Silberband 013 - Der Zielstern
Füße versanken. Und das gab ihm die Gewißheit.
»Die Oberfläche ist nicht stabil, Sir«, gab er durch. »Sie gibt nach. Der Diskus ist bereits
eingesunken.«
»Kommen Sie sofort zurück, Sikhra! Beeilen Sie sich!«
Sikhra begann zu laufen. Ihm war, als griffen tausend gierige Klauen nach seinen eilenden
Füßen, aber es mußte nur Einbildung sein. Dann aber, als er dicht vor der Jet stand, erkannte er
seinen Irrtum.
Die Teleskopstützen waren völlig im grauen Boden verschwunden.
Er ließ die fünf Männer vorbei und hastete die Leiter hoch.
Kaum schloß sich hinter ihm die Außenluke, begann der Antrieb zu heulen. Ohne sich darum zu
kümmern, eilte er in die Zentrale, um Bericht zu erstatten. Er konnte in den Gängen, die von
Menschen vollgestopft waren, keine Bewegung der Flugscheibe wahrnehmen. Der Antrieb heulte immer
noch.
Als er in die Zentrale kam, sah er Rhodan neben Oberst Claudrin stehen. Die beiden Männern
starrten wie gebannt auf den Bildschirm, auf dem die eintönige Landschaft des Planeten
unverändert zu sehen war.
Der Erste Offizier, Major Krefenbac, trat Sikhra entgegen.
»Sie haben uns Ihre Beobachtungen zu spät mitgeteilt, fürchte ich«, sagte er ernst. »Wir sind
auf einem Schlammplaneten gelandet.«
Sikhra schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, das ist kein Schlamm. Das ist etwas ganz anderes. Es
trägt gut. Vielleicht ist die Jet zu schwer. Vielleicht sinkt sie nun nicht weiter.«
»Wir können schon nicht mehr starten. Die Kraft des Antriebs reicht nicht aus. Irgend etwas
hält uns fest. Es läßt uns nicht mehr los.«
»Das verstehe ich nicht«, murmelte Sikhra verblüfft. »Ich war nur fünf Minuten draußen.«
»Sikhra, Sie tragen keine Schuld«, mischte Rhodan sich in das Gespräch ein. »Niemand hat
Schuld an unserem Verhängnis. Ich fürchte, wir stehen einer ganz außergewöhnlichen Situation
gegenüber. Eine Frage, Sikhra: Trägt die Oberfläche einen Menschen?«
»Bestimmt, Sir. Ich habe bis zur letzten Sekunde nicht bemerkt, daß ich einsank. Erst als ich
länger an einem Fleck stehenblieb, spürte ich das Nachgeben des Bodens.«
»Gewöhnlicher Schlamm ist es also nicht«, sagte Rhodan nachdenklich und warf dann Claudrin
einen schnellen Blick zu. Nach einer kurzen Pause befahl er: »Geben Sie den Versuch nicht auf,
Oberst. Ich werde inzwischen dafür sorgen, daß alle Männer Lebensmittelrationen und Wasservorräte
erhalten. Waffen wurden ja schon ausgegeben. Wir müssen damit rechnen, daß wir längere Zeit auf
dieser Welt leben müssen. Und zwar eventuell ohne die Vorräte der Space-Jet.«
»Sie nehmen doch nicht an, Sir, daß sie versinkt?«
Rhodan nickte. »Doch, Oberst, das nehme ich an. Vielleicht geht es langsamer, wenn unser
Gewicht nicht mehr da ist, aber versinken wird sie bestimmt. Wer weiß, wie tief unter uns die
feste Kruste des Planeten liegt.«
Die ersten Wissenschaftler betraten die Oberfläche der unheimlichen Welt, als die Jet bereits
so weit eingesunken war, daß die graue Masse dicht unter der Schwelle der Außenluke stand.
Offiziere und Mannschaften folgten ihnen. Rhodan verließ als letzter die Flugscheibe .Er mußte
eine regelrechte Stufe emporsteigen, und die zähe, graue Masse begann bereits, langsam in das
Innere des Schiffes zu fließen.
In der Space-Jet selbst flossen alle noch vorhandenen Energien in das einzig noch arbeitende
Funkgerät und speisten den Sender. Ein Notimpuls wurde ausgestrahlt.
Sie standen in einiger Entfernung und sahen zu, wie ihr Schiff versank. Der Boden unter ihren
Füßen war nicht sicher, das wußten sie. Aber er trug sie.
Als der kuppelartige Aufbau der Space-Jet völlig verschwunden war, schaltete Rhodan den
kleinen Empfänger ein und stellte die Wellenlänge auf die des Notsenders. Es war nichts zu hören.
Die graue Masse verschluckte die Wellen. Niemand würde den Notruf noch auffangen können –
wenn es nicht bereits geschehen war.
Rhodan schaltete ab. Er blickte ratlos auf die Stelle, an der sein Schiff versunken war. Dann
gab er sich einen Ruck.
»Wir werden ein Stück gehen. Vielleicht finden wir festen Boden, wo wir unser Lager
aufschlagen können.«
Sie marschierten los. Die Sonne war tiefer gesunken und warf lange Schatten, die sich kaum von
dem dunklen Boden abhoben. Rhodan ging mit Oberst Claudrin voran. Einen Angriff befürchteten sie
nicht. Diese Welt schien in der Tat völlig unbewohnt zu sein. Keine Spur von Leben. Und doch eine
atembare
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