Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 012 - Der Anti

Titel: Silberband 012 - Der Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
zu erfahren. Bis heute hielten wir den Kommandanten für den Bewahrer alter und überholter
Gesetze, aber nun glauben wir zu erkennen, daß noch ein anderer über ihm steht – Sie! Wer,
so frage ich, sind Sie? Wo halten Sie sich verborgen?«
    Das Gesicht registrierte Erstaunen, das sich jedoch jäh in Zorn verwandelte. In der Stimme
selbst aber waren diese Gefühlsregungen nicht zu bemerken. Ruhig und sachlich wie zuvor sagte
sie: »Die Fragen sind ungeheuerlich und widersprechen den bestehenden Gesetzen. Ich verurteile
Sie hiermit zum Tod durch den Konverter. Kommandant, sorgen Sie für Ausführung des Befehls und
alarmieren Sie das Todeskommando. Das Urteil ist sofort zu vollstrecken.«
    Ps-5 lächelte grimmig und richtete die Waffe gegen den Kommandanten.
    »Gut, großer Meister«, sagte er eiskalt. »Dann werde ich jetzt vor Ihren Augen den
Kommandanten töten. Mal sehen, was dann geschieht.«
    Er legte den Zeigefinger gegen den Feuerknopf.
    Der Arzt und R-75 standen immer noch neben der Tür, die in das private Gemach des Kommandanten
führte. Sie hielten ihre Waffen bereit, während sie auf das große Gesicht starrten. Jeden
Augenblick erwarteten sie, das Poltern metallischer Schritte zu hören, aber alles blieb
still.
    »Keine Sorge, Freunde«, sagte Ps-5 über die Schulter hinweg zu ihnen. »Es wird niemand kommen.
Wer sollte die Roboter alarmieren, wenn nicht der Kommandant? Der große Meister auf dem Schirm
wird es nicht tun, denn niemand weiß von seiner Existenz. Vielleicht nicht einmal die Wächter.«
Er wandte sich wieder dem Bildschirm zu. »Nun, soll ich den Kommandanten immer noch töten, oder
sind Sie zu Verhandlungen bereit?«
    »Was willst du?« fragte der Lautsprecher, während sich die Lippen des Unbekannten entsprechend
der Worte bewegten. Er schien sich mit erstaunlicher Geschicklichkeit der jeweiligen Situation
anpassen zu können.
    »Wie lautet das Geheimnis, das immer nur ein Lebender wissen darf? Es muß von
ungeheuerlicher Bedeutung sein, denn wenn zwei es wissen, muß einer von ihnen sterben. Aber es
ist genau so furchtbar, wenn das Geheimnis mit dem Kommandanten stirbt. Ich frage dich
also …« Unwillkürlich gebrauchte Ps-5 die vertrauliche Anrede, die auch der Unbekannte
anwandte. Aber diesmal sollte sie Nichtachtung ausdrücken, keine Vertraulichkeit. »Ich frage dich
also: Wie lautet dieses Geheimnis?«
    Für eine Sekunde geschah nichts, dann erst erfolgte die Antwort: »Du sagst selbst, daß niemals
mehr als ein Sterblicher das Geheimnis kennen darf. Wissen es mehrere, so müssen sie
sterben. Willst du sterben?«
    »Das laß meine Sorge sein, Meister«, erwiderte Ps-5 spöttisch. »Antworte mir lieber.«
    »Wie du willst. Ich bin die Verkörperung des Willens deiner Vorfahren und gebe diesen Willen
an die Kommandanten weiter. Er ist nichts anderes als ein Mittler zwischen den Toten und den
Lebenden. Seine Aufgabe ist es, die bestehende Ordnung aufrechtzuerhalten und den Nachfolger zu
wählen. Dann stirbt er – und mit ihm das Geheimnis. Das ist alles.«
    Ps-5 nickte. Wenn er enttäuscht war, verriet er es nicht. »So, das ist alles? Und was ist mit
den Wächtern? Es sind mechanische Konstruktionen, dazu ausersehen, die Menschen zu beherrschen.
In wessen Auftrag handeln sie?«
    »In meinem!«
    »Also in dem der Vorfahren – nicht wahr? Ich will dir etwas sagen: Vorfahren, die
Maschinen zur Durchsetzung ihres Willens benötigen, sind nicht wert, daß man sich an sie
erinnert. Wir werden sie vergessen und uns neue Gesetze schaffen. Wir werden den gewaltsamen Tod
aus den Gesetzen verbannen und unser natürliches Leben nicht mehr frühzeitig beenden. Wir werden
dafür sorgen, daß die Maschine wieder das wird, was sie ursprünglich sein sollte: der Diener der
Menschen.«
    Es dauerte eine Sekunde, ehe sich das Gesicht erschreckend wandelte. Zorn, Wut, Enttäuschung
und schrecklicher Haß huschten abwechselnd über die Züge des Unbekannten.
    Und dann, als die Stimme wieder sprach, war sie genauso ausdruckslos und eiskalt wie zuvor.
Aber sie war auch wohlklingend und melodisch. Der Gegensatz war so verblüffend, daß sich
keinerlei Rückschlüsse auf die wirklichen Gedanken des Sprechers ziehen ließen.
    »Ihr unterschätzt den Wert der Maschine und ihrer positronischen Hilfsmittel. Maschine und
Positronik ersetzen nicht nur den Menschen, sondern sind ihm vielmehr noch überlegen. Die
Vorfahren haben das gewußt, als sie die Wächter schufen

Weitere Kostenlose Bücher