Silberband 013 - Der Zielstern
vorlaut, schwieg.
Über die Schnellstraße kam ein Fahrzeug heran, die Scheinwerfer aufgeblendet. Der Strahl ging
weit in die Nacht hinein. Der Wagen raste. Der Fahrer mußte die Strecke genau kennen. Auf einen
Kilometer Distanz fegte er an den Männern vorbei, die auf freiem Feld standen und warteten, ob
Gucky etwas spürte.
»Chef, in dem Flitzer sitzt ein Ara.« Guckys Piepsstimme überschlug sich vor Aufregung. »Ich
verschwinde. Marshall, halte Kontakt mit mir.«
Mit dem letzten Wort war er teleportiert.
Einen Augenblick darauf sagte John Marshall: »Gucky ist verrückt. Er sitzt auf dem Dach des
Fahrzeugs. Er fährt auf die City zu … Jetzt passiert es den Marktplatz …
Rundverkehr – dritte Straße rechts. Gucky meint, es wäre eine Ausfallstraße. Der Wagen
beschleunigt … Oh, was flucht der Kleine. Er kann sich kaum noch halten. Er will
teleportieren. Nein, er ist geblieben. Das Fahrzeug stoppt, biegt in einen Privatweg ein.
Robotsicherungen … Moment, jetzt verstehe ich den Kleinen nicht. Was denkt er nur für einen
Unsinn? Was hat ein Zuckerbäcker in seinen Gedanken zu tun? Ein kleines Schlößchen im
Zuckerbäckerstil … Vier Aras. Drei erwarten den Wagen. Noch einer kommt aus dem Haus. Aras
in Terranermaske …«
»Das genügt«, unterbrach ihn Rhodan. »Wir brechen auf und versuchen, Gucky zu folgen. John,
Sie führen uns.«
Sie hoben sich vom Boden ab, bildeten eine Kette und flogen in hundert Meter Höhe der kleinen
Stadt zu.
Die Straßenbeleuchtung funktionierte. Der Marktplatz war nicht zu übersehen. Nur in wenigen
Häusern brannte Licht. Soisy sur Seine schlief.
John Marshall führte sie ohne Umwege dem Ziel zu, wo sich Gucky und die Aras befanden.
Innerhalb des Parks, der das kleine Schloß umgab, landeten sie zwischen duftenden Blumen und
Sträuchern.
Kühle und von Feuchtigkeit übersättigte Nachtluft empfing sie. Rund zweihundert Meter weiter
brannte über dem Schloßportal Licht. Davor stand ein Fahrzeug, wahrscheinlich dasselbe, das sie
über die Schnellstraße hatten rasen sehen.
»Gucky ist im Haus«, meldete Marshall. »Darin wimmelt es von Galaktischen Medizinern. Nach
Gucky unterhalten sie sich über die Plasmainfektion. Sie … sie machen sich darüber
lustig.«
»Aber nicht mehr lange«, knurrte Bully drohend.
»Nun halte endlich deinen Mund«, fuhr Perry seinen Freund grob an. »Marshall, rufen Sie Gucky
zurück.«
In der nächsten Sekunde stand Gucky vor ihnen.
»Helm öffnen!« befahl Rhodan. »Funk abschalten. Wir wollen nicht angepeilt …«
Hastig fiel Marshall ihm ins Wort: »Sir, die Aras haben uns entdeckt und starten einen
Roboterangriff auf uns. Wir müssen verschwinden. Man hat uns genau im Peilstrahl.«
Bei der ersten Warnung hatte Rhodan seinen leistungsstarken Minikom eingeschaltet und rief
hinein: »Taube! Taube! Zweimal Habicht!«
An diesen Kodebezeichnungen konnten sich die Aras die Zähne ausbeißen. Bis sie begriffen, was
die Worte bedeuteten, war die BURMA über dem Schloß.
Im nächsten Augenblick brach der Angriff schon los.
Arkonidische Kampfroboter schossen aus allen Strahlwaffen auf sie, aber sie verwüsteten mit
den weitreichenden Energiestrahlen lediglich einen Teil der Parkanlage, denn vor dem ersten Schuß
jagten sechs Terraner und Gucky senkrecht in den nachtdunklen Himmel hinein.
Dann war Gucky verschwunden. Allan D. Mercant, der vorletzte in der Kette, vermißte ihn, aber
wohin der Mausbiber verschwunden war, zeigte sich schon im nächsten Augenblick.
Fünf tonnenschwere arkonidische Kampfmaschinen jagten wie Düsenflugzeuge zum Himmel hoch. Die
positronischen Automaten, die nicht begreifen konnten, was mit ihnen geschah, schossen ziellos in
alle Richtungen. Die Kampfstrahlen, in den ersten Sekunden noch grell in ihren Farben, verblaßten
und wurden dünner.
Schließlich entließ Gucky die Roboter aus seinen telekinetischen Kräften, und begleitet von
aufheulenden Luftmassen stürzten sie aus einigen hundert Metern Höhe zu Boden. Wie fünf Bomben,
die nicht zündeten, bohrten sie sich tief in den Parkboden hinein.
»Sir, die Aras sprengen das Schloß in die Luft.«
John Marshalls Warnung war einige Sekunden zu spät gekommen.
Die Erde tat sich auf. Ein Feuerorkan zerriß ein kleines Schloß, das seit mehr als vierhundert
Jahren am Stadtrand von Soisy sur Seine gestanden hatte.
Als die erste Druckwelle die Flüchtenden erfaßte, wurden sie wie welkes Laub über die Stadt
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