Silberband 014 - Rhodans Sohn
drücken, sind für einen Robot eine kleine Ewigkeit. Schneller als jemand sehen konnte,
riß Meech die rechte Hand nach oben und löste den Schockstrahler aus, dessen Laufmündung unter
der Nagelimitation des Zeigefingers lag. Mit einem Schrei zuckte der Fremde zusammen, richtete
sich starr auf und fiel dann zur Seite.
Meech streckte die Arme weit zur Seite und drehte sich ein zweites Mal um. Seine Taktik war
richtig gewesen. Zwei der übriggebliebenen Kämpfer hatten die Situation inzwischen verstanden und
drangen, mit den Knüppeln bewaffnet, auf ihn ein. Meech ruckte mit den Armen nach vorn und traf
sie beide gegen die Stirn. Ohne noch einen Laut von sich zu geben, stürzten sie hintenüber und
blieben reglos liegen. Meech betäubte die beiden, die ihn hatten forttragen wollen, noch bevor
sie sich wieder aufrichten konnten. Damit war die Schlacht beendet, und Meech hielt sorgfältig
Ausschau, ob irgendwo in gefährlicher Nähe noch ein weiterer Gegner verborgen war.
Die Gehirne der fünf Bewußtlosen waren stumm. Meech empfing das gedämpfte Gemurmel, das die
wartende Menge draußen verbreitete, und darüber hinweg das kräftige Dröhnen des geheimnisvollen
Fremden, den er vor sechs Tagen bei dessen Landung auf Utik zum erstenmal vernommen hatte. Es war
dieser Fremde, von dem der merkwürdige Zauber ausging, der die Menschenmenge auf den
Vorortstraßen von Massennock gefangenhielt – davon war Meech längst überzeugt.
In seiner Nähe dagegen befand sich niemand. Die fünf, die ohnmächtig auf dem Boden lagen,
stellten die gesamte gegnerische Streitmacht dar.
Meech brauchte nicht lange zu überlegen, was jetzt zu tun war. Er hatte fünf wichtige
Gefangene, die in Sicherheit gebracht werden mußten, und einen bewußtlosen Vorgesetzten, den er
wenigstens so weit bringen mußte, daß er, wenn er wieder zu sich kam, sich außerhalb des
Bannkreises befand, hinter dessen Grenze alle Leute glaubten, sie hätten nichts anderes zu tun,
als auf eine wundersame Blume aufzupassen und sie zu schützen.
Das alles mußte ohne viel Aufhebens geschehen. Meech brauchte einen großen Automatwagen, aber
in diesem abgeriegelten Teil der Stadt konnte er keinen bekommen. Er erinnerte sich, daß der
Wohnblock, an dessen nordöstlichem Ende er sich jetzt befand, nach rückwärts bis zu der Kreuzung
reichte, die die Polizisten unter Leutnant Nazdek besetzt hielten. Wenn er Ron und die Gefangenen
also bis zum anderen Ausgang schleppen konnte, dann würde er Nazdek ein Zeichen geben und einen
Automatwagen besorgen können.
Er machte sich unverzüglich auf den Weg. Einer der Hauptgänge des Gebäudes zweigte unmittelbar
von der Empfangshalle ab. Meech nahm Ron und einen der Fremden unter die Arme und zog sie so, daß
die Füße auf dem Boden schleiften, hinter sich her. Er schätzte, daß er bis ans andere Ende des
Gebäudes etwa fünf Minuten brauchen würde. Die Wirkung des Schockschusses dagegen hielt
wenigstens zwei Stunden an.
Er brauchte wegen der übrigen drei Gefangenen keine Sorge zu haben.
24.
Kalal wußte, daß er so gut wie verloren war.
Was auch immer mit den Menschen jenseits der festen Tempelmauern geschehen war – es gab
keinen Zweifel daran, daß das Gerät auf seiner Brust es verursachte. Kalal erinnerte sich, wie er
zu diesem Gerät gelangt war. Vor wenigen Wochen war er mit achtzehn anderen Hohenpriestern nach
Trakarat gerufen worden, dem Sitz des Hohen Baalols. Jeder Hohepriester hatte einen der
Zellaktivatoren erhalten, die Cardif auf Wanderer besorgt hatte. Einen Aktivator hatte der Hohe
Baalol für sich behalten. Danach war Kalal in einer neuen Mission nach Utik geschickt worden.
Während des Fluges nach Utik hatte er die wohltuende Wirkung des Aktivators genossen. Erst als
Kalal das Raumschiff verlassen hatte, waren diese entsetzlichen Dinge geschehen.
Die Ziele des Baalol-Kults vertrugen gerade in dieser Zeit nichts weniger als öffentliches
Aufsehen. Kalal wußte, daß er sein Amt als Hoherpriester und vielleicht auch sein Leben verlieren
würde, wenn der Hohe Baalol von seinem Mißgeschick auf Utik erfuhr – ungeachtet dessen, ob
er etwas für das Mißgeschick konnte oder nicht.
Er hatte versucht, das Gerät von seiner Brust zu entfernen. Das war weder ihm noch den
Ara-Spezialisten im Innern des Tempels gelungen. Der Zellaktivator hatte sich seinen Weg durch
das Gewebe gesucht und war in der Nähe des Herzens zur Ruhe gekommen. Als ob eine teuflische
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