Silberband 012 - Der Anti
ziehen.«
K-1 sah Ceshal an. »Warum zögern Sie eigentlich, Ceshal? Gut, Sie sind nun Kommandant des
Schiffes, aber dieses kleine Wesen, das vor Ihnen steht, hat uns damals geholfen, die Roboter zu
besiegen. Es ist unser Freund. Ihr Zögern muß es beleidigen.«
»Das ist es nicht«, gab Ceshal langsam zurück. »Aber Sie wissen genausogut wie ich, wer der
eigentliche Herr des Schiffes ist. Nicht Sie oder ich, sondern die Anarchie, der Hunger, der
Krieg und die Gewalt regieren. Wir haben nicht einmal mehr eine regelmäßige Interkomverbindung zu
Ekral, Alos und Tunutér. Ab und zu schlägt sich ein Läufer durch. Das ist alles.«
»Das ist genug«, warf Gucky ein. »Ich bin Teleporter und werde springen, wenn mir der Raum
beschrieben wird, in dem sich die Techniker aufhalten. Ras wird solange hierbleiben.«
»Meinst du nicht, daß es besser wäre, Rhodan zu unterrichten, was hier geschehen ist?« Ras
Tschubai sah besorgt aus. »Er sollte es wissen.«
Gucky entschloß sich blitzschnell. »Gut, Ras. Du springst zur DRUSUS und erstattest Bericht.
Ich werde mich um die Techniker kümmern. Wir treffen uns wieder hier in der Zentrale. Unsere
Verbindungsleute sind K-Eins und Ceshal. Grüße Bully von mir, wenn du ihm die Geschichte mit den
Frauen erzählst.«
Ras grinste.
»Er wird sich wundern«, meinte er und entmaterialisierte nach sekundenlanger
Konzentration.
Gucky blieb allein zurück. »Und nun die Antriebszentrale, Ceshal. Zeige mir die Position auf
dem Schiffsplan. Auch ist es besser, wenn mich jemand begleitet, damit ich mir lange Erklärungen
sparen kann. Wir haben keine Minute zu verlieren.«
Er ahnte nicht, daß es in Wirklichkeit sogar um Sekunden ging.
Niemand hatte eine völlige Übersicht, und keiner wußte genau, was im Schiff
geschah. Jeder kämpfte gegen jeden. Es war ein Krieg aller gegen alle. Ein Krieg auch um
alles.
Zuerst waren es Bekleidungsstücke und Decken gewesen, um deren Besitz gekämpft wurde. Dann kam
der Hunger hinzu.
Im Maschinenteil des gigantischen Kugelschiffes hatte Alos den Widerstand organisiert und
dafür gesorgt, daß alle Zugänge hermetisch geschlossen wurden. Die eigentliche Antriebszentrale
war ein runder Saal mit unzähligen Aggregaten und Schalttafeln. Schwere Konverterblöcke bildeten
Gänge und Einzelabteilungen – und eine Unmenge Verstecke.
Es war zwei oder drei Dutzend Erwachten und auch Angehörigen der ursprünglichen Mannschaft
gelungen, in der Maschinenzentrale Zuflucht zu finden. Mit ihren erbeuteten Lebensmitteln und
Waffen hatten sie sich an drei oder vier Stellen verbarrikadiert und ließen niemand eine
willkürlich gesetzte Sicherheitsgrenze überschreiten.
Solange sie ihn nicht bei der Arbeit störten, ließ Alos sie unbehelligt. Er fühlte sich für
die Sicherheit der beiden Wissenschaftler Ekral und Tunutér verantwortlich und hatte dafür zu
sorgen, daß sie den Antrieb reparierten, damit das Schiff nicht in die Sonne stürzte.
In einem Halbkreis umgaben die sieben Roboter die kleine Gruppe der assistierenden Techniker,
die von Ekral ausgesucht worden waren. Jeder der Roboter war bewaffnet und würde nur Alos
gehorchen.
»Ich kann garantieren, daß mindestens drei der Wulstaggregate wieder funktionieren werden«,
sagte Ekral gerade zu seinem Kollegen Tunutér. »Das genügt leider kaum, um den Kurs genügend zu
ändern. Wir müssen wenigstens noch drei weitere Aggregate zum Arbeiten bringen. Dann könnte es
uns vielleicht gelingen, so gerade an der Sonne vorbei ins All zu schießen. Bis wir wieder
zurückfallen, haben wir auch den Rest geschafft.«
»Ich weiß nicht, ob unsere Anstrengungen sich lohnen«, gab Tunutér mißmutig zurück. »Im Schiff
zerbricht eine Zivilisation. Eine jahrtausendealte Kultur wird vom Primitivismus förmlich
überrannt. Was retten wir, wenn wir dieses Schiff retten?«
»Zuerst einmal uns«, erwiderte ihm Ekral nüchtern. Er war gerade dabei, die Verschalung eines
Konverters abzunehmen. »Was weiter wird, sehen wir früh genug. Auf jeden Fall könnte ich nicht
untätig herumsitzen und das Ende abwarten.«
Tunutér wollte antworten, aber eine gewaltige Explosion unterbrach ihn. Splitter surrten quer
durch die Halle und wurden zu häßlichen summenden Abprallern. Wie durch ein Wunder wurde niemand
verletzt.
Im ersten Augenblick nahm Alos an, eins der Aggregate sei detoniert, aber das triumphierende
Geheul einer Meute halbverwilderter Arkoniden belehrte ihn eines Besseren.
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