weil es die Voraussetzung für sein Leben
gewesen war. Nun auf einmal wurde ihm die Aussicht geboten, weiterzuleben. So lange, bis er alt
genug geworden war, eines natürlichen Todes zu sterben.
Er sah das Gesicht auf dem Bildschirm nicht an, als er sagte: »Ihr garantiert für mein Leben,
wenn ich die Wächter nicht rufe?«
Der Psychologe atmete heimlich auf. Der Kampf war entschieden.
»Wir geben unser Wort.« Er nickte und senkte den Lauf der Waffe. Er zeigte zur Tür. »Gehen wir
in die Zentrale. Es ist nicht notwendig, daß wir weitere Schritte, die es jetzt zu unternehmen
gilt, in Gegenwart dieses Phantoms besprechen.« Er wandte sich erneut dem Bild zu. »Wir werden
dich von dem Ergebnis unserer Verhandlung unterrichten. Bis dahin muß ich dich bitten, Geduld zu
üben.«
»Zum letztenmal, Kommandant – gib Alarm!« rief der Mann auf dem Bildschirm.
Ps-5 nahm den Kommandanten beim Arm und führte ihn aus dem Raum. Ohne ein Wort folgten A-3 und
R-75 und schlossen die Tür hinter sich.
Wirkungslos verhallte der Befehl des Unbekannten: »… gib das Kommando, Kommandant! Gib
Alarm …«
Dann verstummte die Stimme.
Ps-5 atmete auf. »Es ist gut, Kommandant, daß Sie sich rechtzeitig besannen. Sie sind ein
ehrenhafter und pflichtbewußter Charakter, das steht außer jedem Zweifel. Was hat Sie dazu
bewogen, Ihre Meinung zu ändern? War es allein die Aussicht, länger leben zu dürfen? Sprechen Sie
offen – aber vielleicht wäre
Weitere Kostenlose Bücher