Silberband 013 - Der Zielstern
daß er schon lange nichts mehr zu sich genommen
hatte. Auch Durst machte sich bemerkbar. Aber das Problem, Rhodan sofort zu verständigen, war
wichtiger.
Vorsichtig begann er, die Masse der Gedankenimpulse zu sortieren. Die schwächeren ließ er
unbeachtet, da ihre Quelle offensichtlich zu weit entfernt war. Die stärkeren hingegen stammten
zweifellos aus dem Gebäude. Es war nicht mehr schwer, Major Tanor zu finden und seine
Gesprächspartner zu identifizieren.
Zu Guckys Überraschung waren es aber nicht Metzat oder Gagolk, sondern ein anderer Major, der
Kommandant eines kleineren Fernaufklärers war. Tanor erteilte ihm gerade einen Befehl und fügte
hinzu: »… bedenken Sie jedoch, daß Eile not tut. Sie starten in genau zehn Stunden und versuchen,
noch morgen abend zurück zu sein. Berichten Sie uns, ob es einen Planeten mit Humanoiden gibt,
die sich anschicken, Arkon zu erobern.«
»Ich kenne meine Pflicht«, lautete die Entgegnung. Einige flüchtige Gedanken folgten, die
einwandfrei bewiesen, daß der Major gegangen war und sich mit dem bevorstehenden Start seines
Schiffes beschäftigte.
Die Akonen hatten also nichts dagegen, daß Metzat eines seiner Schiffe ausschickte, um sich
vom Vorhandensein der Erde zu überzeugen. Das war interessant. Gleichzeitig aber auch logisch und
verständlich. Die Anstrengungen Metzats würden um so größer sein, wenn er die Notwendigkeit
seines Handelns einsah und den Beweis erhielt, daß die Menschen tatsächlich existierten.
Der Kommandant des Aufklärers konnte ja nicht ahnen, daß er, sobald er Arkon III verlassen
würde, in eine Zeitepoche eindringen würde, die für ihn Zukunft bedeutete. Er würde eine Erde
vorfinden, wie sie jetzt war. Mit dieser Beobachtung würde er wieder in seine Gegenwart
zurückkehren und Metzat die Berichte der angeblichen Kolonisten bestätigen.
Gucky war davon überzeugt, daß die Akonen vorsichtig genug waren und Vorkehrungen getroffen
hatten, die es der Besatzung des Aufklärers unmöglich machten, die Wahrheit zu entdecken.
Wahrscheinlich würde es der Besatzung unmöglich sein, Kontakte aufzunehmen oder realistische
Funksprüche aufzufangen. Diese Besatzung würde nie erkennen, daß sie ihre Zeitebene verließ, um
in die Zukunft vorzustoßen, damit sie Daten aus dieser Zukunft in die Vergangenheit brachte.
Das beste war für Gucky, jetzt von hier zu verschwinden. Aber wie? Die
Energiesperre …
Plötzlich fiel es Gucky wie Schuppen von den Augen. Da stand er und suchte nach einem
Ausweg – und er übersah ganz, daß sich ihm dieser Ausweg schon längst angeboten hatte.
Der Aufklärer. Wenn er startete, mußte er ja die Sperre durchbrechen. Vielleicht hoben die
Akonen sie für die wenigen Sekunden auf, die benötigt wurden. Wer sollte es schon bemerken? Die
Arkoniden vielleicht, für die einfach diese Sekunden nicht existierten? Oder jene Arkoniden, die
in der Gegenwart lebten und jetzt …
Wo waren sie eigentlich ›jetzt‹?
Gucky gab es auf, darüber nachzudenken. Er wußte, daß er niemals eine Antwort finden
konnte.
42.
Seit einigen Stunden stand die DRUSUS stationär im Raum und folgte der Rotation von
Arkon III. Genau unten lag der Teil der Oberfläche, an dem sich das Robotgehirn befand, jetzt
allerdings durch die milchige Energiewand den Blicken entzogen.
Man wartete auf Gucky, von dessen Bericht man sich Aufschlüsse erhoffte. Dann würde man
endlich wissen, was auf Arkon III vor sich ging und warum das Robotgehirn ausgefallen war.
Aber Gucky ließ auf sich warten. Rhodan ahnte noch nicht, daß ausgerechnet dieses Warten hier
aller Glück war. Wären die beiden Zeitebenen nicht parallel gelaufen, hätte niemand mehr der Erde
helfen können. So aber verblieb ihr eine kurze Galgenfrist.
General Deringhouse hatte Major Gorm Nordmann das Kommando übergeben und sich schlafen gelegt.
Rhodan weilte in der Zentrale. Er war nicht müde, nur besorgt. Neben ihm saß John Marshall. Der
Telepath hatte vergeblich versucht, Kontakt mit Gucky aufzunehmen.
»Nichts, Sir, absolut nichts.« Marshall schüttelte verzweifelt den Kopf. »Kein einziger
Gedankenimpuls dringt von Arkon III bis hierher. Das Energiefeld schirmt völlig ab. Wir wissen
nicht einmal, ob Gucky überhaupt dort unten angekommen ist.«
Rhodan sah auf die Uhr. »Wir warten noch eine halbe Stunde, dann versuchen wir es erneut mit
dem Fiktivtransmitter.«
Nordmann deutete plötzlich mit allen Anzeichen höchster Erregung auf
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