Silberband 012 - Der Anti
gegenübersah, die ihr Gespräch bei seinem Anblick abbrachen und ihn anstarrten, als sei
er ein Geist.
Gucky war das nicht anders gewöhnt. Schließlich passierte es einem nicht alle Tage, daß man
einem Mausbiber begegnete. Er trug die für ihn angefertigte Spezialuniform mit dem schmalen
Waffengürtel, aber auf den ersten Blick erkannte man, daß er kein Mensch war. Dazu war er viel zu
klein. Sein breiter Biberschwanz, der ihm zumeist als Stütze diente, schleifte über den
Boden.
»Hallo, Freunde«, sagte Gucky und verbeugte sich in Richtung des einzigen Mannes, den er
wiedererkannte. »Da sind wir. Hatte ich dir nicht versprochen, K-Eins, bei Gelegenheit
wiederzukommen? Natürlich konnte ich nicht ahnen, daß du inzwischen den Hyperantrieb
ausprobierst …«
K-1 hatte sich von der Überraschung erholt. Er trat vor und beugte sich zu dem Mausbiber
hinab. »Du hast dein Versprechen gehalten! Damals hast du uns von der Herrschaft der Roboter
befreit, aber ich fürchte, diesmal wirst du uns auch nicht helfen können. Die Ahnen …«
»… sind erwacht, ich weiß. Sie treiben sich überall im Schiff herum und ziehen der Besatzung
die Uniformen aus. Nette Zustände. Aber was viel schlimmer ist: Das Schiff stürzt in eine Sonne,
K-Eins. Wenn ihr nichts unternehmt, dauert es noch drei Tage, und ihr seid verloren. Was ist mit
dem Antrieb? Funktioniert er?«
»Unsere Techniker arbeiten ununterbrochen daran, aber bisher ohne Erfolg. Außerdem werden wir
bei der Arbeit behindert. Im Schiff ist die Hölle los. Räuberbanden überfallen unsere Leute und
plündern sie aus. Es gibt keine Ordnung mehr. Das Recht des Stärkeren regiert.«
Gucky sah nicht mehr auf K-1. Er wandte seine Aufmerksamkeit einem anderen Mann zu, der
vorgetreten war und dem Gespräch mit sichtlichem Interesse lauschte. »Wer bist du?«
Der Mann fuhr zurück, als habe ihn eine Natter gestochen. »Ich bin Kommodore Ceshal von der
ersten Generation. Ich habe das Kommando über das Ahnenschiff übernommen, wie es mir zusteht. Und
wer bist du? Woher kommst du? Wo hast du dich bisher verborgen gehalten? Wie kannst du meine
Sprache sprechen?«
Gucky starrte Ceshal an, als wolle er ihn in Spiritus legen. »Bin ich vielleicht in eine
Quizsendung geraten? Na, und wenn, dann stelle ich die Fragen. Erste Generation, he? Bist wohl
auch zu früh aufgestanden?«
Ceshal schnappte nach Luft, aber Gucky schnitt ihm das Wort ab. »Ich weiß schon, was du sagen
willst – man sieht es dir ja an der Nasenspitze an. Keine Sorge, ich will dir den Posten
nicht streitig machen und ich vergehe auch vor Ehrfurcht, sobald ich Zeit dazu habe. Jetzt habe
ich aber keine Zeit. Wir werden euer Schiff in Schlepp nehmen und aus dem Anziehungsbereich der
Sonne bugsieren. Dazu solltet ihr den Antrieb in entgegengesetzter Flugrichtung kurz einschalten.
Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Der Antrieb ist noch nicht funktionsfähig«, warf K-1 ein.
Ceshal hingegen schien nicht bereit zu sein, sich so ohne weiteres helfen zu lassen.
»Stammt ihr von einem Planeten des arkonidischen Imperiums?« fragte er von oben herab. »Ihr
laßt es an der notwendigen Zurückhaltung fehlen, oder haben sich die Verhältnisse in der Zeit,
die wir verschliefen, so grundlegend geändert?«
»Und ob sie das haben.« Gucky nickte schadenfroh. »Du würdest Augen machen. Aber ich kann dich
beruhigen, Ceshal. Wir stammen von Terra, dem Hauptplaneten eines anderen Sternenreichs, das
damals noch nicht existierte. Arkon und Terra sind befreundet, darum helfen wir euch.«
»Terra?«
»Wirst dich daran noch gewöhnen«, prophezeite Gucky. »Auch daran, daß Ras und ich Teleporter
sind. Also – was ist? Wollt ihr euch nun helfen lassen oder nicht?«
Ceshal schien einen Entschluß gefaßt zu haben. »Wie können wir das? Meine besten Techniker
sind in der Antriebszentrale eingeschlossen. Sie haben zwar einige Roboter bei sich, aber sie
werden ständig angegriffen und können sich kaum ihren Aufgaben widmen. Sie nahmen einen Vorrat an
Lebensmitteln mit, den man ihnen abnehmen möchte. Im Schiff herrscht Hunger.«
»Ich weiß, aber daran ist jetzt nichts zu ändern. Wenn keine neuen Hindernisse auftauchen und
wenn alles klappt, kann dieses Schiff bald auf einem Planeten landen. Vielleicht sogar auf einem
Planeten Arkons. Aber ich brauche Unterstützung. Der Antrieb muß teilweise funktionieren, sonst
schaffen wir es nicht, euch aus dem Bereich der Sonne zu
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